Dienstag, 12.03.2019

Surfen, Klettern und eine neue Mitbewohnerin

Die letzte Woche war vergleichsweise mal relativ ruhig, in dem Sinne, dass ich das Wochenende in Dunedin verbracht habe und keine längere Tour anstand.

Am Dienstag war ich hier in Neuseeland das erste Mal surfen. Am St Clair Beach gibt es eine Surfschule, die Surfkurse und Materialverleih für Studenten etwas vergünstigt anbietet. Dort habe ich mir ein Paket mit 3 Unterrichtseinheiten gebucht und dann am Dienstagfrüh direkt das super Wetter genutzt, um die erste Kursstunde einzulösen. Es hat wie immer großen Spaß gemacht, allerdings sind die Bedingungen hier nicht ganz so einfach. Zum einen gibt es extrem viele Sandbänke bzw. ist der Untergrund insgesamt einfach extrem uneben, sodass man tierisch aufpassen muss, wo man hintritt und wie und wo man vom Board runterspringt. Manchmal geht einem das Wasser an einer Stelle nur bis zur Hüfte und einen Schritt weiter kann man plötzlich nicht mehr stehen. Zum anderen gibt es hier Strömungen, die bisweilen extrem stark sind, sodass es sehr anstrengend bis unmöglich ist, im Wasser dagegen anzukommen. Wenn man es einmal nach draußen geschafft hat, sind die Wellen dafür richtig gut. Der Unterricht ist allerdings nur mäßig hilfreich und nach den 3 Stunden werde ich mir vermutlich eher noch mal einfach Material ausleihen - je nachdem wie lange das Wetter und die Temperaturen überhaupt noch mitspielen. Ohne Neoprenanzug geht hier sowieso nichts, das Wasser hat aktuell noch ca. 14 °C (wobei ein Kanadier das am Dienstag wohl ziemlich warm fand und tatsächlich 1,5 Std. nur in Badeshorts mit uns surfen war :D).

Am Mittwochabend wurde von Uniflats ein "Speed Meet" organisiert, quasi wie Speed-Dating, nur für Freundschaften. Eigentlich ging es einfach nur darum, ein paar andere Leute aus den Uniflats (also überwiegend internationale Studenten) kennenzulernen. Die Veranstaltung selbst war nicht so wirklich der Bringer, da der Lautstärkepegel eine wirkliche Unterhaltung kaum möglich gemacht hat und man am Ende 10 verschiedenen Leuten nacheinander über den Tisch die immer gleichen Dinge zugebrüllt hat - wie heißt du, woher kommst du, was studierst du. Kurz danach wusste also eigentlich keiner mehr, mit wem er da gesprochen hatte und so wirklich interessiert hat es auch niemanden. Dafür gab es aber anschließend noch kostenloses Abendessen (der eigentliche Grund, weshalb die meisten gekommen waren :D). Dafür hat es sich dann auch wieder gelohnt. Und beim Rumstehen und Futtern vorher und nachher kam dann tatsächlich eher mal das eine oder andere interessante Gespräch zustande.

Am Donnerstag hatte ich morgens meine zweite Surfstunde, diesmal bei deutlich angenehmeren Bedingungen als am Dienstag - weniger Strömungen und weniger "Löcher" im Boden. Dadurch und durch eine zunehmende Gewöhnung an das Surfboard (etwas kürzer als die, die ich bisher so hatte) hab ichs dann irgendwann tatsächlich auch mal geschafft, mehr auf dem Board zu stehen als semi-akrobatisch im Schleudergang vom Board zu fliegen :D

Ich muss ja sagen, morgens erstmal an den Strand surfen gehen und anschließend in die Uni (oder zur Arbeit) ist schon etwas, woran ich mich ganz gut gewöhnen könnte. :P Es ist außerdem sehr entspannt, dass es hier ja sowieso normal ist, überall in Flipflops oder Badelatschen rumzulaufen. Man kann also quasi vom Strand mit dem Bus zurückfahren und geradewegs in die Vorlesung düsen - mit versalzen nassen Haaren, Flipflops und Strandshorts, ohne dass sich irgendjemand daran stören oder auch nur darüber wundern würde. (Übrigens: Tennissocken in Sandalen sind ja irgendwie deutsches Klischee, aber während ich sowas in Deutschland dann doch eher selten sehe, ist das hier absoluter Standard! Am liebsten allerdings Tennissocken in Flipflops oder Adidas-Badelatschen...)

 

Am Donnerstagmittag bekamen wir in unserer Wohnung ziemlich unerwartet Besuch von der Uniflats-Koordinatorin, die uns mitteilte, dass unsere amerikanische Mitbewohnerin Lauren aus unserer Wohnung ausziehen wird und wir dafür eine neue Mitbewohnerin aus Tuvalu bekommen. Der Wechsel sollte bereits kurzfristig am nächsten Tag stattfinden.

Am Donnerstagabend fand vom AAPES Club eine Quiznight mit Pizza statt, die ziemlich lustig war, auch wenn ich in den drei Runden mit jeweils 10 Fragen keine einzige beantworten konnte. Wüsstet ihr auf Anhieb, wieviele endemische Froscharten es in Neuseeland gibt und könnt die alle mit wissenschaftlichem Namen aufzählen? Sehr gut, ich nämlich auch nicht. :D Dank einiger neuseeländischer Biologie-Studenten im Team haben wir am Ende aber immerhin von 5 Teams doch noch den 3. Platz erreicht. :P

Am Freitagvormittag gab es dann den kleinen Umzug, Lauren zog aus und mit Toka bekam ich eine neue Etagennachbarin. Wirklich traurig über den Wechsel war ich ehrlich gesagt nicht - Lauren war zwar nett, passte aber im Grunde von vorneherein nicht in unsere WG und spätestens nach der letzten Nacht vor ihrem Auszug hab ich nur noch die Stunden gezählt (und mich - sorry dafür - bei dem einen oder anderen von euch ausgekotzt (Achtung, Wortwitz im Tiefflug :P)). Übers Wochenende habe ich dann die Ruhe genossen, da wir hier nur zu viert waren, und den Sonntag nicht zuletzt damit verbracht, in unserem Badezimmer im Erdgeschoss mal sämtliche im Haus verfügbare Reinigungsmittel und Duftsprays durchzutesten - ich glaube ich bin jetzt langfristig lavendelduftgestört. :D

Viel cooler war dafür der Freitagabend, da hatte ich nämlich den ersten Teil meines zweitägigen Kletterkurses. Dafür ging es mit unserem Kursleiter und fünf anderen zunächst in die Logan Park Highschool, wo es eine kleine, leider nicht öffentlich zugängliche Indoor-Kletterhalle gibt. Klein ist die wirklich, die höchsten Wände sind gerade mal 5 Meter hoch und damit kaum höher als eine Boulderwand. Allerdings haben die ein ganz lustiges Routenkennzeichnungssystem, wodurch es selbst auf dem geringen Raum super viele verschiedene Routen gibt, weil ein Kletterelement für mehrere verschiedene Routen genutzt wird. Und der Kursleiter war mega nett und cool drauf, sodass ich auch endlich mal meine ganzen Fragen loswerden konnte, die ich mir beim Klettern in Deutschland schon immer gestellt hab. Die Fragen zum Thema Gewichtsunterschiede und was man so macht, wenn man auf einmal als Sicherer selbst in der Luft hängt, haben sich dann letztlich auch ganz praktisch beantwortet. :D Wir sind nämlich anfangs in Dreierteams geklettert, wobei meine beiden Kletterpartner gut 15 bzw. 35 kg schwerer waren als ich. Und da das ATC ein rein manuelles Sicherungsgerät ist, war es für mich spätestens bei den 35 kg Differenz unmöglich, nicht die Bodenhaftung zu verlieren. ;P Wir durften dann anschließend auch noch so lange weiterklettern wie wir wollten und Kraft in den Armen hatten, und ich bin mit der Tochter des Kursleiters noch ein bisschen an den Bouldertraversen rumgeklettert (die er geschraubt hatte, und für die wir Mädels beide zu kurz waren - war aber sehr lustig :D). Anschließend wurden wir netterweise sogar nach Hause gefahren.

Am Samstag fand dann ganztägig der zweite Kursteil statt und das war erst der richtig coole Teil, denn es ging erstmals nach draußen an den Felsen. Um 9.30 Uhr wurden wir abgeholt und fuhren zunächst nach Port Chalmers, ein kleiner Küstenort etwas nördlich des Stadtzentrums von Dunedin. Dort gibt es eine Art Garten bzw. kleinen Park mit verschiedenen Basaltstein-Kletterwänden und einer Aussichtsplattform, ziemlich hoch auf dem Berg gelegen mit Aussicht auf den Ort, den Hafen und die Meeresbucht. Und ich muss echt sagen, draußen am Felsen bekommt Klettern definitiv noch mal eine komplett andere Dimension. Ich glaub wenn man einmal da draußen war, sieht man Kunstkletterwände mit anderen Augen - das ist dann vor allem eine Vorbereitung für den Fels und eine Möglichkeit, bestimmte Bewegungen und Klettertechniken auszuprobieren. Aber im Grunde zieht es einen dann eigentlich immer wieder nach draußen. Hab ich vorher nicht so hundert Prozent verstanden, aber jetzt definitiv schon, auch das Suchtpotenzial. :D Das Coole ist draußen auf jeden Fall auch, dass dort einfach jede Wand komplett anders ist.

Nachdem wir vormittags erstmal in Dreierteams in Port Chalmers an der Chakrata-Wand geklettert sind, ging es nachmittags dann noch etwas weiter Richtung Norden zum Long Beach - quasi DAS Klettermekka vor der Haustür von Dunedin. Der große bis zu 20m hohe Pinnacle-Fels, an dem wir kletterten, ist dort nur eine von vielen Klettermöglichkeiten. An der Ostseite des Strandes gibt es noch einige bis zu 35m hohe Kletterwände in sämtlichen Schwierigkeitsgraden. Am Long Beach kletterten wir in Zweierteams, was ganz angenehm war, da ich dann mit Sarah (der anderen deutschen Studentin, mit der ich auch schon auf dem ersten Wochenendtrip gewesen war) klettern konnte. Das hat nicht nur die Verständigung leichter gemacht, die am Fels sowieso schon wesentlich schwieriger ist als in der Halle, sondern war auch insofern wesentlich einfacher, als wir beide gleich viel (oder wenig) wiegen. Es gab also keine unfreiwilligen Flugeinlagen mehr - bzw. nur für den Kletterer, nicht für den Sichernden. :D

(Man merkt gar nicht, dass ich begeistert bin, oder? :D Könnte noch drei weitere Din A4-Seiten zum Klettern schreiben, aber das erspar ich euch jetzt wirklich :P)

Wenn das Wetter mitspielt, geht es die nächsten Mittwochabende dann regelmäßig mit dem Tramping Club an den Fels klettern, jedenfalls noch bis zur Zeitumstellung, die ja schon in ein paar Wochen ist.

Am Samstagabend war ich jedenfalls so hundemüde wie schon lange nicht mehr...und habe trotz Party nebenan tief und fest geschlafen.

Am Sonntag war zur Abwechslung schließlich (neben dem Badezimmer-Schrubben) einfach mal Ausruhen angesagt. Jedenfalls so halbwegs - mittags war ich mit Rebecca noch in der Innenstadt, einkaufen für unser wöchentliches WG-Abendessen. Da eigentlich Lauren diese Woche mit Kochen drangewesen wäre, das aber nun ja ausfiel, hatten Rebecca und ich beschlossen einfach gemeinsam zu kochen. Erst machten wir aber noch einen kurzen Umweg in den Klamottenladen, weil Rebecca dort etwas bestimmtes kaufen wollte. Am Ende hat sie nichts gekauft, ich dafür schon...so war das nicht geplant! :D Im Supermarkt haben wir dann den Fehler gemacht, einen Einkaufswagen zu nehmen, was dazu geführt hat, dass wir deutlich mehr eingekauft haben, als wir tragen konnten (und für das Abendessen das doppelte von dem ausgegeben haben, was wir eigentlich ausgeben sollten - weil alleine der Halloumi-Käse schon 21 Dollar (= ca. 13 €) gekostet hat). Dumme Idee, gaaaanz dumme Idee. Ich glaube auf dem Rückweg haben uns die Leute für ziemlich bekloppt gehalten, weil wir nicht wussten ob wir weinen oder lachen sollten. Jeder 2 volle Taschen und die dritte gemeinsam tragend, schleppten wir uns den Berg hoch. Das Abendessen, eine vegetarische Version des schwedischen Gerichts "Flygande Jacob", wurde aber richtig lecker - dafür hat sich die Anstrengung dann doch wieder gelohnt. :D