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Samstag, 04.05.2019

Geburtstag im Herbst & Ein Wochenende auf der Nordinsel

Mein Video-Programm hat sich meiner erbarmt und daher gibt es jetzt mit Verspätung erstmal noch ein Kurzvideo mit zumindest ein paar kleinen Impressionen vom Milford Sound:

 

 

In der Nacht von Samstag, den 6. April auf Sonntag, den 7. April war in Neuseeland "Daylight savings end", d.h. zum Ende der Sommerzeit wurden die Uhren eine Stunde zurückgestellt. Bei den ganzen Zeitverschiebungen durch meine Flüge ist das zumindest etwas Nettes - da ich in Deutschland, jetzt in Neuseeland und dann wieder in Deutschland 3x die Umstellung auf die Winterzeit habe, bekomme ich jedes Mal eine Stunde Extraschlaf geschenkt. :D Auf jeden Fall bin ich euch zeitlich jetzt nur noch 10 Stunden voraus.

Am Mittwoch durfte ich zum ersten (und möglicherweise einzigen) Mal meinen Geburtstag in Neuseeland feiern. So richtig Glück hatte ich mit dem Tag eigentlich nicht, denn erstens hatte ich von morgens bis spätnachmittags Uni - darunter mein zweistündiges eher verhasstes Tutorium, wo wir uns diesmal schon wieder in 50 Minuten ein spontan recherchiertes und mit vollständigem Quellenverzeichnis versehenes Essay aus den Fingern saugen durften, was dann benotet wurde - und zweitens war es quasi den gesamten Tag am Dauerregnen. Aber dank meiner lieben Mitbewohnerinnen und eurer ganzen Nachrichten wurde der Tag schlussendlich doch noch richtig schön. :-) Morgens fand ich schon eine Karte von Kate vor meiner Zimmertür, nachmittags nach der Uni wurde ich dann von meinen Mitbewohnerinnen mit einem Geburtstags-Ständchen und mit einem super leckeren Schokokuchen, den Veronika gebacken hatte, überrascht.

 

Nach einer kleinen Kuchenrunde zuhause ging es mit Kate dann noch auf eine heiße Schokolade in eines ihrer Lieblingscafés in der Nähe vom Octagon und abends schaute ich mir im Rialto Cinema das Oceanfilmfestival an, was richtig cool war. Nach 26 Lebensjahren habe ich den alleinigen Gang ins Kino nun also auch mal abgehakt (wobei man in Neuseeland eh keine Chance hat, länger als 5 Minuten alleine zu bleiben :D).

 

Insgesamt war die Woche nicht nur bei mir, sondern auch bei allen anderen ansonsten recht vollgepackt mit Midterm Tests und Aufgaben für die Uni - man merkt, dass es so langsam Richtung Osterferien bzw. Midsemester Break geht.

Am Donnerstag war schon wieder Rucksack packen angesagt, denn am Freitag (12. April) ging mein Flieger auf die Nordinsel, nach Auckland.

Um 3.30 Uhr hieß es aufstehen, um 4.10 Uhr wurde ich vom Shuttle abgeholt und zum Flughafen gefahren. Fast pünktlich um kurz nach 6 Uhr hob der Flieger ab Richtung Auckland und ich hatte Glück, denn obwohl es am frühen Morgen extrem stürmisch war, waren sowohl der Start als auch der Flug selbst komplett ruhig und ich konnte einen schönen Sonnenaufgang genießen.

 

Bei der Landung in Auckland war es leicht am Regnen, dafür gab es dann gleich wieder einen schönen Regenbogen. So viele Regenbögen wie hier, dürfte es sonst kaum irgendwo geben. In Auckland hatte ich noch gut 3 Stunden Aufenthalt am Flughafen, machte es mir also bequem, holte mir was zu essen und beobachtete die Spatzen, die fröhlich durch die Wartehalle hüpften.

Mit dem Intercity-Bus ging es anschließend weiter nach Taupo, wobei ich noch einen einstündigen Umstiegsstopp in Hamilton hatte. Leider hat sich alles etwas verzögert, denn zunächst gab es kurz vor Auckland einen Unfall auf der Autobahn und später hatte der zweite Bus in Hamilton über eine Stunde Verspätung. Anmerkung an dieser Stelle: ich bin fasziniert, wie gut das Prinzip Rettungsgasse hier in Neuseeland funktioniert - zumindest dort. Selbst die kurzen Abschnitte "richtiger Autobahn" rund um Auckland sind doch tendenziell schmaler als bei uns, maximal zweispurig und dort sind zahlreiche große LKWs unterwegs - trotzdem wurde in kürzester Zeit Platz gemacht für mehrere große Feuerwehrautos, Krankenwagen und Polizei. Kein Drängeln und im Übrigen auch kein Gaffen, der Verkehr auf der Gegenfahrbahn bremste nicht mal ab. Mich würde schon mal interessieren, warum soetwas an manchen Orten funktioniert und an anderen so gar nicht...

Nach insgesamt über 15 Stunden unterwegs erreichte ich schließlich um kurz nach 19 Uhr mein Hostel in Taupo. Glücklicherweise war der Supermarkt gleich gegenüber, sodass ich mir noch schnell eine Kleinigkeit zum Abendessen holen und dann frühzeitig schlafen gehen konnte.

Samstags machte ich morgens zunächst einen Spaziergang durch Taupo, unter anderem runter zum See und zum kleinen Rosengarten.

  

Mittags hatte ich mich mit Embony aus Hongkong verabredet, mit der ich mein Hostelzimmer teilte - wir wollten zusammen zum Spa Thermal Park laufen. Das ist ein Park am Ufer des Waikato-River gelegen, wo es einige natürliche heiße Quellen gibt, die frei zugänglich sind und in denen man baden kann. Unterwegs kamen wir am Taupo Bungee Jumping vorbei, wo wir ein paar Leuten beim Springen zuschauten und außerdem an einem netten Spielplatz für kleine (und manchmal auch große) Kinder - also für uns. :D

 

An den Hot Pools trafen wir schließlich noch Anh, eine Vietnamesin, die auch im gleichen Hostel wohnte. Zu dritt testeten wir also einmal alle Pools durch und machten uns einen entspannten Nachmittag. Man weiß die coolen Orte hier schon gut zu vermarkten - die Pools sind zwar natürlich (es handelt sich um einen kleinen heißen Nebenstrom, den "Otumuheke Stream", der durch einige Pools in den Waikato River fließt), aber es gibt doch Umkleidekabinen und auch ein Imbisskiosk nebendran. Gut besucht ist der Ort wohl vor allem bei gutem Wetter nahezu immer.

 

Nachdem wir uns aufgewärmt hatten und anschließend am Kiosk gestärkt, liefen wir zu dritt noch weiter zu den Huka Falls.

  

Eigentlich wären wir gerne noch zu den Craters of the Moon gelaufen, ein Geothermal- und Vulkanpark, durch den verschiedene Rundwege führen, aber leider hatte der bereits geschlossen. Also machten wir uns von den Huka Falls aus wieder auf den Rückweg, da es bereits dunkel wurde. Anh überlegte kurz, noch mal im Mondschein in die jetzt etwas leereren und verlockend dampfenden Quellen zu hüpfen, entschied sich dann aber doch dagegen.

 

Zurück im Hostel aßen wir stattdessen noch gemeinsam zu Abend.

Am Sonntagmorgen hieß es wieder früh aufstehen, denn um 5.20 Uhr wurde ich am Hostel vom Shuttle-Bus für das Tongariro Crossing abgeholt - der eigentlich Grund, warum ich überhaupt auf die Nordinsel geflogen war.

Das Tongariro Alpine Crossing ist eine Tageswanderung im Zentrum der Nordinsel südlich von Taupo und eigentlich ein 19,4 km langer Abschnitt des 3- bis 4-tägigen Great Walks "Tongariro Northern Circuit". Es ist die mit Abstand beliebteste und meistgelaufene Tageswanderung in Neuseeland und führt direkt über die zum Pazifischen Feuerring gehörenden drei aktiven Vulkane Tongariro, Ngauruhoe (als Mount Doom oder Schicksalsberg in Herr der Ringe bekannt geworden) und Ruapehu. Das Vulkangebiet bildet den ältesten Nationalpark Neuseelands, ist UNESCO Weltnatur- und Weltkulturerbe und insbesondere für die lokalen Maori von besonderer Bedeutung. Die Maori verehren die dortigen Vulkane mitsamt ihrer Kraterseen als heilig, weshalb man weder die Vulkangipfel besteigen, noch das Wasser der Seen berühren soll.

Im Shuttle-Bus traf ich Modestas wieder, einen Lithauer, den ich bereits zuvor im Bus von Hamilton nach Taupo getroffen hatte. Wir entschieden uns daraufhin kurzerhand, das Crossing gemeinsam zu laufen. Als wir nach knapp 2 Stunden Fahrt am Mangatepopo Carpark, dem Ausgangspunkt der Wanderung, ankamen, ging gerade die Sonne auf. In der Ferne konnte man sogar den schneebedeckten Gipfel des gut 150 km entfernten Mount Taranaki erkennen, ein knapp über 2500m hoher Stratovulkan an der Westküste der Nordinsel.

 

Der erste Teil der Wanderung vom Mangatepopo Carpark zu den Soda Springs ist noch relativ flach mit nur kleineren Steigungen, geht teilweise über Stege entlang des Mangatepopo-Flusses und bietet noch ein bisschen Vegetation. Das mit der Vegetation ist erwähnenswert, da der Track bereits auf 1120m Höhe startet und überwiegend über vegetationsloses Lavageröll führt.

 

Nach einem kurzen Seiten-Abstecher zu den Soda Springs, wo ich mir erstmal ein zweites Frühstück gönnte, ging es weiter Richtung South Crater. Dieser Teil des Weges heißt nicht umsonst "Devil's Staircase", denn er führt über gefühlt endlose Treppenstufen steil hinauf zum Fuße des Mt Ngauruhoe. Auf diesem Abschnitt musste ich tatsächlich mal kurz meine Winterjacke ausziehen, obwohl es hier oben ordentliche Minustemperaturen hatte - aber die Sonne schien vom strahlend blauen Himmel und brachte mich zusammen mit den Treppenstufen gut ins Schwitzen.

 

Nach dem Passieren der South Crater-Ebene kam der Teil, den ich am härtesten fand - der Aufstieg zum Red Crater. Dieser Abschnitt ist nicht allzu lang, folgt aber keinem klaren Weg und ist ziemlich steil, bei Minustemperaturen teils vereist und rutschig und zudem wehte hier ein starker und eiskalter Wind. Die Blicke auf den leicht qualmenden Mt Ngauruhoe, die weite Vulkanebene und die Vulkantäler machen die Anstrengungen aber allemal wett.

 

Getoppt wird diese Aussicht, wenn man oben ankommt und unmittelbar in den feuerroten Red Crater blickt, aus dem es an einigen Stellen stets qualmt. Mich wundert hier oben stehend nicht, dass diese Orte für die Maori heilig sind und eine große spirituelle Bedeutung haben. Ich glaube, man muss nicht religiös sein, um an solchen Orten eine Art Ehrfurcht zu empfinden, allemal für die Naturgewalten, die eine solche Landschaft hervorbringen. Es sind diese Orte, an denen man sich als Mensch auf einmal unfassbar klein vorkommt, weil ihnen eine Kraft innewohnt, gegen die wir nichts als eine Feder im Wind sind - für uns Menschen völlig unkontrollierbar, aber unendlich faszinierend.

  

Der Red Crater ist mit 1868m der höchste Punkt des Tongariro Alpine Crossings und der Weg führt einen einmal um den halben Krater herum. Auf der anderen Seite öffnet sich dann die Aussicht in ein Vulkantal mit den Emerald Lakes, mehreren Kraterseen, die aufgrund der in ihnen enthaltenen Mineralien in tiefstem Grün und Blau schillern - umgeben von qualmender schwefelgefärbter Landschaft.

 

Der Abstieg vom Red Crater zu den Emerald Lakes stellte sich zum Glück als deutlich harmloser raus, als ich zuvor befürchtet hatte. Offenbar passieren auf diesem Abschnitt die meisten Unfälle, da der Abstieg extrem steil ist und das Geröll unter den Füßen lose, ohne, dass man sich irgendwo festhalten kann. Zum Glück war das Lavageröll aber eher wie Sand, sodass man zwar immer mal ins Rutschen geriet, aber sofort wieder gestoppt wurde. Praktischerweise ist am Anfang links der Geröllpiste eine Art niedrige Wand mit einigen Löchern, aus denen heißer Dampf kommt - wie gemacht, um sich die frostigen Finger zu wärmen. Man sollte allerdings aufpassen, dass man sich nicht verbrennt, denn der Dampf ist wirklich heiß. Unten an den Emerald Lakes legten wir eine kleine Mittagspause ein und genossen die wunderschöne Vulkanlandschaft um uns herum. Erstaunlicherweise hat mich der Schwefelgeruch gar nicht mal beim Essen gestört. :D Vielleicht gewöhnt man sich daran...

   

Von den Emerald Lakes ging es dann am Blue Lake und dem Rande des North Crater vorbei und weiter zum Ketetahi Shelter, wo langsam wieder die Vegetation zurückkehrte.

 

Die Landschaft ist auch hier traumhaft schön. Bei dem guten Wetter hatte man eine hervorragende Aussicht über das Tal und Lake Taupo - Neuseelands größten See - während es aus den Berghängen an einigen Stellen weiter fleißig dampfte. Etwas abseits des Weges liegen noch die Ketetahi Springs, die sich aber leider auf Privatgrund befinden und daher nicht öffentlich zugänglich sind.

 

Weiter unten führt der letzte Abschnitt des Weges am Mangatetipua Stream entlang wieder durch dichten Regenwald, was etwas überraschend kommt. Kurz zuvor noch in der kargen völlig vegetationslosen Vulkanlandschaft, erwartet man so viel Grün dann doch nicht.

 

Den Ketetahi Car Park erreichten wir schließlich trotz mehrerer längerer Pausen nach 7,5 Stunden. Von dort aus ging es mit dem Shuttle-Bus auf die 2-stündige Busfahrt zurück nach Taupo. Da ich von dem langen Tag doch recht erschöpft war, machte ich an diesem Abend nicht mehr viel, sondern relaxte den Rest des Abends im Hostelzimmer mit Buch und Snacks.

Am nächsten Morgen ging ich nur noch kurz zum Bäcker, den ich an meinem ersten Tag in Taupo entdeckt hatte und bei dem ich mir einen leckeren Hefe-Schokokranz als Frühstück und Wegzehrung kaufte. Um 10.20 Uhr ging es dann mit dem Bus zurück nach Auckland, diesmal ohne Zwischenstopp, aber die Fahrt dauerte dennoch über 5 Stunden. In Auckland angekommen stellte sich die Suche nach meinem Hostel etwas schwierig heraus, da es ziemlich versteckt in einem Innenhof lag. Nach einem längeren Telefonat mit Rebecca wegen unseres geplanten Osterurlaubs schaffte ich es schließlich noch, kurz vor Sonnenuntergang ein ganz kleines bisschen Auckland zu erkunden. Zumindest auf den ersten kurzen (nicht repräsentativen) Eindruck hat mich die Stadt nicht wirklich vom Hocker gehauen, aber vielleicht sollte ich mir sie noch mal ein wenig genauer anschauen, bevor ich zu viel sage. Ich glaube, dass die Umgebung von Auckland wirklich schön ist, vor allem auch die vorgelagerten Inseln - aber das Zentrum besteht überwiegend aus einer für mein Empfinden recht unschönen Bebauung aus Hochhäusern, zwischen denen ich mich vor allem eingekesselt gefühlt habe. Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass Auckland eine der Städte ist, die man gut zu Fuß oder gar mit dem Fahrrad erkunden könnte, nicht zuletzt da die Stadt ziemlich hügelig ist - und von dem, was andere so berichten, scheint auch das Nahverkehrssystem relativ kompliziert zu sein, da es quasi für jedes Transportmittel ein oder mehrere eigene Tarifsystem(e) gibt. Dafür gibt es in der Innenstadt ein extrem hohes Autoverkehrsaufkommen. Letztlich ist Auckland natürlich auch einfach eine Millionenstadt, die Uhren ticken hier anders als im Rest des Landes und es geht deutlich europäischer, hektischer und lauter zu. Als ich mir noch kurz im Supermarkt was zu Trinken kaufen wollte, musste ich nach dem Ende der Schlange suchen - die ging nämlich einmal quer durch den gesamten Supermarkt.

  

Auf jeden Fall habe ich mich nach meinem Spaziergang an dem Abend gleich wieder auf Dunedin gefreut, hier fühle ich mich nämlich pudelwohl. Mein Flug ging am nächsten Mittag recht entspannt um 12.25 Uhr, sodass ich am frühen Nachmittag wieder in Dunedin ankam. Auf dem Rückflug hatte ich eine super Aussicht aus dem Flieger - auf Mt Cook und den tiefblauen Lake Tekapo und seinen Nachbarn, Lake Pukaki und auf die neuseeländischen Alpen. Tatsächlich konnte man aus 10.000m Höhe sogar die Spiegelungen der Wolken in den Seen am Boden erkennen.

 

Zurück in Dunedin ging es dann vom Flughafen nach Hause und gleich weiter in die Maori-Vorlesung. Anschließend habe ich mich noch mit Sarah getroffen, um die grobe Route unseres Osterurlaubs zu planen (wir haben vor, einen Roadtrip in die nördliche Hälfte der Südinsel zu machen).

Am Mittwoch und Donnerstag war eigentlich fast nur noch Lernen angesagt, da ich am Donnerstag eine Präsentation halten musste. Am Mittwochabend habe ich mit Rebecca zumindest noch die ersten Hostels für unseren Roadtrip gebucht, was kompliziert wurde, da vor allem für Karfreitag schon quasi alles ausgebucht war. Am Donnerstag wollte ich eigentlich noch mit meinen Mitbewohnerinnen zu Capers, den Pancake des Monats April testen (mit Earl-Grey-Pudding und Pfirsichen). Leider hab ich das wegen meiner Unisachen nicht geschafft, aber netterweise haben sie mir einen mit nach Hause gebracht. Und er war guuut :D

Nach meiner Präsentation am Donnerstag hieß es dann schon wieder nach Hause und packen, denn unser Osterurlaub stand vor der Tür! Abends gab es aber erstmal noch eine ausgiebige Ostereiersuche mit unserer WG, was richtig lustig war. Zu sechst versteckten wir um die 100 Schoko-Ostereier in der gesamten Wohnung, dem Hinterhof und der Einfahrt, um sie dann anschließend wieder zu suchen. Ein freundlicher Nachbar, der mich auf der Einfahrt mit meiner Taschenlampe sah, dachte ich hätte etwas verloren und wollte mir gleich beim Suchen helfen. :D Ich bin mal sehr gespannt, wieviele Schoko-Eier in den nächsten Wochen noch irgendwo auftauchen werden. :D

 

Bericht und Fotos von unserem Osterurlaub / Midterm Break-Roadtrip gibt es dann in einem separaten Eintrag. Und vielleicht schaffe ich es doch irgendwann, mal wieder halbwegs up to date zu sein hier! :D

Donnerstag, 25.04.2019

Queenstown, Routeburn Track und Milford Sound

Mit vieeel Verspätung geht es nun endlich weiter:

Der Eintrag hier bezieht sich auf die Wochen vom 25.-31. März und vom 1.-7. April - da ich den größten Teil davon schon vorvorletzte Woche (am Sa, 6.4.) geschrieben habe, stimmen die Zeitangaben jetzt nicht mehr wirklich. Sorry dafür :D

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Die letzte Woche war ziemlich vollgepackt. Nachdem wir in den 2 Tagen in Wanaka super viel erlebt hatten, die Nächte aber entsprechend kurz gewesen waren, freute ich mich am Sonntagabend erstmal auf mein Bett und darauf, ein bisschen auszuschlafen.

Viel Zeit blieb dafür allerdings nicht. Am Montag hatte Toka Geburtstag und ich war diesmal für den Kuchen verantwortlich. Auf Nachfrage hatte Kate für mich rausgefunden, dass Toka am liebsten Schwarzwälder Kirschtorte mag, also wollte ich ihr natürlich eine backen. Gleichzeitig war ich an dem Tag gemeinsam mit Rebecca auch wieder dran mit unserem Flat Dinner, und weil es diesmal günstig sein musste, hatte ich mir vorgenommen Buchtele zu machen. Und da die zwar günstig, aber relativ aufwändig sind, verbrachte ich den Montag bis auf eine kurze Vorlesungsunterbrechung und 2x zum Supermarkt laufen weitgehend in der Küche. Immerhin klappte am Ende alles, auch wenn es eine kleine Herausforderung und ziemlich viel Handarbeit war - wir sind mit unserem Küchenequipment zwar eigentlich ziemlich gut ausgestattet, einen Mixer zum Backen (oder Sahne schlagen) haben wir allerdings genauso wenig wie eine vernünftige Reibe. Am Abend gab es aber dann schließlich eine schöne kleine Geburtstagsfeier und zu den Buchtele dank Rebeccas Unterstützung noch Jackfruit-Gulasch mit Champignons in einer leckeren Tomatensoße (das mit der Jackfruit wollte ich seit Ewigkeiten mal probieren, und es war echt erstaunlich gut!).

 

Am Dienstagmorgen gab es dann ein gemeinsames "Flat-Frühstück" bei Capers, Dunedins bekanntestem Laden für Pancakes. Für Studenten gibt es hier immer 2für1-Specials und die Pfannkuchen sind riesig, sodass man einen ganzen Pfannkuchen kaum auf einmal essen kann. Jeden Monat gibt es einen anderen "Pfannkuchen des Monats", im März war das ein Pfannkuchen mit Cookies und Cream. Da mir um 10 Uhr noch nicht so der Sinn nach Schlagsahne steht, entschied ich mich allerdings für den Banoffee-Joghurt-Pancake und der war wirklich richtig gut! Also, falls ihr mal in Dunedin seid und Lust auf Pfannkuchen habt... :D

 

Am Mittwoch und Donnerstag war ich überwiegend mit Uni und Lernen beschäftigt, da ich am Donnerstagabend meinen Midterm-Test in Business and Society hatte. Der lief dann allerdings trotz Lernen eher bescheiden und ich fühlte mich ehrlich gesagt unfreiwillig in die 10. Klasse zurückversetzt - der Test bestand darin, in 90 Minuten ein mehrseitiges Essay zu verfassen, zu der Frage wie die (in meinem Fall) Alkoholindustrie im Zusammenspiel mit Gesellschaft und Staat die Gesellschaft über die Zeit verändert hat. In dem Essay sollten neben zuvor recherchierten Fakten aus externen Quellen auch verschiedene Konzepte und Modelle untergebracht und erläutert werden. Das ist zwar an sich ganz interessant, allerdings erschien mir die Aufgabenstellung eher geeignet für eine Seminararbeit als für eine 90-Minuten-Aufgabe in einem Hörsaal mit über 500 Leuten. Lustigerweise ist es hier anders als bei uns bei Klausuren auch nicht so, dass die Studenten mit etwas Abstand verteilt über einen Hörsaal sitzen, sondern man sitzt maximal zusammengepfercht, was ich ehrlich gesagt ziemlich gewöhnungsbedürftig und eher unangenehm finde, weil man keinerlei Platz hat und es schwierig ist, sich überhaupt zu konzentrieren. Aber letztlich sind es wohl auch vor allem gerade solche Erfahrungen, die man am Ende dann von einem Auslandsstudium mitnimmt. Die Vorlesungen in dem Modul finde ich übrigens wiederum wesentlich interessanter als die meisten bei uns in Köln - sie sind nämlich deutlich interaktiver und abwechslungsreicher gestaltet, was der allgemeinen Aufmerksamkeit zweifelsohne zugute kommt.

Nach dem Midterm-Test hieß es dann auch schon wieder ab nach Hause und packen, denn mein nächster Wochenendtrip stand an. Erstmals alleine und mit dem Fernbus statt mit dem Auto, ging es am Freitagmorgen um 8.30 Uhr los nach Queenstown, die Abenteuer- und Extremsportstadt Neuseelands schlechthin.

Auf dem Weg nach Queenstown

Allerdings hatte ich weder vor Fallschirmspringen zu gehen, noch wollte ich Bungee-Jumpen oder Jetboat fahren. Genau genommen war Queenstown gar nicht mein eigentliches Ziel, sondern ich wollte von Samstag bis Montag den Routeburn Track laufen. Wie schon mal kurz erwähnt, ist der Routeburn Track einer von Neuseelands neun Great Walks. Neben dem Kepler Track und dem Milford Track ist er einer von drei Great Walks im Fiordland und rein streckenmäßig von allen Great Walks mit 33 km (ohne optionale Side Tracks) der kürzeste. Mein Plan war, den Track wie vom Department of Conservation empfohlen in 3 Tagen zu laufen, mit einer Übernachtung in der Routeburn Falls Hütte und einer weiteren Übernachtung in der Lake Mackenzie Hütte. Leider zeichnete sich bereits zu Beginn der Woche ab, dass mein ursprünglicher Plan so nicht funktionieren würde - am Montag hatten von Australien kommende Zyklonausläufer die Westküste der Südinsel getroffen und 700mm Niederschlag in 24 Stunden mit sich gebracht, die insbesondere im nördlichen Fiordland und in der Gletscherregion um Mount Cook zu schweren Verwüstungen geführt haben. Zum Vergleich - 700mm entspricht nahezu der Niederschlagsmenge, die in Deutschland im Schnitt in einem Jahr runterkommt. Beim Franz Josef-Gletscher wurde eine Brücke auf der südlichen Zufahrtsstraße von den Wassermassen vollständig zerstört und fortgerissen und es war Glück, dass sich zu diesem Zeitpunkt weder Autos noch Fußgänger auf der Brücke befanden. Da auch der letzte Abschnitt des Routeburn Tracks betroffen war - das Unwetter hatte hier zu (teilweise noch aktiven) Erdrutschen geführt und eine größere Brücke weggespült - wurde der Track zwischen der Howden Hut und dem Divide Shelter an der Milford Road bis Mitte April vollständig gesperrt. Angekommen in Queenstown führte mein Weg daher nach dem Einchecken ins Hostel zunächst zum Besucherzentrum des Department of Conservation, um herauszufinden ob und welche Möglichkeiten ich jetzt überhaupt hatte, zumindest einen Teil des Tracks zu wandern. Die sinnvollste Variante, die mir vom DOC empfohlen wurde, war wie geplant am Samstag hoch zur Routeburn Falls Hut zu laufen, dort zu übernachten und am Sonntag auf gleichem Weg wieder zurückzulaufen. Alternativ hätte ich mit 2 zusätzlichen Wandertagen auch über den Greenstone and Caples Track herauslaufen können, aber dafür fehlte mir leider die Zeit. Als letzte Option gab es noch die Möglichkeit, den Track über den Pass Creek zu verlassen - allerdings wurde davon ausdrücklich jedem abgeraten, der nicht über umfangreiche Erfahrungen mit Wanderungen im Hinterland verfügt, da der Pass Creek kein richtiger Track und somit nicht wirklich gekennzeichnet ist, außerdem sehr steil, mit Flußdurchquerungen und bei Regen gar nicht passierbar. Da ich alleine unterwegs war und nichtmal wusste, ob ich mit dem Wandern mit einem 10-12kg schweren und großen Backpack überhaupt klarkommen würde, entschied ich mich für die in meinen Augen einzig vernünftige erste Variante. Einen kleinen Trost hatte das ganze, es wurde nämlich deutlich billiger. Um die Massen an Touristen besser zu verteilen, hat das DOC in dieser Saison erstmals testweise ein neues Preissystem eingeführt, womit sich die Hüttenpreise auf den vier beliebtesten Great Walks für internationale Besucher mal soeben verdoppelt haben. Eine Hüttenübernachtung auf diesen Tracks - der Routeburn gehört leider dazu - kostet somit nun 130 NZD (knapp 80€). Bei Tracks mit mehreren Übernachtungen summiert sich das ordentlich und macht das Wandern zu einem ziemlich teuren Vergnügen. Wie auch immer - ich ließ mir also beim DOC ein Ticket nur für die Routeburn Falls Hut ausstellen und buchte auch den Shuttle Service um, der mich vom und zum Track bringen sollte. Einen eigentlich für den Rückweg von meiner Wanderung am Montag geplanten Abstecher zum Milford Sound, buchte ich um in eine Tagestour am selben Tag direkt von Queenstown aus. Nachdem der ganze organisatorische Kram schließlich erledigt war, hatte ich Zeit noch ein bisschen die schöne Uferpromenade von Queenstown zu genießen.

 

Abends lief ich dann noch zum Supermarkt, wo ich mich für meine Wanderung mit Wasser und Proviant eindeckte. Und um wenigstens einen Hype in Queenstown mitzunehmen, reihte ich mich auf dem Rückweg in die Schlange bei "Fergburger" ein, dem bekanntesten und wohl besten Burgerladen in Queenstown und nach Meinung einiger auch in ganz Neuseeland. Die Länge der Schlange, egal zu welcher Uhrzeit man kommt, spricht jedenfalls für sich - und dass der Burger gut ist, kann ich jetzt auf jeden Fall auch bestätigen. :D Den Rest des Abends verbrachte ich dann nur noch mit Packen, um meine Zimmergenossen am nächsten Morgen nicht zu wecken.

Am Samstagmorgen hieß es früh aufstehen. Ursprünglich hatte ich vorgehabt erst mittags zu starten - da ich nun aber ja sowieso weniger Zeit auf dem Track hatte, hatte ich mich entschieden bereits den Shuttle um 8 Uhr zu nehmen.

 

Mit mir fuhren an diesem Morgen noch 3 Australier aus Sydney, die an diesem Wochenende extra nach Neuseeland geflogen waren, um den Routeburn Track zu laufen. Auf dem Weg zum Trackstart legten wir einen kurzen Zwischenstopp in Glenorchy ein, wo wir uns noch einen heißen Kaffee bzw. Kakao gönnten und kurz die Morgensonne am Lake Wakatipu genossen.

 

Der Startpunkt des Routeburn Track am Routeburn Shelter liegt ca. 30 Autominuten nördlich von Glenorchy. Um kurz nach halb 10 wurden wir dort abgesetzt und nach einem kurzen Blick auf die Karten und Infotafeln hieß es dann pünktlich um 9.45 Uhr: Abmarsch!

 

Die Australier hatten mir angeboten, mit ihnen gemeinam zu laufen, aber da sie deutlich mehr Wandererfahrung hatten und ich davon ausging, mit meinem überdimensionierten Backpack eher langsam unterwegs zu sein, entschied ich mich dafür lieber solo und in meinem Tempo zu gehen. Man trifft sich unterwegs ja ohnehin immer wieder, allerspätestens an der nächsten Hütte.

 

Der erste Teil des Tracks führt vom Routeburn Shelter aus über eine Hängebrücke in den Wald, wo man die meiste Zeit auf einem recht breiten Weg entlang des kristallklaren, blauen Routeburn-Flusses leicht bergauf läuft. Unterwegs passiert man mehrere kleinere und größere Brücken, unter anderem über den Sugarloaf Stream und den Bridal Veil Waterfall.

 

Auf diesem Abschnitt begegnet man neben den Mehrtageswanderern auch vielen Tagestouristen und geführten Wandergruppen. Die meisten davon laufen bis zur ca. 7,5 km entfernten Routeburn Flats Hütte, picknicken dort und laufen anschließend wieder zurück. Ich erreichte die Routeburn Flats mit einer kurzen Trinkpause nach einer Stunde und 45 Minuten um 11.30 Uhr und stellte dabei fest, dass ich doch eine ganze Ecke schneller unterwegs war, als ich vermutet hatte. Die durchschnittliche Laufzeit für diesen Abschnitt beträgt laut DOC 1,5 - 2,5 Stunden. Das Tal der Routeburn Flats sah schon wunderschön aus, vor allem bei dem guten Wetter. Aber da ich möglichst früh an der nächsten Hütte sein wollte - in der Hoffnung, von da aus dann noch weiter zum Harris Saddle hoch- und wieder zurücklaufen zu können - hielt ich nicht an, sondern lief direkt weiter. Morgen hatte ich ja noch einen ganzen Tag Zeit dafür. Sehr weit kam ich allerdings nicht, denn ab der Routeburn Flats Hut wird der Weg deutlich steiler. Bis hierhin waren es nur ca. 250m Steigung auf 7,5 km Strecke, der Abschnitt zwischen Flats Hut und Falls Hut hat gut 300 Höhenmeter Steigung, allerdings auf nur 2,3 km. Mit knapp 12 kg auf dem Rücken ging mir dann doch ziemlich schnell die Puste aus. Ich legte also eine kurze Pause ein, sobald ich den nächsten zum Sitzen geeigneten Stein fand - und blieb dort nicht lange alleine, denn zu mir gesellte sich unmittelbar ein neugieriges und etwas freches New Zealand robin, auf Maori auch schöner Toutouwai genannt. Dass es sich dabei quasi um die neuseeländische Variante unseres heimischen Rotkehlchens handelt ist unverkennbar, auch wenn das Toutouwai eine weiße Brust hat. Es verhält sich nämlich eins zu eins genauso - beobachtet einen im Stillen und taucht dann unvermittelt vor einem auf, blickt einen erwartungsvoll an und ist kein bisschen scheu. Dieses war sogar besonders neugierig. Es hüpfte erst um meinen Rucksack rum und flatterte dann kurze Zeit später darauf, als wollte es mal schauen ob ich ihm nicht was zu Essen mitgebracht hatte. Ein paar Sekunden später hüpfte es mir dann auf den Schuh und zack hoch auf mein Knie, was mir dann allerdings doch etwas zu frech wurde - der kleine Kerl hat nämlich einen ganz schön spitzen Schnabel.

 

Nach dieser netten Begegnung hatte ich genug Kraft getankt, um den restlichen Aufstieg in Angriff zu nehmen. Nach dem Passieren einer weiteren Brücke mit Wasserfall sowie einem Abschnitt, wo es einen früheren Hangrutsch gegeben hatte, erreichte ich um 12.40 Uhr schließlich die Routeburn Falls Hütte, mein Quartier für die kommende Nacht.

 

Da ich so früh war, hatte ich das Glück der freien Bettenwahl und sicherte mir das obere Bett am äußersten Ende der Hütte, mit Fenster und Blick in den Wald. Die Hütte ist super schön mit einem großen Balkon zum Tal hin, wo ich mich erstmal für einen ausgedehnten Mittagssnack niederließ. Auch aus dem Gemeinschaftsraum heraus hat man die Aussicht über den Balkon ins Tal. Es gibt 2 Schlafsäle, die jedoch in Einheiten mit je 2 Stockbetten unterteilt sind - insgesamt können hier 50 Leute übernachten.

 

Nach einer ausgiebigen Mittagspause packte ich schnell die wichtigsten Sachen - vor allem Wasser, ein paar Snacks und den Notfall-PLB - in meinen Tagesrucksack. Dabei fiel mir auf, was ich irgendwie zwischendurch schon befürchtet hatte: Ich Idiot hatte meine Regenjacke scheinbar versehentlich im Hostel in Queenstown gelassen. Keine Ahnung, wie das passieren konnte, aber das war wirklich eines der denkbar dümmsten Dinge, die man auf einer solchen Wanderung hätte vergessen können. Es war mein riesengroßes Glück, dass stärkerer Regen erst für Sonntagabend vorhergesagt war - hätte ich an dieser Stelle noch vorgehabt den kompletten Track zu laufen, wäre dieser Plan spätestens hier und jetzt geplatzt. Dennoch machte ich mich mit meinem Tagesrucksack um 13.30 Uhr schließlich auf den Weg Richtung Harris Saddle, mit 1.255m dem höchsten Punkt des gesamten Routeburn Tracks. Zur Sicherheit packte ich noch ein warmes trockenes Oberteil als Ersatz mit ein, für den Fall dass es doch noch regnete. Der Abschnitt von der Falls Hut zum Harris Saddle Shelter ist ca. 3,4 km lang und hat noch mal einen recht steilen Aufstieg, der hoch zum Lake Harris führt.

vom Tal geht der Weg hinauf Richtung Harris Saddle

Ich erreichte das Shelter um 14.50 Uhr und nach einer kurzen Snack-Pause machte ich mich um 15.00 Uhr auf den Weg hoch zum Conical Hill. Das ist ein vom Routeburn Track ausgehender Sidetrack, der vom Harris Saddle Shelter steil den Berg hinauf führt bis zum Gipfel in 1.515m Höhe. Obwohl vergleichweise kurz, war dieser Aufstieg mit Abstand der anspruchsvollste Teil - da es hier an vielen Stellen keinen echten Weg gibt, sondern schlicht Klettern angesagt ist.

 

Einige im Fels verankerte Pfosten zeigen einem die Route an und an manchen Stellen dienen diese auch zum Festhalten bzw. Hochziehen. Da das Wetter sich langsam verschlechterte und ein Nieselregen einsetzte, war ich auf halbem Weg schon in der Versuchung abzubrechen, denn die nassen Felsen werden zusätzlich super rutschig und ich wollte kein unnötiges Risiko eingehen. Ein kurzer Austausch mit zwei mir entgegenkommenden Wanderern motivierte mich aber doch, den letzten Teil noch zu packen und etwas später hatte ich es tatsächlich geschafft und war oben angekommen. Ein mir entgegenkommender Wanderer, der gerade den Rückweg antrat, rief mir noch fröhlich zu "All for yourself, enjoy!" und dann hatte ich den Berg quasi für mich alleine. Vom Plateau des Conical Hill aus hat man eine grandiose Aussicht über das gesamte Hollyford Valley, auf die umliegenden schneebedeckten Berge, auf den Lake Harris und am äußersten Horizont kann man sogar den Ozean, die Tasmansee erkennen.

 

Ich gönnte mir eine kurze Pause und ließ die Landschaft auf mich wirken. Allzu lange ließ ich mich aber dann doch nicht nieder, denn es war extrem windig und nach wie vor leicht am regnen, die Wolken versprachen wenig Besserung. Zwei Mädels waren nach mir noch oben angekommen, machten sich aber nach einigen Fotos recht schnell wieder auf den Rückweg. Ich folgte den beiden kurze Zeit später, da ich mich bei dem Wetter, zumal ohne Regenjacke und schon ziemlich müde, ungern noch völlig alleine hier oben aufhalten und wieder runterklettern wollte. Beim Abstieg passierte es dann auch prompt, dass ich mir einen nicht mehr ganz fest verankerten Pfosten beim Versuch mich daran festzuhalten mit ziemlicher Wucht gegen den Kopf schlug. Ich hatte Glück - es bescherte mir zwar eine schöne schmerzhafte Beule, aber glücklicherweise nichts Schlimmeres. Trotzdem war ich super froh, als ich schließlich das Harris Saddle Shelter um 16.20 Uhr wieder erreichte. Bis auf die beiden anderen Mädels hatten alle Wanderer die Schutzhütte bereits verlassen und ich machte mich also als letzte auf den Weg zurück zur Routeburn Falls Hut.

 

Wenigstens hörte es kurze Zeit später auf zu regnen, sodass ich um 17.30 Uhr halbwegs trocken wieder die Hütte erreichte. So spät war es am Ende gar nicht und ich war tatsächlich "nur" knapp 8 Stunden unterwegs gewesen. Allerdings waren es dem GPS nach doch immerhin fast 30km, die ich zurückgelegt hatte, bei über 1000m Aufstieg und 500m Abstieg - und einen Teil davon mit großem Backpack auf dem Rücken. Für die wunderschöne Aussicht und Landschaft hatte es sich auf jeden Fall gelohnt und ich war zwar ziemlich fix und alle, aber auch super happy so viel geschafft zu haben. Beim Abendessen "kochen" (es gab leckere Instant-Mie-Nudeln) traf ich dann auch die Australier wieder, die es etwas ruhiger hatten angehen lassen. Einige andere hatten den Nachmittag auch noch für ein Bad im Fluss unterhalb der Routeburn Falls genutzt, ein kalter aber guter Ersatz für die fehlende Dusche.

einige andere nutzten den späten Nachmittag für ein Bad im Routeburn-Fluss...

Um 19.30 Uhr versammelten wir uns schließlich alle in der Hütte für den abendlichen "Hut Talk". Der anwesende Ranger erzählte uns ein bisschen was zu der Umgebung der Hütte und des Tracks und den hier lebenden Vögeln und anderen Tieren, gab uns Informationen zur aktuellen Wettervorhersage und den an die Hütte angrenzenden Abschnitten des Tracks und was wir aufgrund der Teilschließung zu beachten hatten. Dabei gab es auch einige lustige Stories über die Keas (überaus freche und intelligente neuseeländische Bergpapageien) und Possums und den Hinweis, bloß nichts draußen stehen zu lassen - auch und vor allem keine Wanderschuhe. Anschließend gab es eine kleine Vorstellungsrunde, bei der sich herausstellte, dass wir an diesem Abend um die 20 verschiedenen Nationen zusammenbrachten. Außerdem wurden unsere Hüttentickets eingesammelt und abschließend gab es noch eine Challenge um eine Tafel Schokolade. Es ging darum, Sprachen zu erraten. Auf zwei großen Plakaten von der letztjährigen Weihnachtsfeier standen Weihnachtsgrüße von Trampern aus aller Welt, deren Sprache wir jeweils erkennen mussten - eine Aufgabe, die für einige Erheiterung sorgte.

Relativ zeitig ging es an diesem Abend schließlich ins Bett, denn viele hatten einen frühen Start am nächsten Morgen vor sich. Ich las noch ein bisschen und schlief dann aber (trotz des extrem lauten Schnarchens meines Nachbarn) doch ziemlich schnell ein.

Am nächsten Morgen ließ ich es ruhig angehen, da ich für den Rückweg keine Eile hatte. Ich war erst auf das Shuttle um 18.30 Uhr gebucht und der Weg von der Falls Hut zurück ging fast ausschließlich bergab. Ich frühstückte also in aller Ruhe, packte meine Sachen zusammen und machte es mir noch ein bisschen auf dem Balkon mit der schönen Aussicht bequem, ehe ich gegen 10.30 Uhr als letzte die Hütte verließ. Auf dem Rückweg machte ich noch einen Abstecher zur Routeburn Flats Hut, die ich am Vortag ausgelassen hatte, und zum dazugehörigen Campingplatz.

 

Der Campingplatz ist von der Lage und Aussicht her wirklich ein absoluter Traum. Das einzige, was die Idylle störte, waren die Unmengen von Sandfliegen, die hier anders als an der Routeburn Falls Hut wieder unterwegs waren. Vielleicht  war es auch zusätzlich noch schlimmer durch den Regen der letzten Nacht, auf jeden Fall hielt ich es nicht sonderlich lange dort aus - sobald man sich irgendwo niederlässt, dauert es keine 10 Sekunden bis man sich vor Sandfliegen kaum noch retten kann. Ich begab mich also recht bald auf den zweiten Teil des Rückwegs und erreichte nach zwei weiteren kurzen Abstechern auf Seitenwege schließlich um 13.45 Uhr wieder das Routeburn Shelter.

 

Dort hatte ich mal wieder Glück, denn nur eine Viertelstunde später tauchte ein Shuttle auf und hatte zum Glück noch Plätze frei, sodass ich gleich mitfahren konnte, viereinhalb Stunden früher als geplant.

Nach einem weiteren kurzen Stopp in Glenorchy, wo ich mir erstmal einen Moccacchino und einen Schokokuchen gönnte, war ich dann bereits am frühen Nachmittag wieder zurück in Queenstown. Den Rest des Tages verbrachte ich überwiegend entspannt im Hostel.

Am Montagmorgen wurde ich um 9.15 Uhr zum Tagestrip in den Milford Sound abgeholt. Vorher war ich noch kurz in die Stadt gelaufen und hatte mir beim Fergbaker etwas zum Frühstücken geholt (es gibt dort tatsächlich richtig gute deutsche Brezeln). Leider ging es mir an dem Morgen so gar nicht gut, sodass ich kurz überlegt hatte, ob ich den Trip überhaupt machen sollte. Da die Tour aber überwiegend aus nur im Bus sitzen bestand, entschied ich mich dafür doch mitzufahren und unterwegs nach Möglichkeit einfach ein bisschen zu schlafen.

 

Die Anfahrt zum Milford Sound dauert mit ein paar Zwischen- und Fotostopps gut 5 Stunden und der Rückweg ist nur unwesentlich kürzer.

 

Unterwegs hielten wir in Te Anau für eine kurze Mittagspause und dann noch an diversen Orten entlang der Milford Road: unter anderem am Eglington Valley (das ist der Ort, von dem auch das Titelbild dieses Blogs stammt - allerdings bei schönerem Wetter geschossen ;)), an den Mirror Lakes und am "The Chasm" Loop Walk, der zu einem beeindruckenden tosenden Wasserfall durch eine Felsenge führt.

 

Das Wetter zeigte sich heute von seiner fiordland-typischen, nebeligen und regnerischen Seite und nach dem Loop Walk waren wir alle ordentlich durchnässt. Der Stimmung tat das aber keinen Abbruch. Auf dem nördlichen Teil der Milford Road fährt man zunächst noch an einigen Seen vorbei, darunter den größeren Lake Gunn und Lake Fergus. Der erste größere Berg, den man dann unmittelbar erblickt, nennt sich Mount Christina - der Anblick an diesem Tag gab bereits eine schöne Einstimmung auf das, was uns im Milford Sound erwartete. Der Berg im Nebel eingehüllt, nur die Spitze herausschauend, wirkte irgendwie mystisch und erinnerte mich bereits etwas an den Film Avatar.

 

Kurze Zeit später durchquert man den Homer Tunnel, ein etwas über 1km langer Tunnel, der bergab ins Tal zum Milford Sound hineinführt. Die Kulisse, wenn man aus diesem Tunnel herausfährt, bei Regen und Nebel, ist absolut unbeschreiblich. Ringsherum Berge und gigantische Felswände, von denen in hunderten Wasserfällen das Wasser herabfließt. Ich habe ein paar Fotos mit meinem Handy gemacht, hätte sie aber am liebsten wieder gelöscht, da man die Kulisse und Magie dieses Ortes damit gar nicht ansatzweise einfangen oder wiedergeben kann. Überwiegend beschränkte ich mich also einfach aufs Genießen.

 

Am Milford-Hafen angekommen mussten wir noch ca. 20 Minuten warten, ehe wir aufs Boot konnten. Die Bootstour durch den Fjord dauerte knapp 2 Stunden.

Milford Sound Hafen

Der Regen hörte nur kurz zwischendurch mal auf und es war relativ kalt und ungemütlich, trotzdem verbrachte ich fast die gesamte Bootsfahrt draußen auf dem mittleren und oberen Deck, von wo aus man die besten Aussichten hat. Auch der Fjord selbst ist pure Magie: Wasserfälle soweit das Auge reicht, ein paar schneebedeckte Gipfel und der wunderschöne und markante Mitre Peak, den man bereits vom Hafen aus sieht - und auf sämtlichen Fotos und Postkarten vom Milford Sound. Wer will, bekommt noch eine kostenlose Dusche auf dem Frontdeck, wenn das Boot unmittelbar unter einige der Wasserfälle fährt.

Wasserfälle soweit das Auge reicht die beeindruckenden Bowen Falls

Ich würde euch gerne noch ein Video zeigen, was ich von der Bootstour zusammengeschnitten habe, aber leider funktioniert der Export nicht. Kommt also später :-)

Auf dem Rückweg gab es dann nur noch einen kurzen Stopp in Te Anau, von wo aus es zurück nach Queenstown ging. Um die Zeit zu verkürzen, wurde uns im Bus noch ein neuseeländischer Film "Hunt for the Wilderpeople" gezeigt. Den Abend verbrachte ich anschließend entspannt im Hostel, da am nächsten Tag bereits ziemlich früh um 7.20 Uhr meine Rückfahrt mit dem Bus nach Dunedin anstand. Und trotz der Uhrzeit schaffte ich es immerhin noch, mir beim Fergbaker in aller Früh ein Roggenbrot zu kaufen - ich bin immer noch auf der Suche nach einem wirklich guten Brot mit richtiger Kruste. :D

Am Dienstagmittag kam ich schließlich endlich wieder zuhause an. Viel Zeit hatte ich an dem Tag nicht mehr, da ich nachmittags noch meine Maori-Vorlesung hatte, Wäsche waschen und einkaufen musste.

Nach so vielen aufregenden Erlebnissen in kurzer Zeit, hatte ich diese Woche dann erstmal das Bedürfnis nach etwas Pause, Ruhe und Relaxen. Mittwoch und Donnerstag stand also überwiegend nur Uni auf dem Plan. Am Donnerstagabend feierten Kristýna und eine ihrer Mitbewohnerinnen zusammen eine ziemlich große Geburtstagsparty, zu der ich eigentlich auch hingehen wollte, mich dann aber doch dagegen entschied, da ich mich erstens nicht besonders fit fühlte und zweitens noch ziemlich viel für die Uni zutun hatte. Ich kämpfe seit mittlerweile einer Woche mit einer aufziehenden Erkältung und bin zwischendurch immer wieder am Rumhusten, wobei ich glaube, dass die mittlerweile deutlich gesunkenen Temperaturen nicht ganz unschuldig daran sind. Diese Woche habe ich es jetzt endlich geschafft, mir mal eine Wärmflasche zu besorgen, damit mir zumindest abends ein bisschen schneller warm wird. Nächste Woche werde ich aber mit Veronika wohl noch mal zum Uniflats Office gehen, denn wie wir mittlerweile festgestellt haben, gibt es in den meisten Uniflats zumindest einigermaßen vernünftige Elektroheizungen, mit denen sich die Schlafzimmer auf eine halbwegs annehmbare Temperatur bringen lassen. Wir haben hier leider nur winzige Heizlüfter, die im besten Fall dazu taugen, sich die Hände zu wärmen - und die geschätzte Temperatur in meinem Zimmer liegt mittlerweile nur noch bei maximal 10-15°C (ich muss mir unbedingt mal ein Thermometer besorgen...).

Gestern (Freitag) Abend war ich mit Sarah, Camilla (einer Norwegerin) und Daniela (einer Österreicherin) im Stadion, wo wir uns ein Rugby-Spiel der lokalen "Highlanders" gegen das "Hurricanes"-Team aus Wellington angeschaut haben. Zumindest einmal muss man das ja machen, dachten wir uns, immerhin ist Rugby in Neuseeland Nationalsport Nummer eins und fester Bestandteil neuseeländischer Kultur - das neuseeländische Nationalteam, die All Blacks, sind zudem das erfolgreichste Rugby-Team weltweit. Die Stimmung im Stadion war auf jeden Fall ziemlich cool und glich einer großen Party, vor allem im Zoo, wo wir auch waren - das ist quasi die Fan-Tribüne, wo sich aber in erster Linie sämtliche Studenten versammeln. Während des Spiels sitzt man da auch nicht, sondern man steht - auf den Sitzen. Den Sport selbst fanden wir jetzt nicht super spannend - die meiste Zeit passiert nicht allzu viel, da sich die Spieler ständig an ihren Gegnern festlaufen und dann jedes Mal das große Gruppenkuscheln folgt (wens interessiert, guckt es euch auf YouTube an :D). Wir haben schon ein wenig philosophiert, wie dieser Sport eigentlich entstanden ist. :D Spaßig ist in erster Linie, dass bei diesen Szenen jedes Mal die Musik laut aufgedreht wird und die ganze Tribüne zu tanzen und feiern anfängt, bis es wieder weitergeht. Es war auf jeden Fall mal ein interessantes Erlebnis, auch wenn ich sagen würde einmal reicht (tut mir Leid liebe Kiwis, ich mag eure Kultur ja sonst wirklich sehr :D)

 

Heute (Samstag) Vormittag war ich mit Rebecca beim Farmers Market neben dem historischen Bahnhof. Da ich seit meiner Ankunft in Dunedin an fast jedem Wochenende unterwegs war, hatte ich das bisher noch nicht geschafft. Aber heute hat es endlich geklappt und es hat sich auch richtig gelohnt! Auf dem Farmers Market gibt es alle möglichen frischen und hochqualitativen Lebensmittel zu vergleichsweise günstigen Preisen - darunter Brot und Backwaren, Obst und Gemüse, Essig und Öle, natürlich Manuka-Honig und noch ganz viele andere Leckereien. Wir gönnten uns erstmal einen Kaffee bzw. Chai Latte und französischen Crêpe zum Frühstück, wobei die Crêpes echt genial waren. Ich hatte einen mit Rhabarberkompott, Rebecca einen mit frischen Nektarinen, Fruchtaufstrich und Joghurt. Anschließend kaufte ich mir noch Brot, Quince Butter und frische gefüllte Weinblätter - womit das Mittagessen auch gesichert war.

Auf dem Rückweg machte ich noch einen kurzen Abstecher zur iSite bzw. dem DOC Visitor's Centre in Dunedin, um mich zum Tongariro Alpine Crossing und dem besten Ausgangspunkt dafür schlau zu machen.  Wirklich weiterhelfen konnte man mir dort allerdings leider nicht, also hab ich zuhause selbst noch mal weiterrecherchiert. Und verrückt wie ich momentan ab und zu bin, habe ich vorhin dann tatsächlich die letzten bezahlbaren Flüge gebucht. Ich werde also kommenden Freitag nach Auckland fliegen, wahrscheinlich mit dem Bus weiter nach Taupo fahren, dort 3 Übernachtungen einlegen und dann am Dienstag die Woche drauf wieder zurückfliegen. Mehr dazu gibt's dann (hoffentlich) übernächste Woche hier auf dem Blog. Stay tuned ;-)

Jetzt geht's aber erstmal schlafen (eine Stunde extra, juhu! Hier endet heute Nacht die Sommerzeit...).

Und danach einen halbwegs ruhigen Sonntag genießen (ruhig im Sinne von mal studieren statt unterwegs sein). Bis demnächst! :-)

Donnerstag, 04.04.2019

Ein Abenteuer-Wochenende in Wanaka

Da ich hier mittlerweile echt ein bisschen hinterherhinke mit der Bloggerei, werd ich das jetzt mal wieder in mehrere Posts runterbrechen. Hier kommt also erstmal noch eine Zusammenfassung von vorletzter Woche (teilweise schon vor 2 Wochen geschrieben, sorry wenn sich das jetzt etwas komisch liest :D).

Am Dienstagabend habe ich abends an einem Kochabend von Uniflats teilgenommen. Die Kochabende finden quasi jeden Dienstagabend statt (man darf allerdings nur an einem davon teilnehmen) und irgendwie war das bisher an mir vorbeigegangen. Netterweise haben mich meine Mitbewohnerinnen aber noch rechtzeitig drauf aufmerksam gemacht. Gekocht wurden ein Sushi-Salat, eine Pizza und ein Streuselkuchen mit Beerenfüllung. Wirklich kochtechnisch etwas gelernt hat man dabei nicht und der Kuchen war mir am Ende viel zu süß, aber Spaß gemacht hat es trotzdem. Und der Hauptgrund, warum alle hingegangen sind - es war komplett kostenlos. Klingt ein bisschen fies zu sagen, dass viele Events hier in erster Linie wegen des kostenlosen Essens nachgefragt werden, aber bei den neuseeländischen Preisen freut sich hier jeder Austauschstudent, wenn er mal irgendwo etwas sparen kann (ja, selbst Hanne, die mit Norwegen aus dem teuersten Land Europas kommt, findet die Preise hier teilweise heftig). Nach dem Kochabend haben wir in der WG dann noch Hannes Fake-Birthday gefeiert, bei super leckerem Schokokuchen. (Ich glaub ich habs hier noch nicht geschrieben bzw erklärt: In unserer WG ist jeder für den Geburtstag(skuchen) eines Mitbewohners verantwortlich, und wer in diesem Semester nicht Geburtstag hat, bekommt einfach einen Fake-Geburtstagskuchen an einem Überraschungsdatum. Dadurch gibt's hier mindestens 6x Kuchen, und wer sagt schon nein zu Kuchen? :D)

 

Am Mittwochabend hat es für Sarah und mich dann auch endlich mal mit dem Kletterabend des OUTC geklappt. Es war zwar ziemlich bewölkt, aber zumindest bis auf ein bisschen Nieselregen weitgehend trocken. Unfreiwillig wäre der Abend fast trotzdem noch geplatzt, ich habe es nämlich geschafft, mich versehentlich aus meinem Zimmer auszusperren. Weil ich kurz vorher noch eine Vorlesung hatte, bin ich nur nach Hause, um mich schnell noch umzuziehen und meine Kletterschuhe einzupacken. Dummerweise hab ich meinen Schlüssel in der Jeanstasche vergessen, was mir natürlich just in dem Augenblick einfiel, als ich die Zimmertür hinter mir zugezogen hatte. Ich spielte kurz mit dem Gedanken, das Klettern ausfallen zu lassen und stattdessen ins Uniflats-Büro rüberzulaufen, das noch 5 Minuten geöffnet hatte, entschied mich dann aber doch fürs Klettern. Leider war das Klettern selbst am Ende recht bescheiden, da wir so viele Leute waren, dass wir nicht mal 2 Routen zuende klettern konnten. Scheinbar ist das meistens so und von daher mehr ein Treff der Kletterinteressierten, wo das Klettern selbst nicht wirklich im Vordergrund steht. Es war aber dennoch ganz cool, weil wir dort einige nette Leute trafen, ich mir mit Sarah noch die großen Höhlen am Long Beach anschauen konnte und die Fahrt recht lustig war - auf der Hinfahrt gerieten wir in eine Schafherde, die die Straße blockierte (hab schon die ganze Zeit darauf gewartet, dass ich das hier irgendwann mal erlebe :D) und später war es so nebelig, dass die Rückfahrt auf den Serpentinen zu einer ziemlichen Achterbahnfahrt wurde.

 

Zurück in Dunedin hat mir dann zum Glück Hanne die Haustür aufgemacht und einen Anruf und ca. 10 Minuten später wurde ich von zwei netten Campus Watch-Mitarbeitern auch wieder in mein Zimmer gelassen. Zum Glück sind sie hier auch auf sich aussperrende Studenten super vorbereitet - besser als ich auf so eine Situation, ich hatte nämlich kein Geld mehr auf meiner SIM-Karte und war daher dankbar, dass die Campus Watch-Nummer eine kostenlose ist. Hab mich dann auch mehrfach bei ihnen entschuldigt, wobei ich glaube, dass sowas tatsächlich noch eine der angenehmeren Aufgaben von Campus Watch ist. :D

Der Donnerstag war in ganz Dunedin den Gedanken an Christchurch gewidmet. Mittags fand an der Uni eine kleinere Mahnwache statt, außerdem wurden in der ganzen Uni zwei Schweigeminuten abgehalten. Auf eine Initiative der Muslim University Student's Association wurde zudem Studentinnen und anderen Interessierten die Möglichkeit gegeben, den Tag über Kopftuch zu tragen, als Zeichen der Solidarität mit muslimischen Studentinnen - da einige von ihnen nach dem Anschlag Ängste geäußert hatten, sich mit dem Kopftuch sichtbar in der Öffentlichkeit zu bewegen. Was bei uns in Deutschland wahrscheinlich völlig undenkbar wäre, fand hier bei vielen Studentinnen rege Anteilnahme und positive Resonanz, selbst einige Dozentinnen und Tutorinnen stellten sich an diesem Tag im Kopftuch in den Hörsaal bzw. vor ihre Seminargruppen. Am späten Nachmittag gab es von der Universität aus einen Schweigemarsch zum Forsyth Barr Stadion, wo am Abend eine von der Stadt und der Amnesty International Hochschulgruppe organisierte Mahnwache mit über 15.000 Teilnehmern stattfand. Auch als die Moschee für die Freitagsgebete wieder geöffnet wurde, sind viele dort hingegangen, um den Gläubigen beim Beten Schutz und Sicherheit zu vermitteln. Die gefühlte Solidarität ist hier wirklich groß.

Am Freitag stand dann schon wieder der nächste Wochenendausflug an. Mit Veronika, Jakub, Kristýna und Rebecca machte ich mich gegen Mittag mit einem Mietwagen auf den Weg nach Wanaka. Die Fahrt dorthin dauerte mit ein paar kurzen Pausen knapp 4 Stunden, sodass wir erst am späten Nachmittag ankamen. Unser Hostel, das Wanaka Bakpaka, liegt direkt am Ufer des Lake Wanaka, etwa 10 Minuten zu Fuß von der Innenstadt entfernt. Auf dem Weg fuhren wir noch kurz beim Supermarkt vorbei, um ein paar Sachen fürs Abendessen und ein bisschen Wasser und Wanderproviant zu besorgen. Im Hostel haben wir dann gemeinsam gekocht, ziemlich nach dem Motto "jeder wirft einfach mal irgendwas in den Topf" - heraus kam ein echt leckeres Essen mit Nudeln und einer bunten Hähnchen-Gemüse-Tomatensoße. Da das Hostel eine super schöne Terrasse mit Blick direkt auf den See hat, haben wir uns dort einen netten Abend gemacht und hatten mehr das Gefühl, im Luxus-Urlaub zu sein anstatt im Hostel.

 

Zu lange wurde der Abend aber nicht, denn nach einigem hin- und herüberlegen stand unser Plan, am nächsten Morgen früh auf den Roy's Peak hochzuwandern - wahrscheinlich dank Instagram und Facebook Neuseelands bekanntester Foto-Spot. Und "am Morgen" war gut, denn um pünktlich vor dem Sonnenaufgang den Gipfel zu erreichen, mussten wir ziemlich mitten in der Nacht aufbrechen. Nach einer seeehr kurzen Nacht klingelte um 3 Uhr nachts unser Wecker und ziemlich schlaftrunken machten wir uns mit dem Auto auf den 20-minütigen Weg zum Parkplatz am Fuße des Mount Roy. Rebecca war immerhin noch schlau genug, einfach eine Tasse Kaffee mitzunehmen. :D Zu unserer Überraschung war der Parkplatz als wir ankamen bereits ziemlich voll. Ich hatte zwar fest damit gerechnet, dass wir nicht die einzigen Verrückten sein würden, die auf so eine Idee kommen sich mitten in der Nacht Berge hochzuschleppen - immerhin war Samstag und außerdem die Nacht nach Vollmond - aber dass es so viele Verrückte gibt, hätte ich dann doch nicht erwartet. :D Tatsächlich waren einige scheinbar schon um 2 oder 3 Uhr nachts losgelaufen, wie die Lichtpunkte der Stirnlampen zeigten, die sich dort oben den Hang entlangbewegten. Um Punkt 4 Uhr machten wir uns an den Aufstieg, der doch ziemlich mühsam war. Wir waren allesamt ziemlich froh, dass es nachts und somit dunkel war, denn zum einen war der Blick nach oben dadurch nicht so demotivierend - solange man nur die Silhouetten sieht, wirkt alles weniger fern - und zum anderen ersparten wir uns einen Aufstieg in der Hitze der neuseeländischen Sonne, was auch den Vorteil hatte, dass wir nicht ganz so viel Wasser mitschleppen mussten (aber mit 1,5l pro Person immer noch genug). Der Roy's Peak Track ist an sich ein breiter Weg, auf den an den meisten Stellen auch ein Auto passen würde, daher vom DOC auch als "easy" gekennzeichnet. Allerdings zieht er sich auf einer (einfachen) Länge von 8 km mit einem Höhenunterschied von 1228m kontinuierlich und teilweise recht steil bergauf. Nach etwa 2,5 Stunden wandern im Mondschein erreichten wir um 6.30 Uhr den bekannten Aussichtspunkt aka "Instagram Spot", von dem man einen großartigen Blick auf den Lake Wanaka, die umliegenden Berge sowie das Städtchen Wanaka hat.

 

Der eigentlich Sonnenaufgang sollte erst um 7.49 Uhr sein, wir waren also noch relativ früh. Da das erste Morgenlicht aber bereits früher am Horizont erscheint und wir den Sonnenaufgang hier sehen wollten, nutzten wir die Zeit also zum Frühstück. Von diesem so bekannten Foto- und Aussichtspunkt aus wandert man noch ca. eine halbe Stunde recht steil bergauf, bis man den eigentlichen Gipfel des Mount Roy erreicht. Von den gut 20 Leuten, die zu dem Zeitpunkt mit uns auf den Sonnenaufgang warteten, entschieden sich einige zum Gipfel weiterzulaufen, auch weil es ziemlich kalt war. Wir waren ebenfalls ziemlich am frieren, da man beim Wandern dann doch gut schwitzt und wir waren immerhin auf 1350m Höhe, zumal die Nachttemperatur kurz vor Sonnenaufgang ja immer ihren Tiefpunkt erreicht. Merkwürdigerweise war mein rechter Zeigefinger scheinbar am Abfrieren - während alle meine anderen Finger rot waren, war nur der eine Zeigefinger schneeweiß und gefühllos, was ein bisschen spooky war. Zum Glück mussten wir aber nicht allzu lange warten, bis uns der wunderschöne Sonnenaufgang, der erst den Horizont und dann nach und nach die Berggipfel in ein sanftes gelb-rot färbte, von der Kälte ablenkte.

Sonnenaufgang

Etwas später machten wir uns noch auf das letzte Stück Weg zum Gipfel, wo wir ein zweites Frühstück genossen. Unterwegs begegneten wir - jetzt auch sichtbar im Hellen - einigen Schafen. Was für eine schöne Aussicht die von ihrem Lebensraum da so hoch oben haben, die hätte ich auch gern. :D Die Aussicht vom Gipel aus ist noch mal eine gute Ecke beeindruckender, weil man hier dann den 360°-Rundumblick hat.

 

Auf dem Rückweg haben wir dann auch noch mal ein paar Fotos gemacht (ein bisschen Mitläufertum muss schon sein - viele Orte in Neuseeland sind aufgrund der Schönheit der Kulisse halt auch einfach zu verlockend dafür :D) und dabei gleich mehrere Kommilitonen-Gruppen getroffen. Irgendwie hat sich an dem Wochenende gefühlt die halbe Uni von Dunedin in Wanaka versammelt, ohne dass das Absicht gewesen wäre...es war aber ziemlich lustig. :D Mittlerweile stand an dem Aussichtspunkt auch schon eine ziemlich lange Schlange an Leuten, die dort fröhlich und geduldig warteten für dieses eine Foto.

 

Nachdem wir unsere geschossen hatten, ging es schließlich an den Abstieg, der sich noch mal ziemlich lange hinzog und nicht gerade kniefreundlich war. Aber immerhin hatte man jetzt im Hellen noch mal eine ganz neue Perspektive und außerdem hatten wir strahlenden Sonnenschein - für uns schön, für die Leute, die uns bergauf entgegenkamen nicht ganz so sehr.

 

Um 13.30 Uhr erreichten wir nach insgesamt 9,5 Stunden Wandern, Staunen, Fotografieren, Pausieren und Brunchen wieder den Parkplatz. Nun freuten wir uns alle erstmal aufs Hostel, eine Dusche (anders als am frühen Morgen aber nicht auf eine heiße, sondern eher auf eine kalte) und etwas Zeit zum Ausruhen. Während die anderen alle Mittagsschläfchen hielten, machte ich es mir auf der Terrasse in der Sonne mit ein paar Prospekten bequem und schaute, was man in Wanaka und Umgebung noch so alles machen kann. Am frühen Abend liefen wir zu Fuß noch mal in die Stadt, holten uns an einem italienischen Caravan leckere neapolitanische Pizzen (es gibt sie, die echten Italiener in Neuseeland!) und machten es uns damit und mit etwas zu Trinken am Seeufer bequem.

 

Nach diesem netten Abendessen liefen wir dann noch am Seeufer entlang zum ebenfalls sehr beliebten Fotomotiv, dem "Wanaka-Tree", wo sich pünktlich zum Sonnenuntergang schon wieder ein Haufen Touristen mit ihren Spiegelreflexkameras und Stativen versammelt hatte, um diesen eigentlich ziemlich kleinen und unspektakulären (aber zugegebenermaßen irgendwie halt schon schicken) Baum abzulichten.

 

Natürlich trafen wir auch hier wieder auf einige unserer Kommilitonen. :D Auf dem Rückweg zum Hostel machten wir noch einen kleinen Abstecher zu einer Eisdiele in der Nähe des Seeufers. Was für ein Tag - eine traumhafte Wanderung, schönstes Wetter, ein Haufen cooler Leute und dann auch noch hervorragende italienische Pizza und endlich mal richtig gutes Eis. Ich glaube das italienische Essen hab ich tatsächlich fast noch etwas mehr vermisst, als das deutsche Brot. :D

Und vielleicht weil der Tag gerade schon so perfekt und unsere Laune so gut war, haben Rebecca und ich zurück im Hostel unseren Mut zusammengenommen und für den nächsten Morgen gebucht, womit wir seit unserer Ankunft in Wanaka schon geliebäugelt hatten - einen Gleitschirm-Tandemflug. Paragliding war etwas, was ich schon seit langer Zeit im Kopf hatte und unbedingt irgendwann einmal machen wollte, bereits bevor ich hier nach Neuseeland kam. Rebecca wollte es auch unbedingt machen, hat aber Höhenangst und alleine hätten wir uns wahrscheinlich beide nicht den Ruck gegeben. Aber es war schon zu schön gewesen, die Paraglider zu beobachten, die am Morgen über unseren Köpfen vom Roy's Peak hinabsegelten. Mit einer Mischung aus gespannter Vorfreude, etwas Nervosität, aber vor allem Müdigkeit nach einem langen Tag ging es an diesem Abend also ins Bett.

Der nächste Tag begann dann wieder recht früh - bereits um 7 Uhr checkten wir aus dem Hostel aus und machten uns auf den Weg in die Stadt, kurz zum Supermarkt und tanken und anschließend weiter auf die Mount Aspiring Road. Diese Straße ist eine sehr lange Sackgasse, die am Ende auf einer 30km langen Schotterpiste tief hineinführt in den Mount Aspiring Nationalpark. Noch relativ am Beginn dieser Straße, ca. 25 Minuten Fahrtzeit von Wanaka entfernt liegt die Treble Cone Ski Area, von wo aus die Paragliding-Flüge starten. Eigentlich war der Plan, weiterzufahren bis zum Rob Roy Glacier, wo Jakub, Veronika und Kristýna eine Wanderung machen wollten. Rebecca und ich wollten dann mit dem Auto zurück zum Treble Cone fahren und nach dem Paragliding die anderen wieder abholen. Allerdings hat das nicht so ganz geklappt, da wir zunächst den Treffpunkt für das Paragliding nicht gefunden haben und keinerlei Handyempfang hatten, was doof war, da wir vom Paragliding noch eine E-Mail mit genaueren Infos bekommen sollten. Außerdem brauchte man auf dieser Straße deutlich länger als wir vermutet hatten, da es nicht nur eine Schotterpiste ist, sondern die auch noch durch eine Reihe Privathöfe führt, was bedeutet dass hier teils Kühe und andere Tiere auf der Straße stehen und man regelmäßig Gitter überqueren muss, die verhindern, dass die Tiere die Höfe verlassen können. Am Ende der Straße gibt es zudem einige Furten bzw. Flussüberquerungen, die mit einem normalen Auto nur passierbar sind, wenn es nicht gerade stärker geregnet hat. Wir änderten also unsere Pläne und kehrten erstmal um, bis wir wieder Empfang hatten. Nachdem wir endlich rausgefunden hatten, wo wir für das Paragliding hinmussten, ließen Rebecca und ich uns dort rauswerfen und überließen den anderen dreien das Auto, sodass sie unabhängig waren. Rebecca und ich wollten uns dann über den Paragliding-Anbieter einen Shuttle zurück in die Stadt organisieren. Weil wir viel zu früh waren, mussten wir noch über eine Stunde warten, was bei der schönen Umgebung aber nicht weiter schlimm war - nur dass es hier plötzlich wieder Sandfliegen gab, war ein bisschen nervig. Pünktlich um 10 Uhr kamen dann sowohl das Team vom Paragliding als auch noch zwei andere Frauen um die 60. Eine der beiden wollte nur zuschauen, wir waren also insgesamt zu dritt. Das Paragliding-Team war super nett und nach ein paar Formalitäten wurden wir mit Helmen und Handschuhen ausgestattet und kurz darauf ging es auch schon hoch auf den Berg. Bei der Fahrt die Serpentinen hinauf wurde Rebecca und mir dann doch ein bisschen mulmig, allerdings war die Straße - wie ich jetzt sagen kann - deutlich beängstigender, als das Paragliding selbst. Ehe wir uns versehen konnten, standen wir oben am Startplatz und wurden auch mit dem Gurtzeug ausgestattet.

 

Rebecca startete als erste und ich hatte den Spaß zuzuschauen, denn der Start sah einfach nur super lustig aus. Kurz darauf war ich dann selbst an der Reihe und wie man im Video sieht, war mein Start nicht gerade eleganter. :D War vielleicht mein Fehler, aus Neugier ein paar Fragen zu stellen, sodass mein Pilot mir dann zeigen wollte, wie man auch bei wenig Wind und rückwärts starten kann - woraufhin ich mich fast erstmal hingelegt hätte. :D Der Flug selbst war absolut fantastisch - das Gefühl, wenn man dort oben abhebt, ist ziemlich unbeschreiblich. Durch die Wetterverhältnisse hatten wir auch die Möglichkeit, ziemlich nah an die Twin Falls, zwei ca. 80m hohe Wasserfälle heranzufliegen, was für mich der schönste Teil des ganzen Fluges war. Die Vogelperspektive ohne Barriere ist einfach der Wahnsinn und ich beneide die Vögel mehr als nur ein bisschen darum. =) Das coole beim Paragliden neben der spektakulären Aussicht ist, dass es absolut still ist - kein Motorgeräusch, kein gar nichts, außer der leise Wind im Segel und die Natur um einen rum.

 

Ca. 10-15 Minuten waren wir in der Luft, inklusive einer kleinen Akrobatikeinlage am Ende (bei der ich wegen des Windes die ganze Zeit Angst hatte, den Stick mit der GoPro fallenzulassen und deshalb gucke wie ne Kuh :D). Sowohl Rebecca als auch ich waren unglaublich happy und froh, das gemacht zu haben - und vor allem gerade hier in Wanaka, denn sowohl der Ort als auch das Team waren absolut genial. Rebeccas Pilotin hat ihr während des Flugs sogar die ganze Zeit was vorgesungen, um sie von der Höhenangst abzulenken. :D

 

Am frühen Mittag waren wir wieder zurück in Wanaka, wo wir noch ein bisschen die Zeit am See genossen, der Eisdiele einen zweiten Besuch abstatteten und anschließend in einem kleinen Café etwas zu Mittag aßen, während wir auf die anderen warteten.

 

Am Nachmittag kamen sie schließlich zurück - nachdem sie es tatsächlich geschafft hatten, zum Rob Roy Glacier zu kommen (und dabei weder das Auto zu schrotten, noch in einer Furt hängenzubleiben oder im Schlamm zu baden - wir hatten nämlich ausgerechnet diesmal einen schneeweißen Mietwagen :D). Auf der Rückfahrt nach Dunedin gab es dann noch mal einen ganz besonders schönen Sonnenuntergang, für den wir natürlich mitten auf dem Highway noch mal anhalten mussten.

 

Samstag, 16.03.2019

Gedanken zu Christchurch & Wochenrückblick

Hallo ihr Lieben,

vorab - danke euch allen für eure Nachrichten und Nachfragen gestern und heute.  Mir geht es gut und ich bin dieses Wochenende in Dunedin, habe von dem Terroranschlag in Christchurch gestern also nicht unmittelbar etwas mitbekommen. Trotzdem war ich wie alle anderen hier absolut geschockt, als ich gestern Abend über E-Mails erfahren habe, was passiert ist. Obwohl ich erst seit einem Monat hier bin, fällt es mir tatsächlich schwer zu realisieren, dass soetwas gerade hier passiert. Ich habe in diesem einen Monat Neuseeland und seine Einwohner genau als das kennengelernt, wofür sie weltweit bekannt sind - ein unglaublich offenes, zugewandtes und freundliches Volk, für das das Miteinander und die Akzeptanz eines jeden Individuums zu den wichtigsten gesellschaftlichen Werten überhaupt gehört. Mir ist natürlich bewusst, dass es auch hier verdammt viele gesellschaftliche Probleme gibt und dass ich in dem Universitätsumfeld von Dunedin und als Ausländer 95% davon nicht wahrnehme, weil diese Probleme anderswo stattfinden. Trotzdem hat diese Extremform von Rassismus absolut gar nichts gemein mit dem Neuseeland, das ich bisher kennengelernt habe und es ist mir einfach wichtig, das zu betonen - da genau das viele Kiwis hier selbst gerade so bedrückt und erschüttert. Leider ist es eine traurige Realität - wo immer es auf dieser Welt Menschen gibt, gibt es auch Idioten, Leute die voller Hass sind, Leute die ausflippen, Leute die Aufmerksamkeit suchen, Leute die sich am Leid anderer ergötzen. Leute, die ideologisch verblendet sind oder die irgendeine Begründung suchen, anderen zu schaden, auch wenn es dafür keine Begründung gibt. Es tut mir unglaublich Leid für Christchurch und für alle, die nun - möglicherweise nach 2011 schon zum wiederholten Male - um Angehörige, Freunde und Bekannte trauern.

Fakt ist jedoch auch, trotz dem dass immer und überall etwas passieren kann: Ich fühle mich in diesem Land, das auf der gesamten Südinsel gerade einmal eine Million Einwohner zählt - und damit in etwa so viele wie Köln - so sicher, wie bisher in fast keinem anderen Land, in dem ich war; und das hat sich auch seit gestern nicht geändert.

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Trotz dieser absolut tragischen Ereignisse, möchte ich die schönen Momente dieser Woche nicht einfach untergehen lassen - hier also wieder mal ein kleiner Wochenrückblick.

Am Dienstag habe ich neben meinen normalen Vorlesungen eine Veranstaltung des Career Service der Uni besucht, bei dem sich das Dunedin-Büro von Deloitte vorgestellt und viele Informationen zum Bewerbungsprozess und den Bewerbungsunterlagen (CV, cover letter) gegeben hat. Das war mal ziemlich interessant, auch um zu sehen wie sich die Bewerbungsabläufe und -vorgaben hier von denen in Deutschland unterscheiden.

Weil das Wetter am Dienstag noch wunderschön sommerlich und sonnig war, habe ich die Gelegenheit genutzt, mal ein paar Fotos vom Campus zu machen. Der Großteil der Universitätsgebäude konzentriert sich rund um das markante Clocktower Building. Mitten durch den Campus hindurch fließt der kleine Fluss Leith und entlang des Leith verläuft auch die Castle Street, in deren nördlichen Abschnitt viele Uniflats liegen und die hier als eine der Haupt-Party-Straßen berühmt-berüchtigt ist. Eines der wichtigsten und größten Gebäude ist jenes, in dem sich die Hauptbibliothek der Universität befindet. Neben der Bibliothek gibt es hier auch mehrere Cafés, eine große zentrale Erstanlaufstelle für sämtliche Fragen rund um die Uni sowie diverse speziellere Anlaufstellen, Clubräume und vieles mehr. Natürlich gibt es noch einige weitere wichtige Gebäude, darunter das hier nicht abgebildete OUSA Clubs and Socities Centre, in dem viele Kurse stattfinden, Clubs ihre Clubräume haben und wo man nahezu täglich günstig für 3$ zu Mittag essen kann. Eine Sauna und öffentliche Duschen gibt es dort auch. Dann gibt es noch die recht große Otago Business School, das Uniflats-Haus sowie viele Gebäude, in denen unter anderem Hörsäle und Seminarräume sowie teils noch weitere Cafés untergebracht sind.

Am Dienstagabend fand vom Tramping Club das Pre-Meet für den Wochenendtrip ins Fiordland statt, bei dem ich aber diesmal wie schon erwartet keinen Platz erhalten habe. Dafür konnte ich mich aber in die Warteliste eintragen, damit ich beim nächsten Trip Mitte April höhere Chancen auf einen Platz habe.

Am Mittwochnachmittag wären wir eigentlich mit dem Tramping Club zum Klettern an den Long Beach gefahren, allerdings fiel das nach etwas Chaos leider flach - erst regnete es, und als der Regen schließlich doch aufhörte, hatten wir kein Auto um dorthin zu kommen. Also habe ich stattdessen dann noch meine Wocheneinkäufe erledigt. Hoffentlich haben wir nächste Woche endlich mal Glück, denn die Klettersaison geht sowieso nur noch 3 Wochen und die ersten 3 Kletterwochen sind nun leider schon vorbei.

Gestern Morgen mussten wir erstmal zu Uniflats, um dort alle unsere elektrischen Geräte und Kabel auf ihre Sicherheit testen zu lassen. Zum Glück ging das relativ schnell und ich bekam alles ohne Beanstandungen wieder :-)

Da das Wetter so gut war, bin ich am frühen Nachmittag mit Rebecca in den Norden Dunedins zur Baldwin Street gefahren, laut Guinness-Buch der Rekorde die steilste Straße der Welt. Das ist auf jeden Fall ganz lustig, wenn man sowieso hier in der Stadt ist - extra dafür einen Umweg nach Dunedin fahren, was tatsächlich viele Touristen machen, würde ich allerdings nicht. Die Baldwin Street hat an ihrer steilsten Stelle eine Steigung von 35% und beim Hochlaufen kann einem schon ganz schön die Puste ausgehen. :D Dafür gibt es am oberen Ende immerhin eine Bank und einen Trinkwasserbrunnen.

  

Auf dem Rückweg zu unserer Wohnung meinte Rebecca dann nach einem Blick auf ihr Handy plötzlich, dass die große Parade zum 150. Bestehen der Universität, die eigentlich heute stattfinden sollte, scheinbar abgesagt wurde. Noch rätselratend ob der Gründe liefen wir zu Fuß zurück und machten unterwegs Fotos einiger exzess-geplagter Studenten-WGs, für die Dunedin auch (nicht nur positiv) bekannt ist.

Als wir gegen 16.50 Uhr wieder nach Hause kamen, folgte dann nach 2 Minuten der Schock - als ich meinen PC einschaltete, fand ich in meinem Postfach mehrere E-Mails der Universität, in denen mitgeteilt wurde, dass es in Christchurch in unmittelbarer Nähe des Campus eine Katastrophe gegeben hatte, der Campus abgeriegelt war und niemand das Gebäude, in dem er sich befindet, verlassen dürfe. Die University of Otago hat nicht nur in Dunedin, sondern auch in 4 weiteren neuseeländischen Städten einen Campus, darunter größere sowohl in Christchurch als auch in Wellington. Da die E-Mail keine näheren Details enthielt, dachte ich zunächst an einen Amoklauf in der Universität in Christchurch. Erst als ich auf der neuseeländischen Nachrichtenseite nachschauen wollte, mir aber vorher schon die Schlagzeile der deutschen FAZ ins Auge sprang, wurde mir klar, dass wohl etwas noch drastischeres passiert sein musste. Wie ich kurze Zeit später feststellte, war Neuseeland zu diesem Zeitpunkt bereits oberste Schlagzeile in sämtlichen deutschen Tageszeitungen, obwohl es in Deutschland gerade mal 5 Uhr morgens war.

Die folgende Stunde war eine Mischung aus Unsicherheit, betretenem Schweigen und Gesprächen in unserer WG, da niemand so wirklich wusste, was passiert war und wie wir uns verhalten sollten. Um 18 Uhr sollte eigentlich noch ein Cultural Evening des Otago International Friendship Network stattfinden. In der folgenden Stunde kamen nach und nach weitere E-Mails der Universität sowie der deutschen Botschaft, mit mehr Informationen. Wir entschieden uns dann dazu, trotzdem zu der geplanten Veranstaltung des Friendship Network in die Uni zu gehen. Letztlich waren wir nur ein paar wenige Leute und Feierstimmung war gerade sowieso nicht, aber ein paar nette Gespräche bei Kuchen taten uns trotzdem allen gut.

Die offiziellen Veranstaltungen für dieses Wochenende wurden alle abgesagt, aber ich hatte geplant mit ein paar Leuten vom AAPES Club heute morgen zum Mount Cargill zu wandern, und das haben wir dann auch gemacht. Mount Cargill ist ein 676 m hoher Berg nördlich von Dunedin und vom Gipfel aus hat man eine wunderschöne Aussicht auf Dunedin, die Umgebung von Dunedin und die gesamte Otago Peninsula. Knapp unterhalb gibt es noch weitere Gipfel, darunter Butters Peak und Mt Holmes mit den sogenannten Organ Pipes, die beide ebenfalls Teil unserer Wanderung waren. Die Organ Pipes sind Felsformationen, die aus hunderten oder tausenden meist hexagonalen Basaltsäulen bestehen und um ganz nach oben zu kommen, ist Klettern angesagt. Beim Abstieg vom Mount Cargill sind wir noch durchs Bethune's Gully gewandert. Der Weg ist super schön, da er von unten betrachtet erst durch einen Wald mit uralten, hohen Douglasien führt und etwas weiter oben dann in den hier weit verbreiteten grünen Nebelwald übergeht. Außerdem kann man hier eine Reihe verschiedener Vögel beobachten, darunter auch der "fantail" oder Neuseelandfächerschwanz. Da wir kein Auto hatten, sind wir zu Fuß vom Campus aus gelaufen und die gesamte Rundwanderung war insgesamt gut 24 km lang.

Gegen 15.30 Uhr waren wir wieder zuhause, hungrig, platt und mit Sonnenbrand - vor allem an den Händen, die ich dummerweise nicht eingecremt hatte. Aber das Wetter war den ganzen Tag über absolut traumhaft und ich bin froh, dass wir das genutzt haben.

Den Rest des Wochenendes werde ich wahrscheinlich nicht mehr viel machen, außer lernen. Morgen ist hier St Patricks Day, was - wenn ich mir die Party, die gerade ein paar Häuser weiter stattfindet, anhöre - vermutlich mal wieder ziemlich chaotisch und für einige im Komasuff bzw. im Krankenhaus enden wird. Ob das angesichts der aktuellen Ereignisse angemessen ist, im Hinblick darauf, dass sowohl Polizei als auch Rettungskräfte an diesem Wochenende auch in Dunedin definitiv schon mehr als genug durchgemacht haben...na ja.

Ansonsten habe ich vorgestern nach ewigem Hin- und Herüberlegen noch Hüttentickets für den Routeburn Track für übernächstes Wochenende gebucht. Der Routeburn Track ist einer der Great Walks und im Fiordland von insgesamt dreien der kürzeste und einfachste - insgesamt 33 km (+ ein paar Kilometer optionale Side Tracks) in 3 Tagen mit 2 Hüttenübernachtungen. Ich bin super gespannt darauf, da das meine erste Mehrtageswanderung mit Gepäck wird - bin aber überzeugt, dass es super schön wird. Drückt mir mal die Daumen, dass das Wetter mitspielt :-)

Dienstag, 12.03.2019

Surfen, Klettern und eine neue Mitbewohnerin

Die letzte Woche war vergleichsweise mal relativ ruhig, in dem Sinne, dass ich das Wochenende in Dunedin verbracht habe und keine längere Tour anstand.

Am Dienstag war ich hier in Neuseeland das erste Mal surfen. Am St Clair Beach gibt es eine Surfschule, die Surfkurse und Materialverleih für Studenten etwas vergünstigt anbietet. Dort habe ich mir ein Paket mit 3 Unterrichtseinheiten gebucht und dann am Dienstagfrüh direkt das super Wetter genutzt, um die erste Kursstunde einzulösen. Es hat wie immer großen Spaß gemacht, allerdings sind die Bedingungen hier nicht ganz so einfach. Zum einen gibt es extrem viele Sandbänke bzw. ist der Untergrund insgesamt einfach extrem uneben, sodass man tierisch aufpassen muss, wo man hintritt und wie und wo man vom Board runterspringt. Manchmal geht einem das Wasser an einer Stelle nur bis zur Hüfte und einen Schritt weiter kann man plötzlich nicht mehr stehen. Zum anderen gibt es hier Strömungen, die bisweilen extrem stark sind, sodass es sehr anstrengend bis unmöglich ist, im Wasser dagegen anzukommen. Wenn man es einmal nach draußen geschafft hat, sind die Wellen dafür richtig gut. Der Unterricht ist allerdings nur mäßig hilfreich und nach den 3 Stunden werde ich mir vermutlich eher noch mal einfach Material ausleihen - je nachdem wie lange das Wetter und die Temperaturen überhaupt noch mitspielen. Ohne Neoprenanzug geht hier sowieso nichts, das Wasser hat aktuell noch ca. 14 °C (wobei ein Kanadier das am Dienstag wohl ziemlich warm fand und tatsächlich 1,5 Std. nur in Badeshorts mit uns surfen war :D).

Am Mittwochabend wurde von Uniflats ein "Speed Meet" organisiert, quasi wie Speed-Dating, nur für Freundschaften. Eigentlich ging es einfach nur darum, ein paar andere Leute aus den Uniflats (also überwiegend internationale Studenten) kennenzulernen. Die Veranstaltung selbst war nicht so wirklich der Bringer, da der Lautstärkepegel eine wirkliche Unterhaltung kaum möglich gemacht hat und man am Ende 10 verschiedenen Leuten nacheinander über den Tisch die immer gleichen Dinge zugebrüllt hat - wie heißt du, woher kommst du, was studierst du. Kurz danach wusste also eigentlich keiner mehr, mit wem er da gesprochen hatte und so wirklich interessiert hat es auch niemanden. Dafür gab es aber anschließend noch kostenloses Abendessen (der eigentliche Grund, weshalb die meisten gekommen waren :D). Dafür hat es sich dann auch wieder gelohnt. Und beim Rumstehen und Futtern vorher und nachher kam dann tatsächlich eher mal das eine oder andere interessante Gespräch zustande.

Am Donnerstag hatte ich morgens meine zweite Surfstunde, diesmal bei deutlich angenehmeren Bedingungen als am Dienstag - weniger Strömungen und weniger "Löcher" im Boden. Dadurch und durch eine zunehmende Gewöhnung an das Surfboard (etwas kürzer als die, die ich bisher so hatte) hab ichs dann irgendwann tatsächlich auch mal geschafft, mehr auf dem Board zu stehen als semi-akrobatisch im Schleudergang vom Board zu fliegen :D

Ich muss ja sagen, morgens erstmal an den Strand surfen gehen und anschließend in die Uni (oder zur Arbeit) ist schon etwas, woran ich mich ganz gut gewöhnen könnte. :P Es ist außerdem sehr entspannt, dass es hier ja sowieso normal ist, überall in Flipflops oder Badelatschen rumzulaufen. Man kann also quasi vom Strand mit dem Bus zurückfahren und geradewegs in die Vorlesung düsen - mit versalzen nassen Haaren, Flipflops und Strandshorts, ohne dass sich irgendjemand daran stören oder auch nur darüber wundern würde. (Übrigens: Tennissocken in Sandalen sind ja irgendwie deutsches Klischee, aber während ich sowas in Deutschland dann doch eher selten sehe, ist das hier absoluter Standard! Am liebsten allerdings Tennissocken in Flipflops oder Adidas-Badelatschen...)

 

Am Donnerstagmittag bekamen wir in unserer Wohnung ziemlich unerwartet Besuch von der Uniflats-Koordinatorin, die uns mitteilte, dass unsere amerikanische Mitbewohnerin Lauren aus unserer Wohnung ausziehen wird und wir dafür eine neue Mitbewohnerin aus Tuvalu bekommen. Der Wechsel sollte bereits kurzfristig am nächsten Tag stattfinden.

Am Donnerstagabend fand vom AAPES Club eine Quiznight mit Pizza statt, die ziemlich lustig war, auch wenn ich in den drei Runden mit jeweils 10 Fragen keine einzige beantworten konnte. Wüsstet ihr auf Anhieb, wieviele endemische Froscharten es in Neuseeland gibt und könnt die alle mit wissenschaftlichem Namen aufzählen? Sehr gut, ich nämlich auch nicht. :D Dank einiger neuseeländischer Biologie-Studenten im Team haben wir am Ende aber immerhin von 5 Teams doch noch den 3. Platz erreicht. :P

Am Freitagvormittag gab es dann den kleinen Umzug, Lauren zog aus und mit Toka bekam ich eine neue Etagennachbarin. Wirklich traurig über den Wechsel war ich ehrlich gesagt nicht - Lauren war zwar nett, passte aber im Grunde von vorneherein nicht in unsere WG und spätestens nach der letzten Nacht vor ihrem Auszug hab ich nur noch die Stunden gezählt (und mich - sorry dafür - bei dem einen oder anderen von euch ausgekotzt (Achtung, Wortwitz im Tiefflug :P)). Übers Wochenende habe ich dann die Ruhe genossen, da wir hier nur zu viert waren, und den Sonntag nicht zuletzt damit verbracht, in unserem Badezimmer im Erdgeschoss mal sämtliche im Haus verfügbare Reinigungsmittel und Duftsprays durchzutesten - ich glaube ich bin jetzt langfristig lavendelduftgestört. :D

Viel cooler war dafür der Freitagabend, da hatte ich nämlich den ersten Teil meines zweitägigen Kletterkurses. Dafür ging es mit unserem Kursleiter und fünf anderen zunächst in die Logan Park Highschool, wo es eine kleine, leider nicht öffentlich zugängliche Indoor-Kletterhalle gibt. Klein ist die wirklich, die höchsten Wände sind gerade mal 5 Meter hoch und damit kaum höher als eine Boulderwand. Allerdings haben die ein ganz lustiges Routenkennzeichnungssystem, wodurch es selbst auf dem geringen Raum super viele verschiedene Routen gibt, weil ein Kletterelement für mehrere verschiedene Routen genutzt wird. Und der Kursleiter war mega nett und cool drauf, sodass ich auch endlich mal meine ganzen Fragen loswerden konnte, die ich mir beim Klettern in Deutschland schon immer gestellt hab. Die Fragen zum Thema Gewichtsunterschiede und was man so macht, wenn man auf einmal als Sicherer selbst in der Luft hängt, haben sich dann letztlich auch ganz praktisch beantwortet. :D Wir sind nämlich anfangs in Dreierteams geklettert, wobei meine beiden Kletterpartner gut 15 bzw. 35 kg schwerer waren als ich. Und da das ATC ein rein manuelles Sicherungsgerät ist, war es für mich spätestens bei den 35 kg Differenz unmöglich, nicht die Bodenhaftung zu verlieren. ;P Wir durften dann anschließend auch noch so lange weiterklettern wie wir wollten und Kraft in den Armen hatten, und ich bin mit der Tochter des Kursleiters noch ein bisschen an den Bouldertraversen rumgeklettert (die er geschraubt hatte, und für die wir Mädels beide zu kurz waren - war aber sehr lustig :D). Anschließend wurden wir netterweise sogar nach Hause gefahren.

Am Samstag fand dann ganztägig der zweite Kursteil statt und das war erst der richtig coole Teil, denn es ging erstmals nach draußen an den Felsen. Um 9.30 Uhr wurden wir abgeholt und fuhren zunächst nach Port Chalmers, ein kleiner Küstenort etwas nördlich des Stadtzentrums von Dunedin. Dort gibt es eine Art Garten bzw. kleinen Park mit verschiedenen Basaltstein-Kletterwänden und einer Aussichtsplattform, ziemlich hoch auf dem Berg gelegen mit Aussicht auf den Ort, den Hafen und die Meeresbucht. Und ich muss echt sagen, draußen am Felsen bekommt Klettern definitiv noch mal eine komplett andere Dimension. Ich glaub wenn man einmal da draußen war, sieht man Kunstkletterwände mit anderen Augen - das ist dann vor allem eine Vorbereitung für den Fels und eine Möglichkeit, bestimmte Bewegungen und Klettertechniken auszuprobieren. Aber im Grunde zieht es einen dann eigentlich immer wieder nach draußen. Hab ich vorher nicht so hundert Prozent verstanden, aber jetzt definitiv schon, auch das Suchtpotenzial. :D Das Coole ist draußen auf jeden Fall auch, dass dort einfach jede Wand komplett anders ist.

Nachdem wir vormittags erstmal in Dreierteams in Port Chalmers an der Chakrata-Wand geklettert sind, ging es nachmittags dann noch etwas weiter Richtung Norden zum Long Beach - quasi DAS Klettermekka vor der Haustür von Dunedin. Der große bis zu 20m hohe Pinnacle-Fels, an dem wir kletterten, ist dort nur eine von vielen Klettermöglichkeiten. An der Ostseite des Strandes gibt es noch einige bis zu 35m hohe Kletterwände in sämtlichen Schwierigkeitsgraden. Am Long Beach kletterten wir in Zweierteams, was ganz angenehm war, da ich dann mit Sarah (der anderen deutschen Studentin, mit der ich auch schon auf dem ersten Wochenendtrip gewesen war) klettern konnte. Das hat nicht nur die Verständigung leichter gemacht, die am Fels sowieso schon wesentlich schwieriger ist als in der Halle, sondern war auch insofern wesentlich einfacher, als wir beide gleich viel (oder wenig) wiegen. Es gab also keine unfreiwilligen Flugeinlagen mehr - bzw. nur für den Kletterer, nicht für den Sichernden. :D

(Man merkt gar nicht, dass ich begeistert bin, oder? :D Könnte noch drei weitere Din A4-Seiten zum Klettern schreiben, aber das erspar ich euch jetzt wirklich :P)

Wenn das Wetter mitspielt, geht es die nächsten Mittwochabende dann regelmäßig mit dem Tramping Club an den Fels klettern, jedenfalls noch bis zur Zeitumstellung, die ja schon in ein paar Wochen ist.

Am Samstagabend war ich jedenfalls so hundemüde wie schon lange nicht mehr...und habe trotz Party nebenan tief und fest geschlafen.

Am Sonntag war zur Abwechslung schließlich (neben dem Badezimmer-Schrubben) einfach mal Ausruhen angesagt. Jedenfalls so halbwegs - mittags war ich mit Rebecca noch in der Innenstadt, einkaufen für unser wöchentliches WG-Abendessen. Da eigentlich Lauren diese Woche mit Kochen drangewesen wäre, das aber nun ja ausfiel, hatten Rebecca und ich beschlossen einfach gemeinsam zu kochen. Erst machten wir aber noch einen kurzen Umweg in den Klamottenladen, weil Rebecca dort etwas bestimmtes kaufen wollte. Am Ende hat sie nichts gekauft, ich dafür schon...so war das nicht geplant! :D Im Supermarkt haben wir dann den Fehler gemacht, einen Einkaufswagen zu nehmen, was dazu geführt hat, dass wir deutlich mehr eingekauft haben, als wir tragen konnten (und für das Abendessen das doppelte von dem ausgegeben haben, was wir eigentlich ausgeben sollten - weil alleine der Halloumi-Käse schon 21 Dollar (= ca. 13 €) gekostet hat). Dumme Idee, gaaaanz dumme Idee. Ich glaube auf dem Rückweg haben uns die Leute für ziemlich bekloppt gehalten, weil wir nicht wussten ob wir weinen oder lachen sollten. Jeder 2 volle Taschen und die dritte gemeinsam tragend, schleppten wir uns den Berg hoch. Das Abendessen, eine vegetarische Version des schwedischen Gerichts "Flygande Jacob", wurde aber richtig lecker - dafür hat sich die Anstrengung dann doch wieder gelohnt. :D

Dienstag, 05.03.2019

Erste Vorlesungswoche und eine Reise ins Paradies

Nach einer ziemlich ereignisreichen und vollgepackten Orientierungswoche begann letzten Montag hier wieder die reguläre Vorlesungszeit, womit so langsam ein bisschen erster Alltag einkehrt. Mein Stundenplan ist zum Glück ziemlich entspannt - meine früheste (allerdings unregelmäßige) Veranstaltung beginnt um 10 Uhr, meine spätesten Vorlesungen enden um 18 Uhr und freitags habe ich frei. Angesichts dessen, dass das Studium im Auslandssemester jetzt keinen ganz so hohen Stellenwert hat wie daheim, bin ich damit ziemlich zufrieden. ;-) Für mein Studium in Köln kann ich mir ohnehin nur 2 der 3 Module anrechnen lassen und das ohne, dass die Noten in mein Studium in Köln übernommen werden. Die drei Kurse, die ich hier belege, sind "Marketing Management", "Business and Society" und "Introduction to Conversational Maori". Bisher ist alles ganz interessant, allerdings ist das relativ verschulte System für mich noch recht gewöhnungsbedürftig - fast jede Woche müssen irgendwelche Aufgaben eingereicht werden oder es gibt kurze Prüfungsleistungen. Dafür macht die Abschlussprüfung am Ende des Semesters dann in der Regel auch nur noch 50% der Gesamtnote aus. In der ersten Woche gab es noch keine Tutorien und in den ersten Vorlesungen ging es überwiegend um Organisatorisches, von daher war die Woche sehr entspannt. Am allermeisten genieße ich hier aber sowieso, dass ich in 10 Minuten zu Fuß in der Uni bin. Das ist gegenüber der Pendelei nach Köln einfach sooo viel angenehmer!

Am Dienstagabend hatten wir dann ein Pre-Meet vom Tramping Club für eine Clubfahrt am Wochenende in einen Ort namens "Paradise". Der Tramping Club veranstaltet jedes Semester 3 größere Fahrten mit verschiedenen Wanderungen übers Wochenende und Paradise war die erste davon. Beim Pre-Meet wurden der grobe Plan für das Wochenende und die verschiedenen Wanderungen vorgestellt, die an dem Wochenende stattfinden. Es gab insgesamt 11 verschiedene Wanderungen in unterschiedlichen Schwierigkeiten und 80 verfügbare Plätze, wobei zu dem Pre-Meet knapp 250 Leute kamen. Bei den einfacheren Wanderungen gab es jeweils bis zu 12 Plätze, bei den schwierigsten nur jeweils 3 Plätze. Für jede Wanderung gab es einen Lostopf und man konnte seinen Zettel dann in den Topf für die Wanderung werfen, die einen am meisten interessierte. Ich hatte tatsächlich Losglück und erhielt einen Platz für die Wanderung auf den Mount Alfred.

Die nächsten Tage stand also vor allem erstmal ein bisschen "Shopping" an, denn ich brauchte noch eine Isomatte, Campinggeschirr und ein paar Wanderklamotten, da ich aus Deutschland nur die wichtigsten Sachen wie Schlafsack, Wanderschuhe und eine Wanderhose mitgenommen hatte. Zum Glück gibt es hier im K-Mart einige Sachen ziemlich günstig (die Isomatte kostet zum Beispiel umgerechnet gerade mal 6 Euro). Außerdem hat der Trampingclub eine Kooperation mit einem Outdoorgeschäft in Dunedin, wo man als Mitglied Rabatt bekommt und die Leute dort sind total nett und hilfsbereit und beraten einen zu allem, was man zum Wandern in Neuseeland so braucht.

Am Mittwochabend fand dann noch ein "cultural evening" vom Otago International Friendship Network statt. Das war ziemlich cool, weil man dort noch mal eine Reihe anderer internationaler Studenten kennenlernen konnte. Und vor allem habe ich dort viele Leute getroffen, die auch in dem gleichen Uniflat-Komplex wohnen - also quasi meine Nachbarn. Die Gelegenheit wurde dann auch gleich mal genutzt, um eine gemeinsame Hausparty am Wochenende zu planen - leider für den Freitagabend, wo ich mit dem Tramping Club nach Paradise fuhr. Bei dem cultural evening wurden uns außerdem noch einige der wichtigsten neuseeländischen Vokabeln beigebracht und wir konnten ein paar typisch neuseeländische Spezialitäten probieren, darunter das Getränk "Spider". Spider ist nichts anderes als Cola mit Vanilleeis. Klingt extrem merkwürdig? Ist es auch, aber ehrlich gesagt schmeckt das wirklich gar nicht mal schlecht :D

Am Freitag startete dann auch schon unsere Fahrt mit dem Tramping-Club. Am Freitagabend trafen wir uns gegen 17 Uhr und fuhren mit Bus und Vans gemeinsam zum Campingplatz nach Paradise, ein kleines Stück hinter Glenorchy nördlich des Lake Wakatipu gelegen (habe den Ort zu dem Eintrag hier in der Karte oben markiert). Unterwegs machten wir noch einen Zwischenstopp zum Abendessen in einem kleinen Ort namens Alexandra. Bereits auf der Fahrt war ich von dem Sternenhimmel fasziniert, als wir mit Queenstown die letzte größere Stadt ein Stück hinter uns gelassen hatten. Wir erreichten den Campingplatz im Stockfinstern um kurz nach Mitternacht und der Sternenhimmel, der sich beim Aussteigen über uns auftat, war absolut fantastisch. Der Himmel war komplett wolkenlos und da wir hier mitten im Nirgendwo waren, war selbst die Milchstraße perfekt zu sehen. Im Schein der Taschenlampen schleppten wir unsere Rucksäcke und Campingausrüstung in den hinteren Teil des Campingplatzes und befestigten die Zeltplanen an den Bäumen und herumliegenden Baumstämmen. Ein paar Leute hatten richtige Zelte dabei, die meisten von uns schliefen aber einfach in größeren Gruppen unter den Zeltplanen. Zum Glück gibt es in Neuseeland keine giftigen Krabbeltiere, das war also erstmal eine nette kleine Vorübung für Australien. :D Nerviger als die Spinnen am Boden waren allerdings die Sandfliegen, die uns in den kommenden beiden Tagen noch ziemlich ärgern sollten. Da es bereits so spät und zudem eiskalt war, wurden dann nur noch die Isomatten ausgerollt und flugs krabbelten wir alle in unsere Schlafsäcke. Nachts hatte es hier nur knapp über 0°C. Mein Schlafsack ist zwar schon ziemlich warm, trotzdem war mir aber ohne weitere Decke dann doch ein bisschen kalt. Außerdem hatte ich dummerweise meine Ohrstöpsel nicht griffbereit. Mir war das im Dunkeln nicht direkt aufgefallen, aber die Zeltplane unter der ich lag, hatten wir direkt neben einem Fluss aufgebaut, der neben dem Campingplatz fließt und ziemlich laut ist. Obwohl das Geräusch schön war, konnte man dabei nicht wirklich schlafen. Letztlich haben wir in der ersten Nacht aber alle nicht wirklich geschlafen sondern mehr gedöst und uns ein bisschen ausgeruht.

Am nächsten Morgen fanden wir uns dann in unseren jeweiligen Wandergruppen zum Frühstück zusammen. Einige Gruppen, die lange und schwierige Touren (12 Std. +) vor sich hatten, waren bereits in aller Frühe aufgebrochen. Unsere Gruppe startete erst um 8.30 Uhr, wir hatten aber auch "nur" eine 6-stündige Wanderung vor uns. Zum Frühstück und zum Aufwärmen gab es erstmal noch einen leckeren warmen Porridge. Dann fuhr uns eine der Organisatorinnen zum Startpunkt unserer Wanderung am Fuße des Mount Alfred, wo der "Forest Track" beginnt.

Wer mit einem richtigen Wanderweg gerechnet hatte, wurde nun sehr schnell mit der Realität des Wanderns in Neuseeland konfrontiert. Bei dem Forest Track handelte es sich um einen schmalen Pfad, der im Zick-Zack meist sehr steil durch den Regenwald den Berg hinaufführte. Zu Beginn war der Weg an vielen Stellen beinahe überwuchert, etwas höher wurde das ganze mehr zu einer Mischung aus Wandern und Böschungen hochklettern bzw. durch kleinere Schluchten runter- und wieder hochklettern. Wegen starken Schneefalls im vergangenen Oktober waren sehr viele Bäume umgekippt oder die Böschung hinuntergestürzt, sodass an vielen Stellen dünne, dicke und manchmal mehrere Baumstämme den Weg versperrten. Mir hat das Klettern durchaus Spaß gemacht, aber ich bin froh, dass wir so absolut perfektes Wetter hatten. Bei Regen hätte ich den Berg nicht hochklettern wollen, denn bereits die wenigen Stellen, die von den letzten Regenfällen oder Wasserläufen noch nass waren, waren sehr rutschig und man musste aufpassen, wo man hintrat.

Nach etwa 3 Stunden und vielen Pausen erreichten wir endlich die Baumgrenze und ließen uns erstmal zum Mittagessen nieder, denn Wandern macht hungrig (ich hatte natürlich auf dem Weg nach oben schon ungefähr 6 Müsliriegel und eine Tüte Karotten aufgefuttert :D).

Nach der Pause setzten wir dann unseren Weg oberhalb der Baumgrenze fort, wobei sich eine fantastische Aussicht vor uns auftat, die die Mühen der Kletterei allemal belohnte. Nur 3 von uns kletterten bis ganz hoch auf den Gipfel, einige andere und ich stoppten ca. 100m unterhalb, da uns das Terrain danach zu unsicher wurde - wir mussten ja nicht nur hoch, sondern auch wieder runterkommen. Die Aussicht war so oder so beeindruckend. Unterhalb konnte man das nördliche Ende des Lake Wakatipu und das Dart River Valley sehen, auf der anderen Seite die teils noch etwas schneebedeckten Gipfel der Berge rundherum.

Nachdem wir ausgiebig die Aussicht genossen und viel zu viele Fotos gemacht hatten, begaben wir uns langsam und vorsichtig wieder an den Abstieg. Gegen 15 Uhr erreichten wir schließlich wieder den Parkplatz, wo wir allerdings noch über eine Stunde in der Sonne warten mussten, bis wir wieder abgeholt wurden.

Zurück auf dem Campingplatz hatte ich dann wie einige andere auch erstmal das Bedürfnis nach einer Abkühlung. Die gab es in Form eines Bades im Routeburn River. So glasklar und blau wie der Fluss war, so eiskalt war er allerdings auch. Länger als wenige Sekunden hielt es keiner im Wasser aus, aber zumindest war es sehr erfrischend und ein guter Ersatz für die nicht vorhandene Dusche. :D

Abends gab es dann einen Kochwettbewerb unserer Gruppenleiter. Unsere drei Teamleader, Annie, Becky und Eilish zauberten uns auf dem Campinggrill super leckere Veggieburger aus insgesamt 18 Zutaten und sahnten damit den Gewinn für das Hauptgericht ab. Zum Nachtisch gab es bei uns Applecrumble mit Vanillepudding...was für ein Camperleben! :D

Später am Abend wurden dann noch alle möglichen Spiele gespielt, ein Geburtstagslied für einen Mitcamper gesungen, Bierchen getrunken und zum Abschluss gab es noch eine Runde Worm Wrestling. Dabei treten in einer abgesteckten "Arena" zwei Camper in Schlafsäcken stehend gegeneinander an - Arme benutzen ist verboten und wer zuerst fällt oder aus der Arena geschubst wird, hat verloren. Ich hab mich dann irgendwann noch ein bisschen auf den Parkplatz gesetzt, den Sternenhimmel genossen und versucht, mal wieder ein paar neue Sternbilder zu lernen. :D Da wir von unseren Wanderungen alle hundemüde waren, schliefen wir in dieser Nacht erstaunlich gut.

Am nächsten Morgen stand nach dem Frühstück noch ein Rivercrossing-Training im Fluss neben dem Campingplatz statt. Ausgerüstet mit großen Backpacks und Wanderschuhen übten wir, in Vierergruppen den Fluss sicher zu durchqueren. Das hat Spaß gemacht, war allerdings ziemlich kalt (der gleiche Fluss wie am Vortag - mit wahrscheinlich etwas unter 10°C Wassertemperatur) und natürlich nass. Ich hatte schlauerweise als Zweitschuhe lediglich meine Flipflops dabei...sehr Kiwi-mäßig! :D Nach dem Rivercrossing packten wir unsere Sachen zusammen und ein paar Leute nutzten die restliche Zeit und die Tatsache, dass sie eh schon nass waren, um noch mal ein kurzes Bad im Fluss zu nehmen. Gegen 13 Uhr machten wir uns schließlich auf den Rückweg. Unterwegs machten wir aber noch eine Pause am Lake Wakatipu, wo einige noch mal schwimmen gingen. Die Kulisse hier war absolut traumhaft und ich war ein bisschen traurig, dass ich meine noch nassen Badesachen in das große Backpack gepackt hatte, das irgendwo im Gepäckfach des Busses lag. Das einzige, was die Idylle störte, waren die Sandflies, die an dieser Stelle zu Tausenden rumflogen, sodass man gefühlt mindestens 50 davon gleichzeitig auf Armen, Beinen und sonst überall sitzen hatte. Wer vorher noch nicht komplett zerstochen war, war es spätestens jetzt - und leider scheinen die Viecher mittlerweile gegen so ziemlich alle herkömmlichen Abwehrsprays immun zu sein, denn obwohl wir alle mit den verschiedensten Sachen eingesprüht waren, ließen sie sich nicht abschrecken. Aber gut, das gehört auf der Südinsel wohl dazu. Angeblich beginnt man nach 10.000 Stichen irgendwann langsam eine Immunität zu entwickeln, sodass die Bisse nicht mehr ganz so arg jucken. Na dann :D

Einen zweiten Zwischenstopp, diesmal zum Mittagessen, legten wir schließlich noch in Queenstown ein. Das war ganz cool, da es auf dem Hinweg bereits dunkel gewesen war und wir jetzt zumindest mal einen kurzen ersten Eindruck der Stadt bekamen. Queenstown ist in Neuseeland DIE Touristen- und Abenteuerstadt schlechthin und der Großteil der Ladenlokale in der Innenstadt wird von Anbietern für alle möglichen Extremsportarten, Erlebnistouren etc. genutzt. Zugegebenermaßen muss man aber auch sagen, dass Queenstown nunmal eine einzigartig schöne Lage am Ufer des Lake Wakatipu hat, umgeben von den schneebedeckten Berggipfeln der neuseeländischen Alpen. Irgendwann an einem der kommenden Wochenenden stehen sowohl Queenstown als auch Wanaka auf jeden Fall noch mal auf meiner To-Visit-Liste - vor allem Wanaka, das mir bisher von ausnahmslos jedem hier als einer der schönsten Orte empfohlen wurde.

Gegen 20 Uhr waren wir wieder zurück in Dunedin. Gemeinsam mit meiner Mitbewohnerin Hanne, die auch auf dem Trip war, fuhr ich dann noch kurz zum Supermarkt und machte mich anschließend ans Auspacken und Aufräumen, ehe ich - wie immer viel zu spät - irgendwann ziemlich hundemüde ins Bett fiel. Zum Glück hatte ich aber gestern erst um 12 Uhr Vorlesung und konnte dementsprechend erstmal ausschlafen. So schön das Campen jedes Mal ist, so schön ist es dann trotzdem auch, wieder ein richtiges Bett zu haben. :D

Montag, 04.03.2019

Der erste Wochenendtrip - Tag 3: Te Anau und Milford Road

Am dritten Tag unseres Wochenendtrips wollten wir von Manapouri aus ins ca. 30 Minuten entfernte Te Anau fahren. Te Anau ist soetwas wie das Tor zum Fiordland und direkt oder indirekt Ausgangspunkt für 3 der Great Walks in Neuseeland. Von hier startet der Kepler Track und ebenso die Milford Road - die Straße, die mitten hinein ins Fiordland zum Milford Sound führt. Von dort starten dann der Routeburn Track sowie der Milford Track.

Auf dem Weg nach Te Anau machten wir einen kurzen Schlenker in die Supply Bay, wo ein kleiner Wanderpfad durch den Regenwald zum Waiau River führt. Es war nicht ganz einfach, den Start dieses Pfades am Waldrand zu finden, da es sich nicht um einen offiziellen Wanderweg handelt. Aber nach etwas Suchen hatten wir ihn dann doch gefunden. Der Weg dauert hin und zurück ca. 40 Minuten und führt zu einem Aussichtspunkt am Fluss, von dem aus man theoretisch noch 2 Stunden weiter zum Ruby Beach laufen kann, was wir uns aber aus Zeitgründen gespart haben.

 

In Te Anau angekommen haben wir zunächst einen Zwischenstopp beim Visitor's Centre eingelegt, wo wir einige Infos über die Fiordland-Region und die dortigen Great Walks eingeholt und Broschüren mitgenommen haben. Außerdem wurde hier noch ein Kurzfilm über das Fiordland gezeigt, den wir uns angeschaut haben. Anschließend sind wir nach Te Anau reingefahren und haben dort im Supermarkt erstmal ein paar Snacks zum Brunchen geholt und im iSite (das sind die Touristen-Infozentren) noch mehr Broschüren mitgenommen.

Am Parkplatz entschieden wir uns dann dafür, den ersten Teil der Milford Road zu fahren, da es auf dem Weg zum Milford Sound noch eine ganze Reihe spannender Wanderwege und Haltepunkte mit spektakulärer Landschaft gibt, die man kaum alle auf einmal anschauen kann. Bis Te Anau Downs führt die Straße unmittelbar am Lake Te Anau entlang, was allein schon eine unglaublich schöne Kulisse bietet.

Unser erstes Ziel war Lake Mistletoe, ein kleiner Gletschersee kurz vor Te Anau Downs. Vom Parkplatz aus führt ein ca. 45-minütiger Rundwanderweg zu dem See, der von einer wunderschönen grünen Landschaft umgeben ist.

Lake Mistletoe

Von dort aus ging es dann weiter durch Te Anau Downs Richtung Norden...

...bis wir nach eine knappen Stunde das Eglinton Valley erreichten. Und was ist das für eine unglaubliche Landschaft! Wir hatten Glück, dass wir als wir ankamen fast alleine dort waren und den magischen Ort eine Weile so genießen konnten. Leider dauerte es trotzdem nicht allzu lange, bis hinter uns 10 weitere Autos am Straßenrand standen und fleißig vor der wunderschönen Kulisse posiert wurde...aber wer will es den Touris auch verübeln. Dieses Land bietet nunmal so viele unglaublich faszinierende Landschaften, es ist fast unmöglich in einem zeitlich begrenzten Urlaub auch nur einen Bruchteil davon wirklich zu sehen.

Wenige Kilometer nördlich des Eglinton Valleys liegen die sogenannten Mirror Lakes, in denen sich bei gutem Wetter und Windstille das Bergpanorama spiegelt. An diesem Tag leider nicht so richtig, da es zwar teils sonnig, aber ziemlich windig war. Trotzdem sind die Mirror Lakes auch so einen Besuch wert, das Panorama ist einfach wunderschön.

Bei den Mirror Lakes mussten wir dann leider auch wieder umdrehen, da uns so langsam sowohl das Benzin als auch die Zeit ausging. Wir hatten immerhin noch gut 4,5 Stunden Rückfahrt nach Dunedin vor uns. Der Rückweg hielt dann allerdings auch noch eine kuriose und eine schöne Überraschung für uns parat. Erst gerieten wir in eine Art Oldtimer-Traktor-Parade, dann begleitete uns über fast 2 Stunden ein Regenbogen auf unserem Heimweg, der sich kurz vor dem Ziel wie ein Tor in den schillerndsten Farben vor uns öffnete, ehe er sich dann beim "Hindurchfahren" auflöste. Das war definitiv der schönste Regenbogen, den ich bisher erlebt habe :-)

Gegen 21 Uhr waren wir dann endlich wieder zuhause, nachdem wir die Gelegenheit des Mietwagens noch für einen Wocheneinkauf bei Pak'nSave genutzt haben - der "Aldi" von Neuseeland, der leider im Süden Dunedins und damit nicht gerade fußläufig um die Ecke liegt.

Donnerstag, 28.02.2019

Der erste Wochenendtrip - Tag 2: Bluff, Southern Scenic Route und Fiordland

Der zweite Tag begann wie der Vorabend aufgehört hatte - regnerisch und kühl. Unser heutiger Plan war es, von Invercargill über die Southern Scenic Route, die an der Küste entlang führt, Richtung Fiordland fahren. Wir hatten vorher versucht, eine Unterkunft entweder in Te Anau oder im nahegelegenen Manapouri zu finden, waren aber erfolglos, da die Hostels auch in der Umgebung alle ausgebucht waren. Unklar, wo wir übernachten konnten, machten wir uns trotzdem einfach mal auf den Weg. Zunächst haben wir aber noch einen kleinen Umweg nach Bluff zum Stirling Point gemacht. Bluff liegt auf einer kleinen Halbinsel südlich von Invercargill und ist der Ort, von dem auch die Fähren nach Stewart Island ablegen. Stirling Point ist ein Aussichtspunkt im Osten dieser Halbinsel.

Von Bluff aus sind wir dann zurück durch Invercargill und entlang der Küste weiter Richtung Nordwesten gefahren. Den ersten kurzen Fotostopp haben wir bei Colac Bay eingelegt, dann ging es weiter zu Monkey Island. Monkey Island ist ein Mini-Inselchen direkt am Strand. Bei Ebbe kann man über den Strand dorthin laufen und auf der Insel selbst führt eine Treppe hoch und auf der anderen Seite wieder runter. Als wir dort ankamen, war das Wasser gerade wieder langsam am ansteigen. Jakub und ich entschieden uns, unsere Schuhe am Strand zu lassen und barfuß zur Insel rüberzulaufen, da die Insel bereits wieder durch einen kleinen Streifen Wasser vom Strand "getrennt" war, auch wenn gerade keine Wellen kamen. Veronika und Sarah war das zu unsicher und sie blieben lieber gleich am Strand. Der kleine Ausflug hat sich gelohnt, fand aber ein ziemlich nasses Ende. Auf dem Rückweg warteten wir und warteten darauf, dass das Wasser wieder ein bisschen zurückging, aber wir hatten den Eindruck, dass es eher tiefer wurde. Um kein Risiko einzugehen, entschieden wir uns also lieber so schnell wie möglich zurückzugehen, wobei das Wasser mittlerweile bis hoch an die Oberschenkel reichte. Mit patschnassen Hosen (ich rette hier immer nur meine Kamera :D) kamen wir zurück und stellten dann knapp 10 Minuten später fest, dass das Wasser mittlerweile wieder zurückgegangen war und wir mit etwas mehr Geduld trocken hätten bleiben können. Witzigerweise hatte ich auf der Insel eine Benachrichtigung meiner Handy-App erhalten, dass es in dem Moment als wir rübergingen ein Erdbeben der Stärke 4,1 in ca. 80 km Entfernung gegeben hatte. Keine Ahnung, ob das irgendeinen Einfluss hatte, aber es war schon ganz interessant irgendwie.

Nach diesem unfreiwilligen kleinen Quasi-Bad im Meer war erstmal Umziehen angesagt, ehe wir weiterfahren konnten. Zum Glück befindet sich bei Monkey Island ein Freedom-Campingplatz, somit gab es zumindest ein etwas größeres Toilettenhäuschen (mit Plumpsklo - daran gewöhnt man sich hier unterwegs ziemlich schnell ;-)).

Einen weiteren kurzen Stopp legten wir etwas weiter nördlich am Aussichtspunkt McCracken's Rest ein.

 

Kurz hinter McCracken's Rest verläuft die Southern Scenic Route dann weg von der Küste ins Landesinnere, gerade hoch Richtung Norden und immer näher heran an die inneren Ausläufer des Fiordland-Nationalparks. Kurz vor Clifden bogen wir von der Hauptstraße ab und machten einen Abstecher zum Lake Hauroko, mit bis zu 463 m der tiefste See Neuseelands. Die Straße, die zum See führt, ist 30 km lang - davon 20 km Schotterpiste. Etwas über eine Stunde brauchten wir, bis wir den See erreichten, wo dann direkt die nächste Überraschung auf uns wartete: Sandflies. Kaum hatten wir die Autotür ein kleines Stück geöffnet, kamen die Viecher auch schon in Massen hereingeflogen. Zumindest Veronika und Jakub waren so schlau und hatten Insektenspray mitgenommen; mir fiel dann in diesem Moment auch ein, was ich eigentlich unbedingt noch hatte kaufen wollen ;-) So gut es ging eingepackt in Jacke und Kapuze liefen wir hinunter zum See und im Anschluss noch den "Lake Hauroko Bushwalk", ein gut 40-minütiger Rundwanderweg, der erst am Ufer entlang und schließlich in den Wald führt. Man kann hier gut beobachten, wie sich die Waldvegetation mit Abstand zum See verändert. Da wir schon so lange hierher gefahren waren, beschlossen wir noch ein kleines Stück des Lake Hauroko Lookout Track zu laufen, ein 4-stündiger Wanderweg, der ein Stück weit den Berg hinauf führt, von dem man dann eine gute Aussicht auf den See hat. Leider kommt der Berg jedoch wohl erst ziemlich am Ende, jedenfalls drehten wir nach gut 20 Minuten Fußmarsch am Seeufer entlang dann doch wieder um. Da es schon wieder später Nachmittag war und wir vor Sonnenuntergang in Manapouri sein wollten, wo wir tatsächlich zwischenzeitlich noch eine Unterkunft  in einem Cottage auf einem Campingplatz ergattern konnten.

Auf dem Rückweg Richtung Hauptstraße waren wir vor allem damit beschäftigt, die Sandflies wieder aus dem Auto rauszukriegen, was uns mittelmäßig gut gelang...ein Glück, dass sie nicht durch die Hosen durchstechen. Zurück auf der Southern Scenic Route war es nur noch ein kurzes Stück bis nach Clifden. Hier schauten wir uns kurz die historische Hängebrücke an, die allerdings nicht wirklich spannend war, vor allem bei dem regnerischen Wetter. Dann fuhren wir noch kurz zu den Clifden Caves, ein großes Höhlensystem, das man theoretisch in ca. einer Stunde durchqueren kann, wenn man denn die passenden Klamotten und Taschenlampen dabeihat. Ich fand es schon wieder interessant, dass ein solches Höhlensystem hier völlig frei zugänglich ist und touristisch auch ganz ordentlich beworben wird - nicht ohne eine Fülle an Warnhinweisen, dass die Höhle sturzflutgefährdet ist und deshalb niemals vor, während oder nach stärkeren Regenschauern betreten werden sollte (die in diesem Land allerdings regelmäßig ziemlich plötzlich kommen). Führungen gibt es hier keine, das Betreten und Durchklettern erfolgt also vollständig auf eigenes Risiko. (Ist so ein bisschen als würde man die Kluterthöhlentour mal gerade völlig unüberwacht auf eigene Faust machen, inklusive klettern, kriechen, Höhlenpooldurchquerung etc - irgendwie creepy? :D). Da es sowieso am Regnen war, sind wir dann jedenfalls nur kurz in den Eingang reingeklettert und haben uns die ersten 20 Meter der Höhle von innen angeschaut. An sich ist die Durchquerung bestimmt ziemlich cool, zumal es tiefer im Inneren auch Glühwürmchen gibt, aber ehrlich gesagt wäre mir das ungeführt auch bei gutem Wetter doch zu riskant.

 

Clifden Suspension Bridge

Von Clifden aus fuhren wir dann durch bis nach Manapouri, wo wir früher als geplant bereits gegen 19 Uhr den Campingplatz erreichten. Und was für eine schöne Überraschung - auf uns wartete ein richtig schickes Cottage fast direkt am See, das wir uns mit zwei älteren Frauen aus Australien und Großbritannien teilten. Sogar mit Heizung! Ein Schnäppchen für umgerechnet 13 Euro die Nacht, da kann man echt nicht meckern - mal wieder mehr als Schwein gehabt, und das nur weil wir aufgrund unserer Super-Last-Minute-Planung kein Hostel mehr hatten finden können. Auf dem Campingplatz gab es außerdem noch eine schöne Lounge und eine bestens ausgestattete Küche, da wäre ich auch gerne noch länger geblieben.

Da wir doch früher da waren als geplant, haben wir schließlich noch einen kurzen Spaziergang am Ufer des Lake Manapouri gemacht. Fußläufig vom Campingplatz ist auch die Anlegestelle, wo die Tagesausflüge mit dem Schiff in den Doubtful Sound starten. Leider hatten wir zumindest an diesem ersten Wochenende nicht die Zeit dafür, da wir am Sonntag ja bereits wieder zurück nach Dunedin fahren mussten und auch noch weiter nach Te Anau wollten. Außerdem sind die Fjordtouren nicht allzu günstig und daher wird es wahrscheinlich doch auf den Milford Sound hinauslaufen, der etwas einfacher zu erreichen ist und wo die Touren daher auch etwas günstiger sind. Aber mal abwarten, es werden sicher in den kommenden Wochen noch viele viele Ideen und Pläne hinzukommen...

  

Dienstag, 26.02.2019

Der erste Wochenendtrip - Tag 1: Die Catlins

Letztes Wochenende stand der erste größere Roadtrip an. Gemeinsam mit meiner Mitbewohnerin Veronika, Jakub (beides Studenten aus der Tschechischen Republik) und Sarah, einer anderen deutschen Austauschstudentin aus Heidelberg, mietete ich ein Auto, um 3 Tage lang die Region südlich von Dunedin zu erkunden. Unsere Planung war ziemlich spontan und chaotisch - ursprünglich wollten wir mit der Fähre nach Stewart Island fahren, eine kleinere Insel südlich der Südinsel von Neuseeland. Weil die Fährfahrt dorthin für einen Tagesausflug aber zu teuer ist und wir noch nicht richtig ausgestattet waren, um auf Stewart Island den Rakioura Track (einen der Great Walks) zu laufen, haben wir uns dann umentschieden. So sind wir also am Freitagmorgen zunächst mit dem Bus zur Autovermietung gefahren und haben uns dann mit unserem Mietwagen, einem schicken Mazda Demio, auf den Weg Richtung Süden gemacht.

Unser erstes Ziel hieß Nugget Point, ein Kap mit Leuchtturm und markanten Felsen 110km südlich von Dunedin.

Unser nächstes Ziel war Jack's Blowhole. Dort fließt das Wasser vom Meer durch eine kleine Öffnung in eine große Höhle im Landesinneren, die oben offen ist. Wenn man Glück hat, kann man dann bei Wellen, die auf die seitliche Höhlenöffnung treffen, im Inneren der Höhle teils ziemlich spektakuläre Wasserfontänen beobachten. Vom Parkplatz am Strand aus führt ein gut 20-minütiger Wanderweg hinauf zum Blowhole, der für sich genommen schon wunderschön ist - den Ozean auf der einen Seite, die riesigen Schafweiden auf der anderen. Allein dafür hat sich der Abstecher gelohnt, auch wenn wir leider keine Wasserfontäne beobachten konnten. Dafür haben wir am Strand einen Seelöwen aus unmittelbarer Nähe beobachten können, der dort munter die Möwen gejagt hat. :D

Von Jack's Blowhole aus ging es weiter Richtung Westen und ein bisschen weg von der Küste ins Landesinnere, zu den Purakaunui Falls. Die Wasserfälle sind nicht besonders hoch, aber trotzdem absolut sehenswert. Dorthin führt ein kleiner und relativ kurzer Weg durch den dichten Wald.

Weiter Richtung Westen ging es wieder an die Küste, wo wir einen kurzen Zwischenstopp am Florence Hill Lookout einlegten.

 

Danach wollten wir eigentlich noch zu den Cathedral Caves, aber der Zugang war leider nachmittags geschlossen. Daher sind wir weiter zu den McLean Falls gefahren, ein weiterer größerer Wasserfall inmitten der Catlins. Um dorthin zu gelangen, muss man einem etwas längeren Waldweg hinauf entlang des Wassers folgen. Um direkt zu dem oberen größeren Wasserfall zu kommen, muss man dann noch ein wenig klettern (möglichst ohne nass zu werden), oder man schaut ihn sich einfach von unten an.

Da es mittlerweile später Nachmittag war, haben wir auf dem Weg zu unserer Unterkunft in Invercargill nur noch einen Stopp beim Slope Point eingelegt. Der Slope Point ist der südlichste Punkt des neuseeländischen "Festlandes", also eigentlich der Südinsel. Der Stopp hatte es dann auch in sich, denn bereits als wir aus dem Auto ausstiegen, war es extrem windig. Wir sind dann trotzdem über die Wiese runtergelaufen zur Felsküste, was gar nicht mal so einfach war, weil man die ganze Zeit fast weggeweht wurde. Ein Taschentuch flog mir beim Versuch, mein Handy aus der Jackentasche zu holen, an einen wenige Meter entfernten Baumstamm und klebte auch eine halbe Stunde später noch da, vom Wind festgehalten. Ein Wunder, dass keines unserer Handys fliegen gegangen ist! Trotz des offensichtlich in rasantem Tempo aufziehenden Unwetters (Ausläufer des Zyklons OMA vor Brisbane an der australischen Ostküste) wollten wir unbedingt ein Bild von dem Schild haben. Jaja, dumme Touris. :D Haben wir auch geschafft, und just in jenem Moment begann es dann auch zu schütten wie aus Kübeln. Ungelogen, ich wusste noch nicht, wie schmerzhaft Regen sein kann. Nach einem gefühlt ewigen Rückweg kamen wir restlos durchnässt am Auto an. Meine Jeans konnte ich auswringen, aber immerhin - die Regenjacke hat tatsächlich einigermaßen standgehalten. :D

 

Durchnässt wie wir waren, sind wir dann nur noch durchgefahren bis Invercargill, was noch etwas über eine Stunde Fahrtzeit entfernt war. Dort konnten wir uns dann endlich umziehen und hatten sogar den Luxus, ein Vierbettzimmer komplett für uns zu haben. Das Hostel - Tuatara Lodge - hatte die wackeligsten Etagenbetten überhaupt, war aber sonst eigentlich ganz gut. Wir waren schon froh, überhaupt etwas für 4 Leute gefunden zu haben, da wir nicht vorgebucht hatten (bzw. erst mittags am selben Tag). Relativ schnell fielen wir dann auch hundemüde ins Bett, nach dem Abendessen, das ganz Roadtrip-mäßig aus 5-Minuten-Terrinen und Mikrowellenreis bestand. ;-)

Montag, 25.02.2019

Die O-Woche

Es hat nicht lange gedauert, bis ich mit dem Bloggen nicht mehr hinterherkomme, aber das war ja absehbar :D

In der letzten Woche fand in Dunedin die sogenannte O(rientierungs)-Woche für die neuen Studenten - d.h. sowohl für die Erstsemester als auch für die Internationals - statt. Die meisten Studenten kamen vorletztes Wochenende zurück aus den Semesterferien. Man merkt das hier sofort, da die Studenten ca. 20% der Einwohner von Dunedin ausmachen und es dementsprechend wesentlich voller wurde - und seeehr viel lauter. Dunedin ist in Neuseeland als DIE Studenten-Party-Hauptstadt bekannt und ohne die anderen Uni-Städte in Neuseeland tatsächlich zu kennen, glaube ich - zurecht. Sagen wir so: Man nehme Weiberfastnacht und den 11.11. in Köln zusammen, reduziere das ganze auf einen kleineren Maßstab, was die Größe der Stadt und die Anzahl der Menschen angeht und voilà - willkommen beim Semesterstart in Dunedin. :D Für manchen nicht-studentischen Einwohner dieser Stadt ist das wohl eher die favorisierte Woche für ein bisschen Urlaub irgendwo im Wochenendhäuschen draußen in den Catlins. Tatsächlich sind Alkoholkonsum und damit einhergehende Randale einiger Studenten in den vergangenen Jahren hier teils so eskaliert, dass es in der Stadt mittlerweile einige Alkohol-Verbotszonen gibt und die offiziellen Partys zu Semesterbeginn von der Uni überwiegend ins Rugby-Stadion verlegt wurden, wo sie dann in einigermaßen kontrolliertem Rahmen stattfinden. Ich finde es aber durchaus faszinierend, wie die Uni sich diesen "Problemen" widmet. Es gibt hier einen Campus-Polizisten und eine Art Sicherheitsdienst namens "Campus Watch". Letztere sind über eine kostenlose Telefonnummer 24/7 erreichbar und fahren einen in der Umgebung des Campus notfalls auch nach Hause, entweder wenn man sich (vor allem als Frau) nicht sicher fühlt, nachts zu Fuß zu laufen, oder aber wenn jemand so betrunken ist, dass er nicht mehr sicher alleine nach Hause kommt. Tatsächlich gab es in der O-Woche sogar ein Zelt, wo man Substanzen vertraulich auf Gefährdungspotenzial testen lassen konnte. Das ganze nach dem Motto: Wir können nicht verhindern, dass Studenten sich ausprobieren und hin und wieder auch mal über die Stränge schlagen und/oder Verbotenes tun, aber wir wollen zumindest so gut es geht auch dann noch ihre Sicherheit gewährleisten.

 

Überhaupt hat mich die Uni hier in der ersten Woche ziemlich beeindruckt. Alles ist modern und es gibt für jeden Studenten diverse Anlaufstellen und zahlreiche Unterstützungsangebote - vom uni-eigenen Medical Health Centre über das Sexual Violence Support and Prevention Centre, Disability Information & Support, das International Office, und verschiedene Studentenberatungsteams bis zum "Ask Otago"-Zentrum, das als Ansprechpartner für sämtliche Fragen rund um die Uni dient, sowie noch einigen weiteren. Die Bibliothek hier ist super groß, es gibt unterschiedliche Arbeitsbereiche und auch Sofaecken sowie eine Vielzahl an Gruppenarbeitsräumen. Und anders als bei uns darf man hier all seine Sachen mit in die Bibliothek nehmen und dort auch essen und trinken, solange man damit niemanden stört.

Am Mittwoch fand zunächst die offizielle Willkommensveranstaltung für die internationalen Studenten statt. Neben mehreren Begrüßungsreden und Vorstellung der verschiedenen Studentenorganisationen, gab es auch eine Maori-Aufführung einer lokalen Highschool, bei der unter anderem ein Poi-Tanz und ein Haka-Tanz aufgeführt wurden. Im Anschluss an die Veranstaltung gab es noch ein gemeinsames Mittagessen. Danach habe ich mit meiner tschechischen Mitbewohnerin Veronika und zwei weiteren tschechischen Studenten, Jakub und Kristýna, an einer Campus-Führung teilgenommen. Später bin ich noch zur "Tent City" gegangen, wo sich nahezu alle Organisationen rund um die Uni vorstellen (und kostenlose Goodies verteilen :D).

Einen kleinen Eindruck der Willkommensveranstaltung gibt es hier. :D

Am Donnerstag war "Clubs Day". Das ist eine größere Veranstaltung auf der Museumswiese zu Semesterbeginn, bei der sich die über 150 Clubs der Uni vorstellen. Dort kann man mit den Leuten quatschen, sämtliche Fragen stellen und den Clubs beitreten. Das Konzept der Clubs gibt es so in Deutschland nicht, es ist aber ziemlich cool. Die Clubs werden von Studenten gegründet und gehören zur OUSA (Otago University Student Association, so ähnlich wie bei uns der AStA). Es gibt Clubs zu allen möglichen Themen - darunter viele verschiedene Sportarten, diverse Hobbies, Clubs für Studenten verschiedener Länder/Kulturen und auch - das dann ähnlich wie bei uns - politische oder religiöse Clubs oder lokale Studentengruppen größerer Organisationen wie Amnesty International oder AIESEC. Ich habe mich insgesamt für 3 Clubs eingeschrieben: für den Tramping Club, den Badminton Club und für AAPES (Animals, Aquatic, Plants, Environmental Society). Der Tramping Club ist einer der beiden größten Clubs der Uni und bietet regelmäßig Wochenendtouren, Wandertrips, Klettertouren und vieles mehr an. AAPES ist ein Club für alle Natur- und Biowissenschaftsinteressierten und organisiert neben Volunteering-Aktionen auch verschiedene Ausflüge in die Natur rund um Dunedin, einschließlich Campingtrips und verschiedenen anderen Events.

Neben dem Clubs Day gab es am Donnerstag noch zwei Vorträge, die ich mir angehört habe. Der eine hieß "New Zealand Culture - Spot the Difference", dabei ging es wie der Name schon sagt vor allem um die neuseeländische Kultur, Unterschiede zu anderen Kulturen und was man so für den Alltag, das Studium oder den Beruf wissen sollte. Darunter waren einige Dinge, die mir in der ersten Woche auch schon aufgefallen sind. Zum Beispiel, dass viele Neuseeländer wetter- und temperaturunabhängig in Shorts bzw. Hotpants und Flip Flops oder auch gleich barfuß rumlaufen (auch gerne im Supermarkt - manchmal sogar vor allem dort, denn es ist teilweise üblich, dreckige Arbeitsschuhe vor dem Supermarkt auszuziehen). Oder, dass Neuseeländer meistens extrem freundlich und hilfsbereit sind und sehr viel lachen (was im Vergleich zu Deutschland wirklich positiv auffällt), zur Begrüßung üblicherweise ein "How are you?" oder "How's it going?" gehört (was mich tatsächlich zunächst irritiert hat und manchmal noch tut) und ganz besonders, dass sich Neuseeländer ungefähr 10x so oft entschuldigen wie Deutsche - auch dafür, dass sie einfach nur an einem vorbeilaufen oder glatt dafür, dass es mal wieder regnet.

Der andere Vortrag hieß "Outdoor Safety - Thrive and Survive" und dabei ging es vor allem um Sicherheitsaspekte beim Wandern, Tipps für Neuseelands Great Walks (offizielle Mehrtages-Hüttenwanderwege vom Department of Conservation) und die Vorstellung einiger Wandermöglichkeiten auf der Südinsel. Im Anschluss daran gab es in kleinerer Runde noch eine kurze Einführung ins Thema "Sichere Flussdurchquerung", da dies bei vielen Wanderwegen ein relevantes Thema ist und zugleich eine der häufigsten Ursachen für tödliche Unfälle bei Wanderungen in Neuseeland.

Ansonsten war ich letzte Woche noch mit Rebecca, meiner schwedischen Mitbewohnerin, bei Rob Roys - das ist Dunedins bekannteste und beliebteste Eisdiele und laut allgemeiner Meinung hier ein Must-Do. War gut, aber ich will nicht lügen, italienisches Eis ist halt italienisches Eis und nicht italienisches Eis ist halt...jaaaa. Anders. :D Ich bleib wenn ich die Wahl hab dann doch beim italienischen Eis (wobei American Icecream zugegeben zwischendurch auch ganz geil ist :P)

Was sonst noch?

Montag und Dienstag habe ich vor allem noch ein paar organisatorische Dinge erledigt, meinen Studentenausweis abgeholt und das Übergabeprotokoll für die Wohnung fertiggemacht, mich für einen zweitägigen Kletterkurs angemeldet, der übernächstes Wochenende stattfindet und die Stadt und Umgebung weiter erkundet. Mit dem Bus bin ich zum ca. 30 Minuten entfernten St Clair Beach gefahren und am Strand erstmal fast über einen Seelöwen gestolpert. Die Natur hier ist sooo faszinierend, Seelöwen oder Pelzrobben leben hier unten an vielen Stränden ebenso wie teilweise Pinguine und wenn man Glück hat, sieht man an einigen Stellen sogar Delfine (das Glück mit den Pinguinen und Delfinen hatte ich bisher noch nicht, aber bin ja auch gerade mal knapp 2 Wochen hier). Am St Clair Beach befindet sich auch die Surfschule von Dunedin, wo ich super gerne noch Surfunterricht nehmen würde, mal schauen ob das noch klappt. Außerdem gibt es dort einen beheizten Salzwasserpool direkt am Meer.

 

Dann habe ich einen längeren Spaziergang zu den Woodhaugh Gardens im Norden von Dunedin gemacht und bin von dort aus entlang des Leith Walkway Richtung Norden bis kurz vor Ross Creek gelaufen. Leith ist der kleine Fluss, der auch durch den Campus der Universität fließt. Da es schon recht spät war und ich alleine unterwegs - mit mangelhaftem Orientierungssinn und ohne physische Karte - bin ich dann doch irgendwann umgedreht. Die Wanderung zu Ross Creek möchte ich aber auf jeden Fall noch mal irgendwann machen, die Gegend ist nämlich super schön und schon auf dem Weg zu den Woodhaugh Gardens hat man eine super Aussicht über die Stadt.

 

In Dunedin selbst habe ich mir noch ein paar Kirchen angeschaut und vor allem den alten Bahnhof. Der Bahnhof ist heute praktisch bedeutungslos, da Neuseeland eigentlich über kein wirkliches Schienennetz mit aktivem Bahnverkehr verfügt. Es gibt aber einige Museums- bzw. Panoramabahnstrecken, darunter von Dunedin ausgehend die "Taieri Gorge Railway" sowie die kürzere "The Seasider". Zumindest die Taieri Gorge Railway möchte ich auf jeden Fall auch noch machen.

  Die First Church of Otago

Das war schon wieder viel zu viel Text, sorry dafür (hast du das echt bis hierhin gelesen?! :D)

Zu unserem Wochenendtrip werde ich noch separate Einträge machen (weniger Text, mehr Fotos, versprochen :D).

Heute hat übrigens offiziell die Uni begonnen, es wird also jetzt sowieso ein kleines bisschen ruhiger. Also vielleicht, vielleicht auch nicht, es ist immer noch mehr als genug geplant ;)

Wie auch immer. Ganz viele liebe Grüße nach Deutschland und bis die Tage! :)