Montag, 25.02.2019

Die O-Woche

Es hat nicht lange gedauert, bis ich mit dem Bloggen nicht mehr hinterherkomme, aber das war ja absehbar :D

In der letzten Woche fand in Dunedin die sogenannte O(rientierungs)-Woche für die neuen Studenten - d.h. sowohl für die Erstsemester als auch für die Internationals - statt. Die meisten Studenten kamen vorletztes Wochenende zurück aus den Semesterferien. Man merkt das hier sofort, da die Studenten ca. 20% der Einwohner von Dunedin ausmachen und es dementsprechend wesentlich voller wurde - und seeehr viel lauter. Dunedin ist in Neuseeland als DIE Studenten-Party-Hauptstadt bekannt und ohne die anderen Uni-Städte in Neuseeland tatsächlich zu kennen, glaube ich - zurecht. Sagen wir so: Man nehme Weiberfastnacht und den 11.11. in Köln zusammen, reduziere das ganze auf einen kleineren Maßstab, was die Größe der Stadt und die Anzahl der Menschen angeht und voilà - willkommen beim Semesterstart in Dunedin. :D Für manchen nicht-studentischen Einwohner dieser Stadt ist das wohl eher die favorisierte Woche für ein bisschen Urlaub irgendwo im Wochenendhäuschen draußen in den Catlins. Tatsächlich sind Alkoholkonsum und damit einhergehende Randale einiger Studenten in den vergangenen Jahren hier teils so eskaliert, dass es in der Stadt mittlerweile einige Alkohol-Verbotszonen gibt und die offiziellen Partys zu Semesterbeginn von der Uni überwiegend ins Rugby-Stadion verlegt wurden, wo sie dann in einigermaßen kontrolliertem Rahmen stattfinden. Ich finde es aber durchaus faszinierend, wie die Uni sich diesen "Problemen" widmet. Es gibt hier einen Campus-Polizisten und eine Art Sicherheitsdienst namens "Campus Watch". Letztere sind über eine kostenlose Telefonnummer 24/7 erreichbar und fahren einen in der Umgebung des Campus notfalls auch nach Hause, entweder wenn man sich (vor allem als Frau) nicht sicher fühlt, nachts zu Fuß zu laufen, oder aber wenn jemand so betrunken ist, dass er nicht mehr sicher alleine nach Hause kommt. Tatsächlich gab es in der O-Woche sogar ein Zelt, wo man Substanzen vertraulich auf Gefährdungspotenzial testen lassen konnte. Das ganze nach dem Motto: Wir können nicht verhindern, dass Studenten sich ausprobieren und hin und wieder auch mal über die Stränge schlagen und/oder Verbotenes tun, aber wir wollen zumindest so gut es geht auch dann noch ihre Sicherheit gewährleisten.

 

Überhaupt hat mich die Uni hier in der ersten Woche ziemlich beeindruckt. Alles ist modern und es gibt für jeden Studenten diverse Anlaufstellen und zahlreiche Unterstützungsangebote - vom uni-eigenen Medical Health Centre über das Sexual Violence Support and Prevention Centre, Disability Information & Support, das International Office, und verschiedene Studentenberatungsteams bis zum "Ask Otago"-Zentrum, das als Ansprechpartner für sämtliche Fragen rund um die Uni dient, sowie noch einigen weiteren. Die Bibliothek hier ist super groß, es gibt unterschiedliche Arbeitsbereiche und auch Sofaecken sowie eine Vielzahl an Gruppenarbeitsräumen. Und anders als bei uns darf man hier all seine Sachen mit in die Bibliothek nehmen und dort auch essen und trinken, solange man damit niemanden stört.

Am Mittwoch fand zunächst die offizielle Willkommensveranstaltung für die internationalen Studenten statt. Neben mehreren Begrüßungsreden und Vorstellung der verschiedenen Studentenorganisationen, gab es auch eine Maori-Aufführung einer lokalen Highschool, bei der unter anderem ein Poi-Tanz und ein Haka-Tanz aufgeführt wurden. Im Anschluss an die Veranstaltung gab es noch ein gemeinsames Mittagessen. Danach habe ich mit meiner tschechischen Mitbewohnerin Veronika und zwei weiteren tschechischen Studenten, Jakub und Kristýna, an einer Campus-Führung teilgenommen. Später bin ich noch zur "Tent City" gegangen, wo sich nahezu alle Organisationen rund um die Uni vorstellen (und kostenlose Goodies verteilen :D).

Einen kleinen Eindruck der Willkommensveranstaltung gibt es hier. :D

Am Donnerstag war "Clubs Day". Das ist eine größere Veranstaltung auf der Museumswiese zu Semesterbeginn, bei der sich die über 150 Clubs der Uni vorstellen. Dort kann man mit den Leuten quatschen, sämtliche Fragen stellen und den Clubs beitreten. Das Konzept der Clubs gibt es so in Deutschland nicht, es ist aber ziemlich cool. Die Clubs werden von Studenten gegründet und gehören zur OUSA (Otago University Student Association, so ähnlich wie bei uns der AStA). Es gibt Clubs zu allen möglichen Themen - darunter viele verschiedene Sportarten, diverse Hobbies, Clubs für Studenten verschiedener Länder/Kulturen und auch - das dann ähnlich wie bei uns - politische oder religiöse Clubs oder lokale Studentengruppen größerer Organisationen wie Amnesty International oder AIESEC. Ich habe mich insgesamt für 3 Clubs eingeschrieben: für den Tramping Club, den Badminton Club und für AAPES (Animals, Aquatic, Plants, Environmental Society). Der Tramping Club ist einer der beiden größten Clubs der Uni und bietet regelmäßig Wochenendtouren, Wandertrips, Klettertouren und vieles mehr an. AAPES ist ein Club für alle Natur- und Biowissenschaftsinteressierten und organisiert neben Volunteering-Aktionen auch verschiedene Ausflüge in die Natur rund um Dunedin, einschließlich Campingtrips und verschiedenen anderen Events.

Neben dem Clubs Day gab es am Donnerstag noch zwei Vorträge, die ich mir angehört habe. Der eine hieß "New Zealand Culture - Spot the Difference", dabei ging es wie der Name schon sagt vor allem um die neuseeländische Kultur, Unterschiede zu anderen Kulturen und was man so für den Alltag, das Studium oder den Beruf wissen sollte. Darunter waren einige Dinge, die mir in der ersten Woche auch schon aufgefallen sind. Zum Beispiel, dass viele Neuseeländer wetter- und temperaturunabhängig in Shorts bzw. Hotpants und Flip Flops oder auch gleich barfuß rumlaufen (auch gerne im Supermarkt - manchmal sogar vor allem dort, denn es ist teilweise üblich, dreckige Arbeitsschuhe vor dem Supermarkt auszuziehen). Oder, dass Neuseeländer meistens extrem freundlich und hilfsbereit sind und sehr viel lachen (was im Vergleich zu Deutschland wirklich positiv auffällt), zur Begrüßung üblicherweise ein "How are you?" oder "How's it going?" gehört (was mich tatsächlich zunächst irritiert hat und manchmal noch tut) und ganz besonders, dass sich Neuseeländer ungefähr 10x so oft entschuldigen wie Deutsche - auch dafür, dass sie einfach nur an einem vorbeilaufen oder glatt dafür, dass es mal wieder regnet.

Der andere Vortrag hieß "Outdoor Safety - Thrive and Survive" und dabei ging es vor allem um Sicherheitsaspekte beim Wandern, Tipps für Neuseelands Great Walks (offizielle Mehrtages-Hüttenwanderwege vom Department of Conservation) und die Vorstellung einiger Wandermöglichkeiten auf der Südinsel. Im Anschluss daran gab es in kleinerer Runde noch eine kurze Einführung ins Thema "Sichere Flussdurchquerung", da dies bei vielen Wanderwegen ein relevantes Thema ist und zugleich eine der häufigsten Ursachen für tödliche Unfälle bei Wanderungen in Neuseeland.

Ansonsten war ich letzte Woche noch mit Rebecca, meiner schwedischen Mitbewohnerin, bei Rob Roys - das ist Dunedins bekannteste und beliebteste Eisdiele und laut allgemeiner Meinung hier ein Must-Do. War gut, aber ich will nicht lügen, italienisches Eis ist halt italienisches Eis und nicht italienisches Eis ist halt...jaaaa. Anders. :D Ich bleib wenn ich die Wahl hab dann doch beim italienischen Eis (wobei American Icecream zugegeben zwischendurch auch ganz geil ist :P)

Was sonst noch?

Montag und Dienstag habe ich vor allem noch ein paar organisatorische Dinge erledigt, meinen Studentenausweis abgeholt und das Übergabeprotokoll für die Wohnung fertiggemacht, mich für einen zweitägigen Kletterkurs angemeldet, der übernächstes Wochenende stattfindet und die Stadt und Umgebung weiter erkundet. Mit dem Bus bin ich zum ca. 30 Minuten entfernten St Clair Beach gefahren und am Strand erstmal fast über einen Seelöwen gestolpert. Die Natur hier ist sooo faszinierend, Seelöwen oder Pelzrobben leben hier unten an vielen Stränden ebenso wie teilweise Pinguine und wenn man Glück hat, sieht man an einigen Stellen sogar Delfine (das Glück mit den Pinguinen und Delfinen hatte ich bisher noch nicht, aber bin ja auch gerade mal knapp 2 Wochen hier). Am St Clair Beach befindet sich auch die Surfschule von Dunedin, wo ich super gerne noch Surfunterricht nehmen würde, mal schauen ob das noch klappt. Außerdem gibt es dort einen beheizten Salzwasserpool direkt am Meer.

 

Dann habe ich einen längeren Spaziergang zu den Woodhaugh Gardens im Norden von Dunedin gemacht und bin von dort aus entlang des Leith Walkway Richtung Norden bis kurz vor Ross Creek gelaufen. Leith ist der kleine Fluss, der auch durch den Campus der Universität fließt. Da es schon recht spät war und ich alleine unterwegs - mit mangelhaftem Orientierungssinn und ohne physische Karte - bin ich dann doch irgendwann umgedreht. Die Wanderung zu Ross Creek möchte ich aber auf jeden Fall noch mal irgendwann machen, die Gegend ist nämlich super schön und schon auf dem Weg zu den Woodhaugh Gardens hat man eine super Aussicht über die Stadt.

 

In Dunedin selbst habe ich mir noch ein paar Kirchen angeschaut und vor allem den alten Bahnhof. Der Bahnhof ist heute praktisch bedeutungslos, da Neuseeland eigentlich über kein wirkliches Schienennetz mit aktivem Bahnverkehr verfügt. Es gibt aber einige Museums- bzw. Panoramabahnstrecken, darunter von Dunedin ausgehend die "Taieri Gorge Railway" sowie die kürzere "The Seasider". Zumindest die Taieri Gorge Railway möchte ich auf jeden Fall auch noch machen.

  Die First Church of Otago

Das war schon wieder viel zu viel Text, sorry dafür (hast du das echt bis hierhin gelesen?! :D)

Zu unserem Wochenendtrip werde ich noch separate Einträge machen (weniger Text, mehr Fotos, versprochen :D).

Heute hat übrigens offiziell die Uni begonnen, es wird also jetzt sowieso ein kleines bisschen ruhiger. Also vielleicht, vielleicht auch nicht, es ist immer noch mehr als genug geplant ;)

Wie auch immer. Ganz viele liebe Grüße nach Deutschland und bis die Tage! :)