Berichte von 03/2019

Samstag, 16.03.2019

Gedanken zu Christchurch & Wochenrückblick

Hallo ihr Lieben,

vorab - danke euch allen für eure Nachrichten und Nachfragen gestern und heute.  Mir geht es gut und ich bin dieses Wochenende in Dunedin, habe von dem Terroranschlag in Christchurch gestern also nicht unmittelbar etwas mitbekommen. Trotzdem war ich wie alle anderen hier absolut geschockt, als ich gestern Abend über E-Mails erfahren habe, was passiert ist. Obwohl ich erst seit einem Monat hier bin, fällt es mir tatsächlich schwer zu realisieren, dass soetwas gerade hier passiert. Ich habe in diesem einen Monat Neuseeland und seine Einwohner genau als das kennengelernt, wofür sie weltweit bekannt sind - ein unglaublich offenes, zugewandtes und freundliches Volk, für das das Miteinander und die Akzeptanz eines jeden Individuums zu den wichtigsten gesellschaftlichen Werten überhaupt gehört. Mir ist natürlich bewusst, dass es auch hier verdammt viele gesellschaftliche Probleme gibt und dass ich in dem Universitätsumfeld von Dunedin und als Ausländer 95% davon nicht wahrnehme, weil diese Probleme anderswo stattfinden. Trotzdem hat diese Extremform von Rassismus absolut gar nichts gemein mit dem Neuseeland, das ich bisher kennengelernt habe und es ist mir einfach wichtig, das zu betonen - da genau das viele Kiwis hier selbst gerade so bedrückt und erschüttert. Leider ist es eine traurige Realität - wo immer es auf dieser Welt Menschen gibt, gibt es auch Idioten, Leute die voller Hass sind, Leute die ausflippen, Leute die Aufmerksamkeit suchen, Leute die sich am Leid anderer ergötzen. Leute, die ideologisch verblendet sind oder die irgendeine Begründung suchen, anderen zu schaden, auch wenn es dafür keine Begründung gibt. Es tut mir unglaublich Leid für Christchurch und für alle, die nun - möglicherweise nach 2011 schon zum wiederholten Male - um Angehörige, Freunde und Bekannte trauern.

Fakt ist jedoch auch, trotz dem dass immer und überall etwas passieren kann: Ich fühle mich in diesem Land, das auf der gesamten Südinsel gerade einmal eine Million Einwohner zählt - und damit in etwa so viele wie Köln - so sicher, wie bisher in fast keinem anderen Land, in dem ich war; und das hat sich auch seit gestern nicht geändert.

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Trotz dieser absolut tragischen Ereignisse, möchte ich die schönen Momente dieser Woche nicht einfach untergehen lassen - hier also wieder mal ein kleiner Wochenrückblick.

Am Dienstag habe ich neben meinen normalen Vorlesungen eine Veranstaltung des Career Service der Uni besucht, bei dem sich das Dunedin-Büro von Deloitte vorgestellt und viele Informationen zum Bewerbungsprozess und den Bewerbungsunterlagen (CV, cover letter) gegeben hat. Das war mal ziemlich interessant, auch um zu sehen wie sich die Bewerbungsabläufe und -vorgaben hier von denen in Deutschland unterscheiden.

Weil das Wetter am Dienstag noch wunderschön sommerlich und sonnig war, habe ich die Gelegenheit genutzt, mal ein paar Fotos vom Campus zu machen. Der Großteil der Universitätsgebäude konzentriert sich rund um das markante Clocktower Building. Mitten durch den Campus hindurch fließt der kleine Fluss Leith und entlang des Leith verläuft auch die Castle Street, in deren nördlichen Abschnitt viele Uniflats liegen und die hier als eine der Haupt-Party-Straßen berühmt-berüchtigt ist. Eines der wichtigsten und größten Gebäude ist jenes, in dem sich die Hauptbibliothek der Universität befindet. Neben der Bibliothek gibt es hier auch mehrere Cafés, eine große zentrale Erstanlaufstelle für sämtliche Fragen rund um die Uni sowie diverse speziellere Anlaufstellen, Clubräume und vieles mehr. Natürlich gibt es noch einige weitere wichtige Gebäude, darunter das hier nicht abgebildete OUSA Clubs and Socities Centre, in dem viele Kurse stattfinden, Clubs ihre Clubräume haben und wo man nahezu täglich günstig für 3$ zu Mittag essen kann. Eine Sauna und öffentliche Duschen gibt es dort auch. Dann gibt es noch die recht große Otago Business School, das Uniflats-Haus sowie viele Gebäude, in denen unter anderem Hörsäle und Seminarräume sowie teils noch weitere Cafés untergebracht sind.

Am Dienstagabend fand vom Tramping Club das Pre-Meet für den Wochenendtrip ins Fiordland statt, bei dem ich aber diesmal wie schon erwartet keinen Platz erhalten habe. Dafür konnte ich mich aber in die Warteliste eintragen, damit ich beim nächsten Trip Mitte April höhere Chancen auf einen Platz habe.

Am Mittwochnachmittag wären wir eigentlich mit dem Tramping Club zum Klettern an den Long Beach gefahren, allerdings fiel das nach etwas Chaos leider flach - erst regnete es, und als der Regen schließlich doch aufhörte, hatten wir kein Auto um dorthin zu kommen. Also habe ich stattdessen dann noch meine Wocheneinkäufe erledigt. Hoffentlich haben wir nächste Woche endlich mal Glück, denn die Klettersaison geht sowieso nur noch 3 Wochen und die ersten 3 Kletterwochen sind nun leider schon vorbei.

Gestern Morgen mussten wir erstmal zu Uniflats, um dort alle unsere elektrischen Geräte und Kabel auf ihre Sicherheit testen zu lassen. Zum Glück ging das relativ schnell und ich bekam alles ohne Beanstandungen wieder :-)

Da das Wetter so gut war, bin ich am frühen Nachmittag mit Rebecca in den Norden Dunedins zur Baldwin Street gefahren, laut Guinness-Buch der Rekorde die steilste Straße der Welt. Das ist auf jeden Fall ganz lustig, wenn man sowieso hier in der Stadt ist - extra dafür einen Umweg nach Dunedin fahren, was tatsächlich viele Touristen machen, würde ich allerdings nicht. Die Baldwin Street hat an ihrer steilsten Stelle eine Steigung von 35% und beim Hochlaufen kann einem schon ganz schön die Puste ausgehen. :D Dafür gibt es am oberen Ende immerhin eine Bank und einen Trinkwasserbrunnen.

  

Auf dem Rückweg zu unserer Wohnung meinte Rebecca dann nach einem Blick auf ihr Handy plötzlich, dass die große Parade zum 150. Bestehen der Universität, die eigentlich heute stattfinden sollte, scheinbar abgesagt wurde. Noch rätselratend ob der Gründe liefen wir zu Fuß zurück und machten unterwegs Fotos einiger exzess-geplagter Studenten-WGs, für die Dunedin auch (nicht nur positiv) bekannt ist.

Als wir gegen 16.50 Uhr wieder nach Hause kamen, folgte dann nach 2 Minuten der Schock - als ich meinen PC einschaltete, fand ich in meinem Postfach mehrere E-Mails der Universität, in denen mitgeteilt wurde, dass es in Christchurch in unmittelbarer Nähe des Campus eine Katastrophe gegeben hatte, der Campus abgeriegelt war und niemand das Gebäude, in dem er sich befindet, verlassen dürfe. Die University of Otago hat nicht nur in Dunedin, sondern auch in 4 weiteren neuseeländischen Städten einen Campus, darunter größere sowohl in Christchurch als auch in Wellington. Da die E-Mail keine näheren Details enthielt, dachte ich zunächst an einen Amoklauf in der Universität in Christchurch. Erst als ich auf der neuseeländischen Nachrichtenseite nachschauen wollte, mir aber vorher schon die Schlagzeile der deutschen FAZ ins Auge sprang, wurde mir klar, dass wohl etwas noch drastischeres passiert sein musste. Wie ich kurze Zeit später feststellte, war Neuseeland zu diesem Zeitpunkt bereits oberste Schlagzeile in sämtlichen deutschen Tageszeitungen, obwohl es in Deutschland gerade mal 5 Uhr morgens war.

Die folgende Stunde war eine Mischung aus Unsicherheit, betretenem Schweigen und Gesprächen in unserer WG, da niemand so wirklich wusste, was passiert war und wie wir uns verhalten sollten. Um 18 Uhr sollte eigentlich noch ein Cultural Evening des Otago International Friendship Network stattfinden. In der folgenden Stunde kamen nach und nach weitere E-Mails der Universität sowie der deutschen Botschaft, mit mehr Informationen. Wir entschieden uns dann dazu, trotzdem zu der geplanten Veranstaltung des Friendship Network in die Uni zu gehen. Letztlich waren wir nur ein paar wenige Leute und Feierstimmung war gerade sowieso nicht, aber ein paar nette Gespräche bei Kuchen taten uns trotzdem allen gut.

Die offiziellen Veranstaltungen für dieses Wochenende wurden alle abgesagt, aber ich hatte geplant mit ein paar Leuten vom AAPES Club heute morgen zum Mount Cargill zu wandern, und das haben wir dann auch gemacht. Mount Cargill ist ein 676 m hoher Berg nördlich von Dunedin und vom Gipfel aus hat man eine wunderschöne Aussicht auf Dunedin, die Umgebung von Dunedin und die gesamte Otago Peninsula. Knapp unterhalb gibt es noch weitere Gipfel, darunter Butters Peak und Mt Holmes mit den sogenannten Organ Pipes, die beide ebenfalls Teil unserer Wanderung waren. Die Organ Pipes sind Felsformationen, die aus hunderten oder tausenden meist hexagonalen Basaltsäulen bestehen und um ganz nach oben zu kommen, ist Klettern angesagt. Beim Abstieg vom Mount Cargill sind wir noch durchs Bethune's Gully gewandert. Der Weg ist super schön, da er von unten betrachtet erst durch einen Wald mit uralten, hohen Douglasien führt und etwas weiter oben dann in den hier weit verbreiteten grünen Nebelwald übergeht. Außerdem kann man hier eine Reihe verschiedener Vögel beobachten, darunter auch der "fantail" oder Neuseelandfächerschwanz. Da wir kein Auto hatten, sind wir zu Fuß vom Campus aus gelaufen und die gesamte Rundwanderung war insgesamt gut 24 km lang.

Gegen 15.30 Uhr waren wir wieder zuhause, hungrig, platt und mit Sonnenbrand - vor allem an den Händen, die ich dummerweise nicht eingecremt hatte. Aber das Wetter war den ganzen Tag über absolut traumhaft und ich bin froh, dass wir das genutzt haben.

Den Rest des Wochenendes werde ich wahrscheinlich nicht mehr viel machen, außer lernen. Morgen ist hier St Patricks Day, was - wenn ich mir die Party, die gerade ein paar Häuser weiter stattfindet, anhöre - vermutlich mal wieder ziemlich chaotisch und für einige im Komasuff bzw. im Krankenhaus enden wird. Ob das angesichts der aktuellen Ereignisse angemessen ist, im Hinblick darauf, dass sowohl Polizei als auch Rettungskräfte an diesem Wochenende auch in Dunedin definitiv schon mehr als genug durchgemacht haben...na ja.

Ansonsten habe ich vorgestern nach ewigem Hin- und Herüberlegen noch Hüttentickets für den Routeburn Track für übernächstes Wochenende gebucht. Der Routeburn Track ist einer der Great Walks und im Fiordland von insgesamt dreien der kürzeste und einfachste - insgesamt 33 km (+ ein paar Kilometer optionale Side Tracks) in 3 Tagen mit 2 Hüttenübernachtungen. Ich bin super gespannt darauf, da das meine erste Mehrtageswanderung mit Gepäck wird - bin aber überzeugt, dass es super schön wird. Drückt mir mal die Daumen, dass das Wetter mitspielt :-)

Dienstag, 12.03.2019

Surfen, Klettern und eine neue Mitbewohnerin

Die letzte Woche war vergleichsweise mal relativ ruhig, in dem Sinne, dass ich das Wochenende in Dunedin verbracht habe und keine längere Tour anstand.

Am Dienstag war ich hier in Neuseeland das erste Mal surfen. Am St Clair Beach gibt es eine Surfschule, die Surfkurse und Materialverleih für Studenten etwas vergünstigt anbietet. Dort habe ich mir ein Paket mit 3 Unterrichtseinheiten gebucht und dann am Dienstagfrüh direkt das super Wetter genutzt, um die erste Kursstunde einzulösen. Es hat wie immer großen Spaß gemacht, allerdings sind die Bedingungen hier nicht ganz so einfach. Zum einen gibt es extrem viele Sandbänke bzw. ist der Untergrund insgesamt einfach extrem uneben, sodass man tierisch aufpassen muss, wo man hintritt und wie und wo man vom Board runterspringt. Manchmal geht einem das Wasser an einer Stelle nur bis zur Hüfte und einen Schritt weiter kann man plötzlich nicht mehr stehen. Zum anderen gibt es hier Strömungen, die bisweilen extrem stark sind, sodass es sehr anstrengend bis unmöglich ist, im Wasser dagegen anzukommen. Wenn man es einmal nach draußen geschafft hat, sind die Wellen dafür richtig gut. Der Unterricht ist allerdings nur mäßig hilfreich und nach den 3 Stunden werde ich mir vermutlich eher noch mal einfach Material ausleihen - je nachdem wie lange das Wetter und die Temperaturen überhaupt noch mitspielen. Ohne Neoprenanzug geht hier sowieso nichts, das Wasser hat aktuell noch ca. 14 °C (wobei ein Kanadier das am Dienstag wohl ziemlich warm fand und tatsächlich 1,5 Std. nur in Badeshorts mit uns surfen war :D).

Am Mittwochabend wurde von Uniflats ein "Speed Meet" organisiert, quasi wie Speed-Dating, nur für Freundschaften. Eigentlich ging es einfach nur darum, ein paar andere Leute aus den Uniflats (also überwiegend internationale Studenten) kennenzulernen. Die Veranstaltung selbst war nicht so wirklich der Bringer, da der Lautstärkepegel eine wirkliche Unterhaltung kaum möglich gemacht hat und man am Ende 10 verschiedenen Leuten nacheinander über den Tisch die immer gleichen Dinge zugebrüllt hat - wie heißt du, woher kommst du, was studierst du. Kurz danach wusste also eigentlich keiner mehr, mit wem er da gesprochen hatte und so wirklich interessiert hat es auch niemanden. Dafür gab es aber anschließend noch kostenloses Abendessen (der eigentliche Grund, weshalb die meisten gekommen waren :D). Dafür hat es sich dann auch wieder gelohnt. Und beim Rumstehen und Futtern vorher und nachher kam dann tatsächlich eher mal das eine oder andere interessante Gespräch zustande.

Am Donnerstag hatte ich morgens meine zweite Surfstunde, diesmal bei deutlich angenehmeren Bedingungen als am Dienstag - weniger Strömungen und weniger "Löcher" im Boden. Dadurch und durch eine zunehmende Gewöhnung an das Surfboard (etwas kürzer als die, die ich bisher so hatte) hab ichs dann irgendwann tatsächlich auch mal geschafft, mehr auf dem Board zu stehen als semi-akrobatisch im Schleudergang vom Board zu fliegen :D

Ich muss ja sagen, morgens erstmal an den Strand surfen gehen und anschließend in die Uni (oder zur Arbeit) ist schon etwas, woran ich mich ganz gut gewöhnen könnte. :P Es ist außerdem sehr entspannt, dass es hier ja sowieso normal ist, überall in Flipflops oder Badelatschen rumzulaufen. Man kann also quasi vom Strand mit dem Bus zurückfahren und geradewegs in die Vorlesung düsen - mit versalzen nassen Haaren, Flipflops und Strandshorts, ohne dass sich irgendjemand daran stören oder auch nur darüber wundern würde. (Übrigens: Tennissocken in Sandalen sind ja irgendwie deutsches Klischee, aber während ich sowas in Deutschland dann doch eher selten sehe, ist das hier absoluter Standard! Am liebsten allerdings Tennissocken in Flipflops oder Adidas-Badelatschen...)

 

Am Donnerstagmittag bekamen wir in unserer Wohnung ziemlich unerwartet Besuch von der Uniflats-Koordinatorin, die uns mitteilte, dass unsere amerikanische Mitbewohnerin Lauren aus unserer Wohnung ausziehen wird und wir dafür eine neue Mitbewohnerin aus Tuvalu bekommen. Der Wechsel sollte bereits kurzfristig am nächsten Tag stattfinden.

Am Donnerstagabend fand vom AAPES Club eine Quiznight mit Pizza statt, die ziemlich lustig war, auch wenn ich in den drei Runden mit jeweils 10 Fragen keine einzige beantworten konnte. Wüsstet ihr auf Anhieb, wieviele endemische Froscharten es in Neuseeland gibt und könnt die alle mit wissenschaftlichem Namen aufzählen? Sehr gut, ich nämlich auch nicht. :D Dank einiger neuseeländischer Biologie-Studenten im Team haben wir am Ende aber immerhin von 5 Teams doch noch den 3. Platz erreicht. :P

Am Freitagvormittag gab es dann den kleinen Umzug, Lauren zog aus und mit Toka bekam ich eine neue Etagennachbarin. Wirklich traurig über den Wechsel war ich ehrlich gesagt nicht - Lauren war zwar nett, passte aber im Grunde von vorneherein nicht in unsere WG und spätestens nach der letzten Nacht vor ihrem Auszug hab ich nur noch die Stunden gezählt (und mich - sorry dafür - bei dem einen oder anderen von euch ausgekotzt (Achtung, Wortwitz im Tiefflug :P)). Übers Wochenende habe ich dann die Ruhe genossen, da wir hier nur zu viert waren, und den Sonntag nicht zuletzt damit verbracht, in unserem Badezimmer im Erdgeschoss mal sämtliche im Haus verfügbare Reinigungsmittel und Duftsprays durchzutesten - ich glaube ich bin jetzt langfristig lavendelduftgestört. :D

Viel cooler war dafür der Freitagabend, da hatte ich nämlich den ersten Teil meines zweitägigen Kletterkurses. Dafür ging es mit unserem Kursleiter und fünf anderen zunächst in die Logan Park Highschool, wo es eine kleine, leider nicht öffentlich zugängliche Indoor-Kletterhalle gibt. Klein ist die wirklich, die höchsten Wände sind gerade mal 5 Meter hoch und damit kaum höher als eine Boulderwand. Allerdings haben die ein ganz lustiges Routenkennzeichnungssystem, wodurch es selbst auf dem geringen Raum super viele verschiedene Routen gibt, weil ein Kletterelement für mehrere verschiedene Routen genutzt wird. Und der Kursleiter war mega nett und cool drauf, sodass ich auch endlich mal meine ganzen Fragen loswerden konnte, die ich mir beim Klettern in Deutschland schon immer gestellt hab. Die Fragen zum Thema Gewichtsunterschiede und was man so macht, wenn man auf einmal als Sicherer selbst in der Luft hängt, haben sich dann letztlich auch ganz praktisch beantwortet. :D Wir sind nämlich anfangs in Dreierteams geklettert, wobei meine beiden Kletterpartner gut 15 bzw. 35 kg schwerer waren als ich. Und da das ATC ein rein manuelles Sicherungsgerät ist, war es für mich spätestens bei den 35 kg Differenz unmöglich, nicht die Bodenhaftung zu verlieren. ;P Wir durften dann anschließend auch noch so lange weiterklettern wie wir wollten und Kraft in den Armen hatten, und ich bin mit der Tochter des Kursleiters noch ein bisschen an den Bouldertraversen rumgeklettert (die er geschraubt hatte, und für die wir Mädels beide zu kurz waren - war aber sehr lustig :D). Anschließend wurden wir netterweise sogar nach Hause gefahren.

Am Samstag fand dann ganztägig der zweite Kursteil statt und das war erst der richtig coole Teil, denn es ging erstmals nach draußen an den Felsen. Um 9.30 Uhr wurden wir abgeholt und fuhren zunächst nach Port Chalmers, ein kleiner Küstenort etwas nördlich des Stadtzentrums von Dunedin. Dort gibt es eine Art Garten bzw. kleinen Park mit verschiedenen Basaltstein-Kletterwänden und einer Aussichtsplattform, ziemlich hoch auf dem Berg gelegen mit Aussicht auf den Ort, den Hafen und die Meeresbucht. Und ich muss echt sagen, draußen am Felsen bekommt Klettern definitiv noch mal eine komplett andere Dimension. Ich glaub wenn man einmal da draußen war, sieht man Kunstkletterwände mit anderen Augen - das ist dann vor allem eine Vorbereitung für den Fels und eine Möglichkeit, bestimmte Bewegungen und Klettertechniken auszuprobieren. Aber im Grunde zieht es einen dann eigentlich immer wieder nach draußen. Hab ich vorher nicht so hundert Prozent verstanden, aber jetzt definitiv schon, auch das Suchtpotenzial. :D Das Coole ist draußen auf jeden Fall auch, dass dort einfach jede Wand komplett anders ist.

Nachdem wir vormittags erstmal in Dreierteams in Port Chalmers an der Chakrata-Wand geklettert sind, ging es nachmittags dann noch etwas weiter Richtung Norden zum Long Beach - quasi DAS Klettermekka vor der Haustür von Dunedin. Der große bis zu 20m hohe Pinnacle-Fels, an dem wir kletterten, ist dort nur eine von vielen Klettermöglichkeiten. An der Ostseite des Strandes gibt es noch einige bis zu 35m hohe Kletterwände in sämtlichen Schwierigkeitsgraden. Am Long Beach kletterten wir in Zweierteams, was ganz angenehm war, da ich dann mit Sarah (der anderen deutschen Studentin, mit der ich auch schon auf dem ersten Wochenendtrip gewesen war) klettern konnte. Das hat nicht nur die Verständigung leichter gemacht, die am Fels sowieso schon wesentlich schwieriger ist als in der Halle, sondern war auch insofern wesentlich einfacher, als wir beide gleich viel (oder wenig) wiegen. Es gab also keine unfreiwilligen Flugeinlagen mehr - bzw. nur für den Kletterer, nicht für den Sichernden. :D

(Man merkt gar nicht, dass ich begeistert bin, oder? :D Könnte noch drei weitere Din A4-Seiten zum Klettern schreiben, aber das erspar ich euch jetzt wirklich :P)

Wenn das Wetter mitspielt, geht es die nächsten Mittwochabende dann regelmäßig mit dem Tramping Club an den Fels klettern, jedenfalls noch bis zur Zeitumstellung, die ja schon in ein paar Wochen ist.

Am Samstagabend war ich jedenfalls so hundemüde wie schon lange nicht mehr...und habe trotz Party nebenan tief und fest geschlafen.

Am Sonntag war zur Abwechslung schließlich (neben dem Badezimmer-Schrubben) einfach mal Ausruhen angesagt. Jedenfalls so halbwegs - mittags war ich mit Rebecca noch in der Innenstadt, einkaufen für unser wöchentliches WG-Abendessen. Da eigentlich Lauren diese Woche mit Kochen drangewesen wäre, das aber nun ja ausfiel, hatten Rebecca und ich beschlossen einfach gemeinsam zu kochen. Erst machten wir aber noch einen kurzen Umweg in den Klamottenladen, weil Rebecca dort etwas bestimmtes kaufen wollte. Am Ende hat sie nichts gekauft, ich dafür schon...so war das nicht geplant! :D Im Supermarkt haben wir dann den Fehler gemacht, einen Einkaufswagen zu nehmen, was dazu geführt hat, dass wir deutlich mehr eingekauft haben, als wir tragen konnten (und für das Abendessen das doppelte von dem ausgegeben haben, was wir eigentlich ausgeben sollten - weil alleine der Halloumi-Käse schon 21 Dollar (= ca. 13 €) gekostet hat). Dumme Idee, gaaaanz dumme Idee. Ich glaube auf dem Rückweg haben uns die Leute für ziemlich bekloppt gehalten, weil wir nicht wussten ob wir weinen oder lachen sollten. Jeder 2 volle Taschen und die dritte gemeinsam tragend, schleppten wir uns den Berg hoch. Das Abendessen, eine vegetarische Version des schwedischen Gerichts "Flygande Jacob", wurde aber richtig lecker - dafür hat sich die Anstrengung dann doch wieder gelohnt. :D

Dienstag, 05.03.2019

Erste Vorlesungswoche und eine Reise ins Paradies

Nach einer ziemlich ereignisreichen und vollgepackten Orientierungswoche begann letzten Montag hier wieder die reguläre Vorlesungszeit, womit so langsam ein bisschen erster Alltag einkehrt. Mein Stundenplan ist zum Glück ziemlich entspannt - meine früheste (allerdings unregelmäßige) Veranstaltung beginnt um 10 Uhr, meine spätesten Vorlesungen enden um 18 Uhr und freitags habe ich frei. Angesichts dessen, dass das Studium im Auslandssemester jetzt keinen ganz so hohen Stellenwert hat wie daheim, bin ich damit ziemlich zufrieden. ;-) Für mein Studium in Köln kann ich mir ohnehin nur 2 der 3 Module anrechnen lassen und das ohne, dass die Noten in mein Studium in Köln übernommen werden. Die drei Kurse, die ich hier belege, sind "Marketing Management", "Business and Society" und "Introduction to Conversational Maori". Bisher ist alles ganz interessant, allerdings ist das relativ verschulte System für mich noch recht gewöhnungsbedürftig - fast jede Woche müssen irgendwelche Aufgaben eingereicht werden oder es gibt kurze Prüfungsleistungen. Dafür macht die Abschlussprüfung am Ende des Semesters dann in der Regel auch nur noch 50% der Gesamtnote aus. In der ersten Woche gab es noch keine Tutorien und in den ersten Vorlesungen ging es überwiegend um Organisatorisches, von daher war die Woche sehr entspannt. Am allermeisten genieße ich hier aber sowieso, dass ich in 10 Minuten zu Fuß in der Uni bin. Das ist gegenüber der Pendelei nach Köln einfach sooo viel angenehmer!

Am Dienstagabend hatten wir dann ein Pre-Meet vom Tramping Club für eine Clubfahrt am Wochenende in einen Ort namens "Paradise". Der Tramping Club veranstaltet jedes Semester 3 größere Fahrten mit verschiedenen Wanderungen übers Wochenende und Paradise war die erste davon. Beim Pre-Meet wurden der grobe Plan für das Wochenende und die verschiedenen Wanderungen vorgestellt, die an dem Wochenende stattfinden. Es gab insgesamt 11 verschiedene Wanderungen in unterschiedlichen Schwierigkeiten und 80 verfügbare Plätze, wobei zu dem Pre-Meet knapp 250 Leute kamen. Bei den einfacheren Wanderungen gab es jeweils bis zu 12 Plätze, bei den schwierigsten nur jeweils 3 Plätze. Für jede Wanderung gab es einen Lostopf und man konnte seinen Zettel dann in den Topf für die Wanderung werfen, die einen am meisten interessierte. Ich hatte tatsächlich Losglück und erhielt einen Platz für die Wanderung auf den Mount Alfred.

Die nächsten Tage stand also vor allem erstmal ein bisschen "Shopping" an, denn ich brauchte noch eine Isomatte, Campinggeschirr und ein paar Wanderklamotten, da ich aus Deutschland nur die wichtigsten Sachen wie Schlafsack, Wanderschuhe und eine Wanderhose mitgenommen hatte. Zum Glück gibt es hier im K-Mart einige Sachen ziemlich günstig (die Isomatte kostet zum Beispiel umgerechnet gerade mal 6 Euro). Außerdem hat der Trampingclub eine Kooperation mit einem Outdoorgeschäft in Dunedin, wo man als Mitglied Rabatt bekommt und die Leute dort sind total nett und hilfsbereit und beraten einen zu allem, was man zum Wandern in Neuseeland so braucht.

Am Mittwochabend fand dann noch ein "cultural evening" vom Otago International Friendship Network statt. Das war ziemlich cool, weil man dort noch mal eine Reihe anderer internationaler Studenten kennenlernen konnte. Und vor allem habe ich dort viele Leute getroffen, die auch in dem gleichen Uniflat-Komplex wohnen - also quasi meine Nachbarn. Die Gelegenheit wurde dann auch gleich mal genutzt, um eine gemeinsame Hausparty am Wochenende zu planen - leider für den Freitagabend, wo ich mit dem Tramping Club nach Paradise fuhr. Bei dem cultural evening wurden uns außerdem noch einige der wichtigsten neuseeländischen Vokabeln beigebracht und wir konnten ein paar typisch neuseeländische Spezialitäten probieren, darunter das Getränk "Spider". Spider ist nichts anderes als Cola mit Vanilleeis. Klingt extrem merkwürdig? Ist es auch, aber ehrlich gesagt schmeckt das wirklich gar nicht mal schlecht :D

Am Freitag startete dann auch schon unsere Fahrt mit dem Tramping-Club. Am Freitagabend trafen wir uns gegen 17 Uhr und fuhren mit Bus und Vans gemeinsam zum Campingplatz nach Paradise, ein kleines Stück hinter Glenorchy nördlich des Lake Wakatipu gelegen (habe den Ort zu dem Eintrag hier in der Karte oben markiert). Unterwegs machten wir noch einen Zwischenstopp zum Abendessen in einem kleinen Ort namens Alexandra. Bereits auf der Fahrt war ich von dem Sternenhimmel fasziniert, als wir mit Queenstown die letzte größere Stadt ein Stück hinter uns gelassen hatten. Wir erreichten den Campingplatz im Stockfinstern um kurz nach Mitternacht und der Sternenhimmel, der sich beim Aussteigen über uns auftat, war absolut fantastisch. Der Himmel war komplett wolkenlos und da wir hier mitten im Nirgendwo waren, war selbst die Milchstraße perfekt zu sehen. Im Schein der Taschenlampen schleppten wir unsere Rucksäcke und Campingausrüstung in den hinteren Teil des Campingplatzes und befestigten die Zeltplanen an den Bäumen und herumliegenden Baumstämmen. Ein paar Leute hatten richtige Zelte dabei, die meisten von uns schliefen aber einfach in größeren Gruppen unter den Zeltplanen. Zum Glück gibt es in Neuseeland keine giftigen Krabbeltiere, das war also erstmal eine nette kleine Vorübung für Australien. :D Nerviger als die Spinnen am Boden waren allerdings die Sandfliegen, die uns in den kommenden beiden Tagen noch ziemlich ärgern sollten. Da es bereits so spät und zudem eiskalt war, wurden dann nur noch die Isomatten ausgerollt und flugs krabbelten wir alle in unsere Schlafsäcke. Nachts hatte es hier nur knapp über 0°C. Mein Schlafsack ist zwar schon ziemlich warm, trotzdem war mir aber ohne weitere Decke dann doch ein bisschen kalt. Außerdem hatte ich dummerweise meine Ohrstöpsel nicht griffbereit. Mir war das im Dunkeln nicht direkt aufgefallen, aber die Zeltplane unter der ich lag, hatten wir direkt neben einem Fluss aufgebaut, der neben dem Campingplatz fließt und ziemlich laut ist. Obwohl das Geräusch schön war, konnte man dabei nicht wirklich schlafen. Letztlich haben wir in der ersten Nacht aber alle nicht wirklich geschlafen sondern mehr gedöst und uns ein bisschen ausgeruht.

Am nächsten Morgen fanden wir uns dann in unseren jeweiligen Wandergruppen zum Frühstück zusammen. Einige Gruppen, die lange und schwierige Touren (12 Std. +) vor sich hatten, waren bereits in aller Frühe aufgebrochen. Unsere Gruppe startete erst um 8.30 Uhr, wir hatten aber auch "nur" eine 6-stündige Wanderung vor uns. Zum Frühstück und zum Aufwärmen gab es erstmal noch einen leckeren warmen Porridge. Dann fuhr uns eine der Organisatorinnen zum Startpunkt unserer Wanderung am Fuße des Mount Alfred, wo der "Forest Track" beginnt.

Wer mit einem richtigen Wanderweg gerechnet hatte, wurde nun sehr schnell mit der Realität des Wanderns in Neuseeland konfrontiert. Bei dem Forest Track handelte es sich um einen schmalen Pfad, der im Zick-Zack meist sehr steil durch den Regenwald den Berg hinaufführte. Zu Beginn war der Weg an vielen Stellen beinahe überwuchert, etwas höher wurde das ganze mehr zu einer Mischung aus Wandern und Böschungen hochklettern bzw. durch kleinere Schluchten runter- und wieder hochklettern. Wegen starken Schneefalls im vergangenen Oktober waren sehr viele Bäume umgekippt oder die Böschung hinuntergestürzt, sodass an vielen Stellen dünne, dicke und manchmal mehrere Baumstämme den Weg versperrten. Mir hat das Klettern durchaus Spaß gemacht, aber ich bin froh, dass wir so absolut perfektes Wetter hatten. Bei Regen hätte ich den Berg nicht hochklettern wollen, denn bereits die wenigen Stellen, die von den letzten Regenfällen oder Wasserläufen noch nass waren, waren sehr rutschig und man musste aufpassen, wo man hintrat.

Nach etwa 3 Stunden und vielen Pausen erreichten wir endlich die Baumgrenze und ließen uns erstmal zum Mittagessen nieder, denn Wandern macht hungrig (ich hatte natürlich auf dem Weg nach oben schon ungefähr 6 Müsliriegel und eine Tüte Karotten aufgefuttert :D).

Nach der Pause setzten wir dann unseren Weg oberhalb der Baumgrenze fort, wobei sich eine fantastische Aussicht vor uns auftat, die die Mühen der Kletterei allemal belohnte. Nur 3 von uns kletterten bis ganz hoch auf den Gipfel, einige andere und ich stoppten ca. 100m unterhalb, da uns das Terrain danach zu unsicher wurde - wir mussten ja nicht nur hoch, sondern auch wieder runterkommen. Die Aussicht war so oder so beeindruckend. Unterhalb konnte man das nördliche Ende des Lake Wakatipu und das Dart River Valley sehen, auf der anderen Seite die teils noch etwas schneebedeckten Gipfel der Berge rundherum.

Nachdem wir ausgiebig die Aussicht genossen und viel zu viele Fotos gemacht hatten, begaben wir uns langsam und vorsichtig wieder an den Abstieg. Gegen 15 Uhr erreichten wir schließlich wieder den Parkplatz, wo wir allerdings noch über eine Stunde in der Sonne warten mussten, bis wir wieder abgeholt wurden.

Zurück auf dem Campingplatz hatte ich dann wie einige andere auch erstmal das Bedürfnis nach einer Abkühlung. Die gab es in Form eines Bades im Routeburn River. So glasklar und blau wie der Fluss war, so eiskalt war er allerdings auch. Länger als wenige Sekunden hielt es keiner im Wasser aus, aber zumindest war es sehr erfrischend und ein guter Ersatz für die nicht vorhandene Dusche. :D

Abends gab es dann einen Kochwettbewerb unserer Gruppenleiter. Unsere drei Teamleader, Annie, Becky und Eilish zauberten uns auf dem Campinggrill super leckere Veggieburger aus insgesamt 18 Zutaten und sahnten damit den Gewinn für das Hauptgericht ab. Zum Nachtisch gab es bei uns Applecrumble mit Vanillepudding...was für ein Camperleben! :D

Später am Abend wurden dann noch alle möglichen Spiele gespielt, ein Geburtstagslied für einen Mitcamper gesungen, Bierchen getrunken und zum Abschluss gab es noch eine Runde Worm Wrestling. Dabei treten in einer abgesteckten "Arena" zwei Camper in Schlafsäcken stehend gegeneinander an - Arme benutzen ist verboten und wer zuerst fällt oder aus der Arena geschubst wird, hat verloren. Ich hab mich dann irgendwann noch ein bisschen auf den Parkplatz gesetzt, den Sternenhimmel genossen und versucht, mal wieder ein paar neue Sternbilder zu lernen. :D Da wir von unseren Wanderungen alle hundemüde waren, schliefen wir in dieser Nacht erstaunlich gut.

Am nächsten Morgen stand nach dem Frühstück noch ein Rivercrossing-Training im Fluss neben dem Campingplatz statt. Ausgerüstet mit großen Backpacks und Wanderschuhen übten wir, in Vierergruppen den Fluss sicher zu durchqueren. Das hat Spaß gemacht, war allerdings ziemlich kalt (der gleiche Fluss wie am Vortag - mit wahrscheinlich etwas unter 10°C Wassertemperatur) und natürlich nass. Ich hatte schlauerweise als Zweitschuhe lediglich meine Flipflops dabei...sehr Kiwi-mäßig! :D Nach dem Rivercrossing packten wir unsere Sachen zusammen und ein paar Leute nutzten die restliche Zeit und die Tatsache, dass sie eh schon nass waren, um noch mal ein kurzes Bad im Fluss zu nehmen. Gegen 13 Uhr machten wir uns schließlich auf den Rückweg. Unterwegs machten wir aber noch eine Pause am Lake Wakatipu, wo einige noch mal schwimmen gingen. Die Kulisse hier war absolut traumhaft und ich war ein bisschen traurig, dass ich meine noch nassen Badesachen in das große Backpack gepackt hatte, das irgendwo im Gepäckfach des Busses lag. Das einzige, was die Idylle störte, waren die Sandflies, die an dieser Stelle zu Tausenden rumflogen, sodass man gefühlt mindestens 50 davon gleichzeitig auf Armen, Beinen und sonst überall sitzen hatte. Wer vorher noch nicht komplett zerstochen war, war es spätestens jetzt - und leider scheinen die Viecher mittlerweile gegen so ziemlich alle herkömmlichen Abwehrsprays immun zu sein, denn obwohl wir alle mit den verschiedensten Sachen eingesprüht waren, ließen sie sich nicht abschrecken. Aber gut, das gehört auf der Südinsel wohl dazu. Angeblich beginnt man nach 10.000 Stichen irgendwann langsam eine Immunität zu entwickeln, sodass die Bisse nicht mehr ganz so arg jucken. Na dann :D

Einen zweiten Zwischenstopp, diesmal zum Mittagessen, legten wir schließlich noch in Queenstown ein. Das war ganz cool, da es auf dem Hinweg bereits dunkel gewesen war und wir jetzt zumindest mal einen kurzen ersten Eindruck der Stadt bekamen. Queenstown ist in Neuseeland DIE Touristen- und Abenteuerstadt schlechthin und der Großteil der Ladenlokale in der Innenstadt wird von Anbietern für alle möglichen Extremsportarten, Erlebnistouren etc. genutzt. Zugegebenermaßen muss man aber auch sagen, dass Queenstown nunmal eine einzigartig schöne Lage am Ufer des Lake Wakatipu hat, umgeben von den schneebedeckten Berggipfeln der neuseeländischen Alpen. Irgendwann an einem der kommenden Wochenenden stehen sowohl Queenstown als auch Wanaka auf jeden Fall noch mal auf meiner To-Visit-Liste - vor allem Wanaka, das mir bisher von ausnahmslos jedem hier als einer der schönsten Orte empfohlen wurde.

Gegen 20 Uhr waren wir wieder zurück in Dunedin. Gemeinsam mit meiner Mitbewohnerin Hanne, die auch auf dem Trip war, fuhr ich dann noch kurz zum Supermarkt und machte mich anschließend ans Auspacken und Aufräumen, ehe ich - wie immer viel zu spät - irgendwann ziemlich hundemüde ins Bett fiel. Zum Glück hatte ich aber gestern erst um 12 Uhr Vorlesung und konnte dementsprechend erstmal ausschlafen. So schön das Campen jedes Mal ist, so schön ist es dann trotzdem auch, wieder ein richtiges Bett zu haben. :D

Montag, 04.03.2019

Der erste Wochenendtrip - Tag 3: Te Anau und Milford Road

Am dritten Tag unseres Wochenendtrips wollten wir von Manapouri aus ins ca. 30 Minuten entfernte Te Anau fahren. Te Anau ist soetwas wie das Tor zum Fiordland und direkt oder indirekt Ausgangspunkt für 3 der Great Walks in Neuseeland. Von hier startet der Kepler Track und ebenso die Milford Road - die Straße, die mitten hinein ins Fiordland zum Milford Sound führt. Von dort starten dann der Routeburn Track sowie der Milford Track.

Auf dem Weg nach Te Anau machten wir einen kurzen Schlenker in die Supply Bay, wo ein kleiner Wanderpfad durch den Regenwald zum Waiau River führt. Es war nicht ganz einfach, den Start dieses Pfades am Waldrand zu finden, da es sich nicht um einen offiziellen Wanderweg handelt. Aber nach etwas Suchen hatten wir ihn dann doch gefunden. Der Weg dauert hin und zurück ca. 40 Minuten und führt zu einem Aussichtspunkt am Fluss, von dem aus man theoretisch noch 2 Stunden weiter zum Ruby Beach laufen kann, was wir uns aber aus Zeitgründen gespart haben.

 

In Te Anau angekommen haben wir zunächst einen Zwischenstopp beim Visitor's Centre eingelegt, wo wir einige Infos über die Fiordland-Region und die dortigen Great Walks eingeholt und Broschüren mitgenommen haben. Außerdem wurde hier noch ein Kurzfilm über das Fiordland gezeigt, den wir uns angeschaut haben. Anschließend sind wir nach Te Anau reingefahren und haben dort im Supermarkt erstmal ein paar Snacks zum Brunchen geholt und im iSite (das sind die Touristen-Infozentren) noch mehr Broschüren mitgenommen.

Am Parkplatz entschieden wir uns dann dafür, den ersten Teil der Milford Road zu fahren, da es auf dem Weg zum Milford Sound noch eine ganze Reihe spannender Wanderwege und Haltepunkte mit spektakulärer Landschaft gibt, die man kaum alle auf einmal anschauen kann. Bis Te Anau Downs führt die Straße unmittelbar am Lake Te Anau entlang, was allein schon eine unglaublich schöne Kulisse bietet.

Unser erstes Ziel war Lake Mistletoe, ein kleiner Gletschersee kurz vor Te Anau Downs. Vom Parkplatz aus führt ein ca. 45-minütiger Rundwanderweg zu dem See, der von einer wunderschönen grünen Landschaft umgeben ist.

Lake Mistletoe

Von dort aus ging es dann weiter durch Te Anau Downs Richtung Norden...

...bis wir nach eine knappen Stunde das Eglinton Valley erreichten. Und was ist das für eine unglaubliche Landschaft! Wir hatten Glück, dass wir als wir ankamen fast alleine dort waren und den magischen Ort eine Weile so genießen konnten. Leider dauerte es trotzdem nicht allzu lange, bis hinter uns 10 weitere Autos am Straßenrand standen und fleißig vor der wunderschönen Kulisse posiert wurde...aber wer will es den Touris auch verübeln. Dieses Land bietet nunmal so viele unglaublich faszinierende Landschaften, es ist fast unmöglich in einem zeitlich begrenzten Urlaub auch nur einen Bruchteil davon wirklich zu sehen.

Wenige Kilometer nördlich des Eglinton Valleys liegen die sogenannten Mirror Lakes, in denen sich bei gutem Wetter und Windstille das Bergpanorama spiegelt. An diesem Tag leider nicht so richtig, da es zwar teils sonnig, aber ziemlich windig war. Trotzdem sind die Mirror Lakes auch so einen Besuch wert, das Panorama ist einfach wunderschön.

Bei den Mirror Lakes mussten wir dann leider auch wieder umdrehen, da uns so langsam sowohl das Benzin als auch die Zeit ausging. Wir hatten immerhin noch gut 4,5 Stunden Rückfahrt nach Dunedin vor uns. Der Rückweg hielt dann allerdings auch noch eine kuriose und eine schöne Überraschung für uns parat. Erst gerieten wir in eine Art Oldtimer-Traktor-Parade, dann begleitete uns über fast 2 Stunden ein Regenbogen auf unserem Heimweg, der sich kurz vor dem Ziel wie ein Tor in den schillerndsten Farben vor uns öffnete, ehe er sich dann beim "Hindurchfahren" auflöste. Das war definitiv der schönste Regenbogen, den ich bisher erlebt habe :-)

Gegen 21 Uhr waren wir dann endlich wieder zuhause, nachdem wir die Gelegenheit des Mietwagens noch für einen Wocheneinkauf bei Pak'nSave genutzt haben - der "Aldi" von Neuseeland, der leider im Süden Dunedins und damit nicht gerade fußläufig um die Ecke liegt.